Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
Vom Netzwerk:
Laune verderben. Daher möchte ich uns den Gefallen tun, den Verlauf der Verhandlungen zusammenzufassen:
    Xengatcha stellte in seiner umständlichen Sprechweise klar, dass er keineswegs der Anführer seines Volkes sei und dass es auch niemanden in einer solchen Position gäbe. Als alter, erfahrener Mann sei er aber geachtet und wüsste, wie die Leute dächten. Deswegen sei es legitim, wenn er zunächst einmal die Verhandlungen führe. Außerdem fügte er mit einem breiten Grinsen hinzu: „Lügen will auch ich nicht, daher wisst, dass ich mir Vorteil hiervon verspreche.“
    Dann erklärte er, dass er nicht der Einzige seines Volkes sei, der Lenas Stoßtrupp im Auge hätte. Die Anderen seien jedoch lediglich dazu abgestellt, sicherzustellen, dass die Fremdlinge nichts Verbotenes täten und sie nötigenfalls von den Dörfern fernzuhalten. Er habe sich ein eigenes Bild gemacht und entschieden, anders zu handeln. Daraufhin verlangte er, dass Lena ihm genau auseinandersetzte, welche geschäftlichen und freundschaftlichen Beziehungen sie jetzt oder später anstrebte. Xengatcha fragte sie erstaunlich gezielt über das Geschäftsmodell der Catjary aus.
     
    Lena schwitzte, ausnahmsweise nicht wegen der Hitze, Blut und Wasser. Ihr war klar, dass sie wahrscheinlich keine Chance bekommen würde, ein weiteres Mal mit den Balazuma Kontakt aufzunehmen, falls diese Gespräche scheiterten. Trotzdem durfte sie natürlich die grundlegenden Geheimnisse der Catjary nicht preisgeben. Außerdem war ihr selbst noch nicht wirklich klar, in welche Richtungen sich die Kontakte zwischen Catjary und Balazuma-Stamm ausbauen lassen könnten und in welcher Form, die beiden Seiten genehm war, das auf die Dauer organisiert werden konnte.
    Sie erklärte genau, welche Art Handel sie sich hier und jetzt vorstellte und bekundete Interesse an zukünftigen Absprachen, räumte aber ihre eigene Unsicherheit bezüglich der Möglichkeiten ein, die sich in Zukunft noch bieten könnten. „Wir haben Gastgeschenke mitgebracht: fünfzehn einfache Eisenmesser, fünf Handsägen, einen Beutel Salz. [44] Uns ist daran gelegen, dass sich nicht ein Einzelner damit bereichert, sondern dass diese Dinge vielen zugutekommen. Auch wenn ich nur darauf vertrauen kann, dass Ihr aufrichtig seid, würde ich Folgendes vorschlagen: Euch schenke ich ein Messer, eine Säge und das Salz, als Anerkennung, dass Ihr Euch als Erster auf ein Gespräch mit uns eingelassen habt. Da wir nicht in Eure Ortschaften gehen dürfen, würde ich Euch bitten, dass Ihr die restlichen Dinge an die Menschen verteilt, die sie am dringendsten brauchen“, erklärte Lena am Ende ihrer langen Ausführungen. Sie fügte noch hinzu, dass, falls es zu einem Handel käme, diejenigen Balazuma, die zuerst mit der Karawane der Catjary in Verbindung träten, ebenfalls mit solchen Geschenken rechnen konnten. „Jetzt ist es nur recht und billig, dass Ihr, Xengatcha, eurerseits erklärt, wo Eure Interessen im Kontakt mit uns liegen. Wenn Ihr so freundlich wäret?“
    Dieser Aufforderung kam Xengatcha mit Bedacht nach. Er erklärte sich zunächst bereit, Lenas Geschenke weiterzureichen, und einigen Bekannten von ihrem Angebot zu erzählen, damit sie zum Handelszug stoßen konnten, um dort wenn sie es wünschten, Geschäfte zu machen. Er erklärte auch unverblümt, dass er sich erhebliche persönliche Gewinne verspreche, wenn er die Geschäfte mit der Catjary vermittle. Darüber müsse man sprechen, bevor man sich über weitere Annäherungen unterhalte. Auf so etwas habe ich gehofft. Jetzt habe ich ihn am Haken, dachte Lena.
    Die Gewinnbeteiligung war schnell ausgehandelt. Jedes Mal wenn die Catjary sieben Macheten oder Sägen bzw. Zwanzig Messer an die Balazuma verkauft hatte, sollte Xengatcha jeweils ein Messer oder einen Beutel Salz erhalten. Diese Waren würde man den betreffenden Kunden für Xengatcha im Vertrauen darauf, dass sie auch ausgeliefert würden mitgeben.
    Nachdem das abgemacht war, überraschte Xengatcha Lena und ihre Freunde, indem er tatsächlich noch länger blieb, um ihnen seine weiteren Gedanken zum Thema Freundschaft und Verständigung auseinanderzusetzen. Der Alte hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass seine Absichten nicht selbstlos waren. Er verfolgte jedoch auch andere Ziele. Nicht alle Balazuma waren glücklich damit, dass die Beziehungen zu der Stadt V´Llionias und zur Waldläufergilde sich so festgefahren hatten, dass man sich nicht auf mehr einlassen konnte, als sich gegenseitig so weit

Weitere Kostenlose Bücher