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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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wie möglich in Ruhe zu lassen. Trotz allem Unbill, das diese Nachbarn seit der Stadtgründung den Balazuma beschert hatten, war vielen inzwischen klar, wie wertvoll selbst die wenigen Metallwerkzeuge, die sie während der von Misstrauen geprägten Begegnungen mit einzelnen Dschungelbauern erwerben konnten, waren und wie sie das Leben der Besitzer und dadurch der ganzen Stammesgesellschaft erleichtert hatten. Viele träumten von einem Stamm, in dem jeder ein Messer, eine Axt und eine Machete besaß. Wenn jetzt ein Kontakt zu einer neuen Macht, der Catjary dazu führen konnte, dass man der Erfüllung dieses Wunsches näher käme und langfristig darüber auch eine Einstellung der immer wieder aufflammenden Feindseligkeiten mit den Städtern und den Waldläufern erreicht werden könnte, gäbe es viele Balazuma, die das guthießen. Xengatcha ging sogar auf eine von Lenas unsicheren Andeutungen ein, dass es möglich sein könnte, gegenseitige dauerhafte Vertreter zu entsenden. Voraussetzung dafür sei, dass eine Ausnahme von dem jetzigen Status quo ausgehandelt werde, nachdem Balazuma das Stadtgebiet nicht betreten durften und Leute aus der Stadt in Balazumaland nicht geduldet waren.
    Solch ambitionierte Pläne waren, das war allen klar, bisher noch Zukunftsmusik. Mithilfe von Velinas und der Waldläufer konnte man sich darauf einigen, dass man erst mal auf einem bestimmten Hügel ein Stück außerhalb der Stadtgemarkungen versuchen wollte, einen Treffpunkt zu bestimmen. Vorsichtshalber wurden gleich drei Termine für Treffen an diesem Ort vereinbart. Schon hat die Catjary eine neue Außenstelle. Der Hügel liegt im Niemandsland, ist aber von unserem Kontor im Aussiedlerhof aus gar nicht mal so schlecht zu erreichen. Wenn wir tatsächlich ins Geschäft kommen, wird es dort bald ein kleines Lagerhaus der Catjary geben. Dafür müssen wir nicht mal in der Stadt um eine Genehmigung bitten. Langsam lerne ich, wie Katja über Geschäfte zu denken.
     
    *
    Alf machte sich Sorgen. Nicht nur darüber, dass er sich auf dem Rückweg zur Handelskarawane das Bein aufgeschürft hatte und dass Lena über Kopfschmerzen klagte. Es war nun zehn Tage her, und nach dem Zusammentreffen mit Xengatcha hatten sie keine Balazuma zu Gesicht bekommen. Täglich entzündeten sie große, rauchende Signalfeuer, um gefunden zu werden, wurden aber Tag für Tag enttäuscht. Gestern hatten sie den Bereich verlassen, in dem das Balazumagebiet den Feuchtdschungel im Norden beherrschte und waren wieder in den Feuchtdschungel abgebogen. Da Lena noch auf das Eintreffen von Balazumahändlern hoffte, hatte sie bisher darauf verzichtet, die Sammler anzuweisen, ihre Körbe mit allem Möglichen vollzustopfen. Für diese Maßnahme wurde es nun wirklich hohe Zeit. Kehrten sie nur mit den wertvollen Dingen in die Stadt zurück, die sie bisher zusammengetragen hatten, würde der Erlös, obgleich weder Lena noch Alf unterwegs zu exakten und verlässlichen Kalkulationen in dieser Hinsicht in der Lage waren, allerhöchstens ausreichen, die Expeditionsteilnehmer auszubezahlen. Dazu würden sie aber auch die Waren, die speziell für den voraussichtlich profitablen Hochseehandel vorgesehen waren, in der Stadt absetzen müssen. Dass Lena wertvolle Werkzeuge an Xengatcha ohne Gegenleistung abgegeben hatte, verbesserte die Bilanz keineswegs. „Lena, wir sind jetzt wieder im Feuchtdschungel! Bitte gib endlich die Anweisung aus, dass auch die Dinge gesammelt werden sollen, die für uns nur mäßigen Handelswert haben, damit die Körbe voll werden!“, forderte Alf seine Freundin auf.
    Lena seufzte tief, wie so oft in den letzten Tagen. Sie waren sechs Tage über dem ursprünglichen Zeitplan. Ihr musste klar sein, dass ihr keine andere Wahl blieb, als Alfs Drängen nachzugeben. Wenn sich die Sammelkörbe nicht bald füllten, würden auch die Mitarbeiter nichtmehr bei der Stange zu halten sein, selbst wenn sie am Ende für jeden weiteren Tag so oder so gute Bezahlung zu erwarten hatten. Außerdem hatte Katja im Vorfeld deutlich darauf hingewiesen, dass in der derzeitigen Lage sogar reale Verluste besser zu verschmerzen wären, als wenn dieser Handelszug am Ende wie ein Misserfolg aussähe. Selbst wenn sie genug zusammenbekämen, ihr Seehandelsprojekt zu beginnen, konnten die eigenen Waren der Catjary unmöglich mehrere Hochseeschiffe füllen. Es mussten auf jeden Fall auch Waren von anderen Händlern auf Kommission mitgenommen werden, um die Laderäume zu füllen. Diese Waren

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