Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
würde man einer erfolglosen Catjary nur in sehr geringem Umfang anvertrauen.
Lena seufzte erneut: „Also gut. Reden wir darüber. Unser Nachhauseweg zum Marktkontor dürfte vier Tage brauchen, und die Strecke führt durchgehend mitten durch den Feuchtdschungel. Nur die letzte Tagesreise werden wir uns innerhalb der Stadtgemarkungen bewegen, davor können wir nach Herzenslust sammeln, richtig?“
„Ja, schon. Aber du musst bedenken, dass direkt außerhalb der Stadtgemarkungen der am stärksten beanspruchte Bereich des Dschungels liegt“, wandte Velinas ein, der an der Besprechung beteiligt war.
Das Problem war Alfred nicht fremd. Soviel man allgemein auf eine nachhaltige Waldwirtschaft bedacht war, gab es doch auch Grenzen dieser verbreiteten Politik. Außerhalb der Stadtgemarkungen existierten keine festen Regeln mehr. Daher kam es gerade in diesen Grenzbereichen bei allen Städten zu einem gewissen Maß an Kahlschlag und Vernutzung des Waldes. Das betraf natürlich gerade auch den stadtnahen Feuchtdschungel.
„Ja“, sagte Lena, um deutlich zu machen, dass sie verstanden hatte, was Velinas sagen wollte. „Dann denke ich, wir sollten Folgendes machen: Wir ziehen noch einen halben Tag im Grenzbereich zum Stammesgebiet nach Norden. Dabei gebe ich die Losung aus, auch alles zu sammeln, was auf Platz vier bis sechs in der Prioritätenliste steht, die wir im Vorfeld zusammengestellt haben. Das wären die Sachen, die wir zwar im Seehandel mitnehmen könnten, die dort aber nur geringe Gewinne versprechen. Dann wandern wir einen weiteren halben Tag sehr, sehr langsam strack wieder in Richtung Stadt zurück und behalten das Sammelkonzept bei. So lange machen wir auch weiter Signalfeuer. Es ist nicht unmöglich, dass doch noch jemand kommt. Morgen werden wir wieder so zügig ausschreiten, wie das bei der Hitze möglich ist. Ich werde dann die Losung ausgeben, auch die Sachen, die bis zu Platz zehn der Prioritätenliste einnehmen, zu sammeln. Das wären die Dinge, für die wir praktisch nur in der Stadt selbst einen Markt finden. Am folgenden und allen weiteren Tagen heißt es, bis wir die Stadtgemarkungen erreicht haben: Feuer frei. Jeder sammelt alles, was man überhaupt nutzen kann. Auch die Wächter und Träger laden sich richtig schön den Buckel voll und sei es nur mit Brennholz und noch mehr Schildkrötenpanzern.“
Letzteres Beispiel hatte Lena nicht zufällig gewählt. Am vergangenen Tag waren sie durch einen Landstrich gekommen, in dem es von verschiedenen Schildkrötenarten wimmelte. Was Nahrung anbetraf, war es unnötig gewesen, die Sammler zu bemühen. Es reichte, Träger rund um das Lager Schildkröten einsammeln zu lassen und das leckere Fleisch zu garen. Dabei fielen als Nebenprodukt die oberen Panzer an, die man später als Obstschalen oder Ähnliches weiterverkaufen konnte. Die Reinigung der Panzer übernahmen bestimmte Ameisen, die die Fleischreste daran sehr schätzten.
Viele Dinge auf dieser Reise funktionierten mit ähnlichen Tricks und Alf fand sie allesamt faszinierend. Auf einer Expedition die zwei Monate dauerte, konnte man nicht darauf vertrauen, dass Pflanzen, die man zu Beginn gesammelt hatte, am Ende noch brauchbar wären. Daher musste das Sammelgut auf irgendeine Art vorkonserviert werden. Die Organisation davon war vor allem die Domäne Velinas´, der sich mit dergleichen auskannte. Ob es reichte, das wertvolle Gut langsam in der feuchten Luft anzutrocknen, oder ob schnelleres Trocknen an Feuern indiziert war, musste gewissenhaft abgewogen werden. In anderen Fällen musste auch ein grober Brei aus dem Sammelgut gemacht werden, dem man bestimmte konservierende Stoffe aus der Natur oder einfach Meersalz zugeben konnte. In den allermeisten Fällen reichte es also nicht, nur irgendwas vom nächstbesten Baum abzuschneiden und in einen Korb zu werfen.
Schön und gut, aber damit verhindern wir höchstens eine vollständige Katastrophe, dachte Alf. Ich, Lena und Rolf haben bestimmt jeder fünf Kilo abgenommen auf dieser Tour, und keiner von uns war vorher zu fett. An Nahrungsmangel hat das nicht gelegen. Diese Dschungelarbeit ist zu auszehrend. Wir können so was nicht noch einmal durchstehen, wenn am Ende kaum was rausspringt. Genau das wird Katja aber von uns erwarten. Irgendwie müssen wir schließlich weitermachen. Nein, das kommt für mich nicht infrage. Da muss eine andere Strategie und Taktik her, sonst geht diese Handelsgesellschaft halt den Bach runter und wir leben von ehrlicher
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