Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
sicherlich ein neuer, ein eigener, Geschäftszweig daraus werden. Da die Stammesleute bereit sind, zu uns zu kommen, ist dieser Handel auch nicht so mühselig. Leider reicht das langfristig nicht aus, unseren Bedarf an speziellen Waren zu decken, wenn ich die Situation einigermaßen richtig verstanden habe. Der Kontrakt, den Lena mit dieser Prospektorensiedlung geschlossen hat, ist ebenfalls vielversprechend. Leider wird auch dort nicht genug produziert, um unseren Bedarf langfristig zu decken. Als ihr dort hingekommen seid, habt ihr Vorräte aufgekauft, die über Monate angehäuft wurden. Es gibt, zusammengefasst, nicht genügend nutzbare Quellen für die Waren, die wir suchen, und das Problem dabei ist nicht etwa, dass die Natur zu arm wäre.
Also habe ich mir Folgendes ausgedacht: Wir beginnen unsere eigene Produktion im Dschungel. Dabei übernehmen wir das Konzept der Prospektorensiedlungen, nur mit dem Unterschied, dass wir Versorgungslinien und Personalwechsel organisieren und die Erträge regelmäßig abschöpfen. Außerdem haben wir gegenüber dem Lager, von dem ihr berichtet habt, einen enormen Vorteil: Wir wären nicht darauf angewiesen, dass sich ein paar Freunde zufällig treffen und beschließen, mal mehr oder weniger auf gut Glück los zu ziehen und dabei nur die Ausrüstung haben, die sie sich von ihrem Taschengeld leisten können. Unsere eigenen Prospektorensiedlungen wären wohlorganisiert, gut versorgt und vorbildlich ausgestattet. Wir können Sorge tragen, dass immer ein paar Veteranen dabei sind, die den Neulingen zeigen, worauf es ankommt. So würden auch bei der Sicherung dieser Lager am Anfang nicht so viele Fehler gemacht. Nach dem, was ihr erzählt habt, bräuchten wir fünf solcher Einrichtungen, um unseren Bedarf langfristig zu decken. Was haltet ihr davon?“ Katja war offensichtlich selbst so angetan von ihrem Plan, dass sie diese Worte ohne jede Unterbrechung hervorgestoßen hatte. Nun musste sie erst einmal nach Luft schnappen.
„Wir müssten dafür sorgen, dass die Lager regelmäßig verlegt werden, um Schäden am Wald klein zu halten und die Ausbeute nicht zu sehr mit der Zeit schrumpfen zu lassen“, wandte Alf ein.
„Wir bräuchten mehr Leute als wir bisher haben“, gab Lena zu bedenken. „Wenn wir gut gesicherte Lager wollten, sollten wir eher etwas mehr Leute dort unterbringen. Also jeweils um die dreißig bis vierzig. Gehen wir von vierzig aus. Das wären also zweihundert in den Lagern. Dazu bräuchten wir ständig ein bis zwei arbeitende Karawanen von fünfzig, nein, sagen wir besser siebzig Leuten, um die Versorgungsrouten zu bedienen. Dann noch eine gleichgroße Gruppe, um den Handel mit den Dörfern und den Balazuma am Leben zu erhalten. Die zusätzlichen Kräfte, die wir im Kontor und im Seehandel benötigen, sind da noch gar nicht berücksichtigt. Also wären das ständig knapp 400 Leute in diesem Geschäftsfeld, - nur dass das niemand dauerhaft machen kann. Wenn wir realistisch bleiben wollen, können wir vielleicht am Anfang mit der dreifachen Zahl auskommen und später noch mit der vier- bis fünffachen. Katja, das wären zweitausend Mitarbeiter im Dschungelhandel!“, stellte Lena abschließend nicht ohne Faszination und einer gewissen Erschütterung über diese Vorstellung fest.
„Das ist zwar kein unüberwindliches Hindernis, aber wir werden kleiner anfangen müssen, so viel ist wohl klar“, meinte Katja trocken. „Was fällt euch sonst noch Grundlegendes dazu ein?“
Alf meldete sich erneut zu Wort: „Ich will jetzt nicht mit Zahlen jonglieren. Wir sollten bedenken, was diese Prospektorensiedlungen für die Jugendlichen darstellen, die sich auf so was einlassen. Bisher machen das hauptsächlich welche mit, die sich versprechen, danach ein gutes Leben führen zu können. Außerdem ist es ein gemeinsames Abenteuer. Ein wenig wie unsere Südamerikatour, nur viel gefährlicher und finanziell genau das Gegenteil davon. Ich denke mit diesen Erwartungen müssen wir arbeiten.“
Die Beratungen gingen noch eine ganze Weile so weiter. Schließlich konnte Katja einen konkretisierten Vorschlag daraus ableiten, den alle für vernünftig hielten, auch wenn Lena durchaus noch Sorge hatte, etwas zu Großes anzupacken. Im Kern lief es darauf hinaus, mit zwei weiteren Einrichtungen dieser Art anzufangen und das System nach und nach auszubauen. Statt ausschließlich auf wechselnde Schichten zu setzen, sollten auch Kernbelegschaften in den Lagern installiert werden, die,
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