Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
versucht, Signalraketen abzufeuern, aber die Treibsätze von den Dingern haben offenbar schon rumgeschmort, deswegen war das auch nicht von Erfolg gekrönt.“
„Wir können der Einfachheit halber davon ausgehen, dass uns hier wahrscheinlich niemand sucht“, fasste Alf die Lage zusammen.
Katja seufzte tief. Lena konnte Katjas Erleichterung darüber, dass sich endlich jemand an dem bisher so einseitigen Gespräch beteiligte, gut nachfühlen. Sie selbst fühlte sich angesichts dieser Probleme immer noch wie das Kaninchen vor der Schlange und vermutete, dass es den meisten ihrer Freunde ebenso ging. Alfs Wortmeldung hatte auch ihr geholfen, ihre Starre zu überwinden. „Wie steht es um unsere Vorräte und so, Katja?“, fragte sie.
„Eigentlich ziemlich gut. In der Hinsicht ist es ein Glück, dass die meisten Passagiere … ausgestiegen … sind.“
Mehr als einer zuckte bei dieser Formulierung zusammen. Doch Katja setzte ihre Erläuterung entschlossen fort: „Was an Snacks, Getränken und übrigen Mahlzeiten noch da ist, sollte für uns ohne Weiteres drei Wochen lang oder noch länger reichen. Durch den Schnee und den Frost draußen haben wir kein Konservierungsproblem. Allerdings wird es nur kalte Kost werden, weil in der Küche nichts mehr funktioniert. Das Flugzeug wird bis spätestens morgen ausgekühlt sein. Dann gibt es nur noch Körperwärme unter reichlich Polstern und Decken.“
„Wenn wir hier länger rumsitzen sollten, könnten Frau Pilcher, ich meine Emily, und ich, schauen, ob wir an das Flugzeugkerosin rankommen. Im Tank müssen noch ein paar Tonnen davon übrig sein. Schließlich ist Körperwärme zurzeit nur für Lena und Alf eine angenehme Alleinlösung ….“, warf Erik ein, nicht ohne sich zu der anzüglichen Bemerkung am Schluss noch ein übertriebenes Zwinkern zu genehmigen.
Die Beiden wurden erwartungsgemäß knallrot, was bereits für genug Erheiterung gesorgt hätte, wenn sich die Pilchers sich nicht in diesem Moment noch vielsagend angesehen hätten, um damit stumm mitzuteilen, dass sie zwar alt wären, aber gegen etwas Körperwärmeteilen nichts einzuwenden hätten.
Alle brachen in Gelächter aus, und die allgemeine Anspannung war für eine kleine Weile wie weggeblasen. Katja ist nicht locker. Ich könnte schwören, dass sie nur mitgelacht hat, um zu verdecken, dass sie bei der Bemerkung ebenfalls rot geworden ist, wie eine Tomate. Vielleicht noch mehr als ich. Also hat sie an jemanden gedacht, mit dem sie ganz gerne mal … ein kaltes Flugzeug teilen würde. Interessant. Ich muss sie irgendwann fragen, wer denn der Glückliche ist. Wenigstens bin ich mir sicher, dass sie nicht heimlich in Alf verschossen ist. Darüber, dass wir zusammengekommen sind, hat sie sich nämlich ohne Einschränkung schimmlig gefreut. Und vortäuschen, dass sie Gleichgültigkeit und den Triumph es vorher gewusst zu haben, nur spielt, aber in Wirklichkeit weder glücklich noch gleichgültig, sondern niedergeschlagen und eifersüchtig ist, das ist selbst für Katja zu verworren, dachte Lena.
Auch ohne die vielen Toten, die draußen verschüttet lagen, wäre die Situation zu ernst gewesen, als dass sich Ausgelassenheit lange hätte halten können. Wir versuchen, zu vergessen, dass Eddie da draußen zerquetscht worden ist. Wir geben uns Mühe, uns zu überzeugen, dass wir hier in Sicherheit wären, bis wir geborgen werden. Sogar Katja schafft es zeitweilig, sich selbst zu betrügen. Das heißt, ihr Stresslevel dürfte gefährlich nah an der Markierung ´Nervenzusammenbruch´ sein. Irgendwie spüre ich das. Und wenn Katja nicht mehr funktioniert, geraten wir Normalsterblichen garantiert in Panik und es wird wirklich ernst. Also muss ihr jemand Vernünftiges mit der Führungsrolle unter die Arme greifen. Der Kapitän. Scheiße, der ist gerade viel zu glücklich damit, ihr alles zu überlassen. Von sich aus wird der jetzt nix mehr machen. Rolf ist zu doof, der trägt uns eher auf Kommando alle bis nach Hause als das er von sich aus irgendwas startet. Erik wird nichts anleiern, das nicht technischer Natur ist. Die Pilchers sind nett, aber wir kennen sie nicht gut genug. Alf verehrt Katja viel zu sehr, als dass er erkennen könnte, dass sie es ohne Hilfe nicht schafft, den kühlen Kopf zu bewahren. Es ist ja auch nicht so als hätte Katja auf unserer bisherigen Tour jemals die Fassung verloren. Dazu hätte es nun wirklich Gründe genug gegeben. Außerdem ist mein Schatz zu beschäftigt damit, verliebt in mich
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