Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
oder, wo immer das auch sein mag, dort wo gekämpft wird.
An den Aufzügen auf das Plateau mit der Residenz von Celljins Familie musste Cenimnir zunächst warten. Viele Bürger strebten diese erhöhten, in dieser unsicheren Situation zusätzliche Sicherheit versprechenden, Posten an. Außerdem war einer der Aufzüge für offizielle Boten und Militär reserviert worden. Oben angekommen erfuhr Cenimnir bald, dass er nicht der Einzige war, der auf den Gedanken gekommen war, sich bei Celljins Familie zu erkundigen. Auf dem Gelände drängten sich, um eine blutbesudelte Vilana, die neben Rolf, diesem Riesen, wie eine Angehörige einer Zwergenfamilie wirkte, zahlreiche Menschen. „… werden wir also eine Bürgermiliz bilden und unseren Teil zur Verteidigung beitragen! Mein Schwager dort drüben wird für eure Bewaffnung sorgen.“, beendete Vilana gerade eine Ansprache.
„Vilana, kannst du mich ins Bild setzen?“, fragte Cenimnir ohne Umschweife. Während sie antwortete, registrierte er beruhigt, dass das viele Blut offenbar nicht von ihr selbst stammte.
„Cenimnir! Gut dass du hier bist. Pass auf! Wir haben jetzt keine Zeit, ausführlich zu sprechen. Ich habe Nachricht bekommen, dass Constantin nach den ersten Gefechten an der alten Unterstadtbresche verloren gegangen ist. Er wurde gesehen, wie er orientierungslos umherirrte. Vielleicht ist er verletzt! Kannst du gehen und ihn suchen?“
Er nickte. „Das werde ich, Vilana. Sag mir wenigstens kurz, was ich wissen muss, um nicht in Schwierigkeiten zu geraten!“
„Wir werden von einer enormen Streitmacht aus Lianta Xintall angegriffen. Sie sind überraschend mit einer großen Flotte im Hafen erschienen und haben im Handstreich alles Gebiet östlich der alten Unterstadt genommen. Constantin wurde an der vordersten Front gesehen. Nach den letzten Meldungen war es dort ruhig. Aber bis zum nächsten Ansturm kann es nicht ewig dauern.“
Cenimnir lief entlang der Zitadellenbahn, die in ihrem unteren Abschnitt jetzt stillstand. Hier konnte kein Zweifel daran bestehen, dass heftige Gefechte stattgefunden hatten. Soldaten marschierten zur Frontlinie und Verwundete und zahlreiche Tote wurden fortgetragen. Unter Anleitung der Schutzpolizei errichteten zivile Handwerker Barrikaden hinter der Front. Offenbar hält man einen Durchbruch unserer Feinde für nicht allzu unwahrscheinlich. Aber wie finde ich jetzt Constantin? Hier in dieser Gegend wurde er zuletzt gesehen. Alles zu durchkämmen ist aussichtslos. Wohin würde er in so einer Situation gehen?
Kurz darauf fand Cenimnir Constantin an einem kleinen, versteckt liegenden, öffentlichen Badeplatz, den er ihm selbst erst vor einigen Wochen gezeigt hatte. Er war voll bekleidet in den Tümpel gestiegen und dort stand er jetzt noch. Er wirkte apathisch.
*
Ein Geschwader von fünf Riesenlibellen brauste dicht über die Dächer von H´Cuudim hinweg. Normalerweise hätte das eine Reaktion der Luftabwehr ausgelöst. Jetzt herrschte Krieg, und alle Waffen waren auf die Gegner am Boden gerichtet. Obgleich die Tiere ihrer Größe nach mühelos in der Lage gewesen wären, einen Menschen in ihrer Fangmaske zu zerquetschen, versuchten sie nichts dergleichen. Stattdessen nahmen sie Kurs auf das hohe Plateau. Kein Mensch konnte hierher vordringen, obgleich diese Landschaft aus kargem Fels und Wasser direkt zwischen Altstadt im Nordwesten, Alter Unterstadt im Südwesten, Unterstadt im Südosten und Minenstadt im Nordosten lag. Wer über schmale Steige das Plateau erreichte, war nicht in der Lage die Flussarme zu queren, die sich zur Linken und Rechten tausend Meter tief über die Klippen ergossen. Tarz Bargon sprang von seinem Reittier und band es mit mehreren Seilen an einem Felsen fest. Die Reiter auf den übrigen Insekten taten es ihm gleich.
Maka Neruta trat wortlos vor, um den Trupp in Empfang zu nehmen. Sie hatte bereits eine grobe Karte der Stadt auf den Fels gemalt und reichte dem hinzukommenden Bargon einen Pinsel und Farbe. Dieser nutzte das Werkzeug, um Markierungen in der Karte anzubringen, und erklärte: „Wir haben an den Orten, die ich jetzt markiere, Erdenmenschen aufspüren können. Diese grobe Ortsbestimmung war uns nur mithilfe der Kräfte möglich. Und auch nur dadurch, dass wir mit unseren fliegenden Freunden hier, die uns ohne Beeinflussung durch die Kräfte liebend gern verspeisen würden, nahe genug herankommen konnten. Wie Sie sehen, meine Damen und Herren, sind die Erdenbewohner weiträumig
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