Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
darauf einlassen?“
„Bei den stinkendsten Ausdünstungen des Dschungels, erzähl´s uns, verdammt!“, rief ein vorlauter Maat zurück und erntete damit die Lacher einiger herberer Gesellen.
Auch Lena und Alf lachten mit. Vor den Besatzungen machte es sich immer gut, wenn man sich nicht übertrieben ernst nahm. Außerdem half es Alf, ein wenig zusätzlichen Schwung für seine Rede zu gewinnen. „Lianta Xintall hält diese Stadt, H´Cuudim, besetzt, und wenn sie damit davonkommen, werden sie ihre Plünderzüge fortsetzen! Sie werden auch V´Llionias nicht verschonen! Entweder sie greifen direkt an, oder sie zerstören den Handel zur See. Keine eurer Heimatstädte ist sicher! Schlagen wir diesen Feind aber hier und jetzt, ist es gut möglich, dass ihm das den Rest gibt! Wir würden unsere Freiheit und die Freiheit unserer Familien verteidigen. Mehr noch: Wir wollen diese Stadt auch befreien, um das Richtige zu tun! Die Menschen dort haben es nicht verdient, ausgeplündert und versklavt zu werden! Sie haben es nicht verdient, ermordet zu werden, wenn sie ihren Besitz und ihre Freiheit verteidigen! Wir haben gute und sehr eigennützige Gründe, hier zu den Waffen zu greifen! Aber nein! Wir würden es nicht tun, wenn es nicht für eine gute Sache wäre! Wir würden es auch nicht tun, wenn wir nicht gewinnen könnten. Die Meisten von euch wissen inzwischen, dass die Catjary dazu neigt, selbst die aussichtslosesten Situationen zu ihrem Vorteil zu nutzen! Ihr wisst, dass wir stets mehr in der Hinterhand haben, als ihr normalerweise für möglich halten würdet! Wenn ihr jetzt mit uns in diesen Kampf zieht, werden viele von euch sterben. Vielleicht werde ich sterben! Aber bedenkt: Ihr zieht unter der Leitung derjeniger in die Schlacht, die einst scheinbar aus dem Nichts gekommen sind und in V´Llionias nicht nur großen Reichtum gewonnen haben, sondern ihn auch mitgebracht, ihn erzeugt haben. Ihr zieht mit denjenigen in die Schlacht, die euch durch viele gewagte Seeschlachten geführt und gewonnen haben! Ihr zieht mit der Catjary in die Schlacht! Ihr zieht mit den Waldläufergilden in die Schlacht, die hier ihre Neutralität aufgegeben haben! Ihr zieht mit der Volksheldin H´Verena in die Schlacht! Ihr zieht mit den nach Freiheit hungernden Bürgern von H´Cuudim in die Schlacht! Wer das für sich nicht will, wem unsere Motive nicht gut genug sind, wer berechtigte Angst hat, dem will ich nichts aufzwingen und den soll niemand hier verachten. Ihr habt jetzt zwei Phasen Zeit, euch gegen uns zu entscheiden. Bis dahin müssen wir wissen, auf wen wir zählen können. Alle, die uns nicht folgen wollen, wird eines unserer Frachtschiffe in einen sicheren Hafen bringen, falls es an diesen Küsten noch so etwas gibt. Ich danke euch, mehr habe ich nicht zu sagen! Wenn ihr Fragen habt, wendet euch über eure Maate an uns. Ich danke euch!“
*
„Es war gut, den Leuten die Wahl zu lassen. Damit haben wir den Unzufriedenen den Wind aus den Segeln genommen. Es haben sich fast alle auf unsere Seite gestellt und diejenigen, die tatsächlich nicht mitkämpfen wollen oder können, bleiben lieber erst mal hier, statt uns eines der Frachtschiffe zu entziehen.“
„Ja, Alf. Es ändert aber nichts daran, dass ich eine Scheißangst vor dem kommenden Gefecht habe“, entgegnete Lena.
Entsetzt und beschämt stellte sie fest, dass ihr bei diesen Worten eine Träne die Wange hinabkroch. Ich hoffe, außer Alf hat das niemand gesehen. Du musst den Leuten unerschütterlichen Mut zeigen, Lena, damit sie nicht ans Aufgeben denken. Verflixt! Was ist nur mit mir los?
Lena sah sich rasch um und stellte erleichtert fest, dass sonst niemand ihr Gespräch auf dem Achterdeck beobachten oder belauschen konnte. Alfreds besorgte Blicke waren für Lena schon schwer genug zu ertragen.
„Lena, ich liebe dich!“, flüsterte Alf mit eindringlichem Tonfall. „Über den Kampf wollte ich noch mit dir reden. Bisher waren wir bei allen Gefechten immer ganz vorne im Gewühl mit dabei. Diesmal will ich, dass wir uns etwas zurückhalten. Okay? Du bist zurzeit nicht ganz du selbst. Da müssen wir vorsichtiger sein. Außerdem ist es zur Motivation unserer Leute diesmal am wichtigsten, dass wir leben und weiter den Befehl haben. Das ist kein reines Seegefecht, wo jeder sehen kann, wie tapfer wir uns schlagen.“
„Scheiße, Alf! Jetzt komme ich mir auch noch feige vor.“
„Das geht mir nicht viel anders. Aber ich glaube, wir tun das Richtige, obwohl wir ein
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