Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
Kriegsgefangenen dort eingeschlossen werden. Eine Hundertschaft auf den Mauern und an den Toren sollte vorläufig reichen, diesen Stadtteil zu halten. Alle anderen Menschen dort müssen sofort weiter vordringen, um die Rebellion in die besetzten Teile der Unterstadt zu tragen“, bestätigte ein Offizier.
„Die Sicherung der Minenstadt werde ich übernehmen. Ich kann froh sein, wenn meine Füße mich bis dort runter zu den Mauern tragen!“, erklärte der Alte, den Rolf als Corthovrin – irgendein Freund oder Kollege von diesem Konstantin - kennengelernt hatte.
Sogar Rolf konnte sich daran erinnern, dass all die Einzelheiten, die Gegenstand der Besprechung waren, schon mehrfach durchgekaut worden waren. G ut dass ich mir nich´ diese ganzen ´Prioritätsziele, Ausweichpläne, logistische Aufgaben und propagandistischen Notwendigkeiten´ merken muss. Ich geh´ einfach hin, wo Vilana is´. Na ja, das Wichtigste weiß ich auch. Morgen früh steigt roter Rauch ausser Oberstadt auf. Dann fangen die da an, zu kämpfen. Wir warten noch zwo Achtel und dann geht’s hier rund!
*
Mira kam sich ziemlich allein vor, obgleich sie ihren Willen gekriegt hatte und sie nicht in der Oberstadt zurückbleiben musste. Tarz Bargon hatte angeboten, sie mit zu seinen Truppen zu nehmen, wo sie ebenfalls in Sicherheit sei und wenigstens etwas aus erster Hand mitbekommen konnte. Dieses Angebot hatte sie dankbar angenommen. Ihre Scheu vor diesen ungeheuerlichen fremden Wesen war zwar noch nicht verflogen, aber sie war eben neugierig. Nur sie würde die Fremdlinge kämpfen sehen. Sie würde Gelegenheit haben, mehr vom Leben dieser außerirdisch anmutenden Geschöpfe zu sehen. Was würde sie noch über sie herausfinden? Eben erst hatte sie bemerkt, dass die Fremden sieben Finger an jeder Hand hatten. Außerdem hätte sie nach der Eroberung der Festung über dem Hafen einen der besten Aussichtspunkte, um die Schlacht zu beobachten.
Bisher war sie eher enttäuscht. Geredet hatte sie nur mit dieser Chefwissenschaftlerin Begon Veraz, die angeblich eine Frau war. Da Brüste fehlten und Mira keine Gelegenheit bekam, jemanden nackt zu betrachten, blieb für sie die Frage offen, ob es da wohl untenherum irgendwelche deutlicheren Geschlechtsunterschiede gäbe. Sie könnte die Geschlechtsangabe zwar glauben aber … sie fühlte es einfach nicht. Die Unterhaltungen waren einseitig verlaufen. Begon Veraz hatte sie in Einzelgesprächen regelrecht verhört, um alles über Miras Übergang nach H´Veredy zu erfahren. Veraz war zwar ausgesucht höflich, doch Mira hätte lieber mit Tarz Bargon gesprochen, der tatsächlich um Freundlichkeit bemüht war und nicht ausschließlich auf Fakten herumritt.
Kalt, diese Frau. Viel zu betont sachlich für meinen Geschmack. Wie sie mir diese formale Entschuldigung aufgedrückt hat. Gut, sie war geduldig und ich glaube ihr auch ….
Es fiel Mira noch schwer, zu verzeihen, wie sie durch die geistigen Rufe aus der Stadt gefoltert worden war. Der Verantwortliche hatte doch tatsächlich gezweifelt, ob sie ihn überhaupt wahrnahm! Der hatte nicht einmal an die Möglichkeit gedacht, dass sie seinen Rufen nicht folgen konnte! Nun gut. Das war vorbei. Begon Veraz hatte ihr sogar einige lächerlich einfache Konzentrationsübungen erklärt, mit denen sie in Zukunft jeden derartigen Übergriff nach Belieben abblocken konnte.
„Irgendwas ist seltsam an Ihnen, Mira“, beschied Begon Veraz unvermittelt und sprach damit die ersten persönlich klingenden Worte ihr gegenüber aus. „Ich komme nicht darauf, was es ist.“
„Damit meinen Sie sicher nicht, dass mir der größte Teil meiner Beine fehlt. Vielleicht irritiert es Sie, dass ich nervös wegen der bevorstehenden Kämpfe bin. Sie scheinen keine Furcht zu empfinden“, mutmaßte Mira.
Begon Veraz zeigte sich überrascht: „Was? Ich dachte, es wäre offensichtlich, dass ich Todesangst habe! Nein, Mira. Sie irren sich. Ich bin Wissenschaftlerin und keine Kriegerin. Ich und meine Kollegen werden sich zwar bei den Kämpfen im Hintergrund halten und nur versuchen mittels der Kräfte das Unsere dazu zu tun, aber trotzdem sind wir alle … besorgt um unser Wohl und das der Soldatinnen und Soldaten. Ich habe auch eine tierische Angst vor dem Krieg in unserer Heimat. Die Ungewissheit, was unser Forschungsprojekt noch an Gefahren zutage bringen könnte, macht mich ganz wahnsinnig. Selbst vor Ihnen fürchte ich mich ein wenig, auch wenn es albern klingt. Es muss seltsam für Sie
Weitere Kostenlose Bücher