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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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typisch, dass er sich zunächst einmal gar nicht weiter mit dem eigentlichen Problem befasste. Sogar Rolf dachte wohl praktischer als Alf, der manchmal ein richtiger Träumer sein konnte. „Geh´n wer raus und verscheuch´n das Vieh. Oder wir hau´n ihm ´n Kopp ab oder so“, verkündete er zuversichtlich.
    Seine letzte klare Anweisung hatte gelautet, den Berg hinabzusteigen, und er sah üblicherweise keinen Sinn darin, zu unterbrechen, was er einmal angefangen hatte. Natürlich wurde er von Alf und Lena zurückgehalten.
    „Gegen so ein großes Insekt können wir mit Stöcken nichts ausrichten“, erklärte Lena kategorisch. „Wir haben nicht mal eine Ahnung, wie schnell es sich bewegen kann. Es zu verscheuchen wäre tatsächlich gut. Aber wie fangen wir das an, ohne gefressen zu werden?“
    Darüber dachten sie eine Weile nach. Rolf schlug vor es von oben mit Steinen zu bewerfen. Lena selbst hatte die Idee, dass es vielleicht durch den Geruch einer zerbrochenen Whiskyflasche aus ihrem Vorrat vertrieben werden könnte. Schließlich kamen sie auf den Gedanken, Feuer zu verwenden. Glücklicherweise hatte Alf seine neue Lederkluft auf dem Gipfel wieder gegen Baumwollklamotten getauscht, weil er sie bequemer fand. Das Baumwollhemd konnte in Streifen gerissen und um die Wanderstöcke gewickelt werden. Mit etwas Kerosin aus ihrem Vorrat für den Kocher wurden daraus nicht sehr dauerhafte aber dafür umso heftiger lodernde Fackeln.
    Damit wedelten sie herum, als sie aus ihrer Felsspalte hervorstürmten, gerade so weit auf das Rieseninsekt zu, wie Lena es eben wagte, stets darauf gefasst, dass eine Flucht zurück in ihre Deckung nötig werden könnte.
    Das Tier ließ sich davon nicht ganz so stark beeindrucken, wie erhofft. Es setzte sich zwar behäbig auf seinen astlangen Gliederfüßen in Bewegung, doch circa zwanzig Meter weiter unten verharrte es erneut. Seinen dreieckigen Kopf hatte es jetzt auf volle zwei Manneslängen erhoben und mit riesigen Insektenaugen starrte es, wieder vollkommen unbeweglich geworden, in Lenas Richtung. Die Fackeln verloschen genauso schnell wieder, wie sie zuvor aufgelodert waren.
    „Das hat nicht gereicht“, stellte Alf enttäuscht fest. „Wir müssen das Biest direkt in Brand stecken, wenn …“
    Weiter kam er nicht. Rolf hatte diese Worte als Handlungsaufforderung aufgefasst. Ehe Alf oder Lena begriffen, was vor sich ging, sah Lena ihn mit Gebrüll auf die riesige Gottesanbeterin zustürmen, die sich davon nicht im Mindesten beeindrucken ließ. In der Linken hatte er eine geöffnete Literflasche mit Kerosin und in der Rechten war das Gasfeuerzeug wieder aufgetaucht, mit dem sie die Fackeln entzündet hatten. Die ausgebrannte Fackel hatte er fallengelassen. Ehe sie es sich versah, hatte er die ganze Flasche mit dem Brennstoff über eines der vorderen Schreitbeine des Insekts entleert. Erst jetzt wurde Lena klar, was Rolf vorhatte. „Nicht anzünden! SOFORT ZURÜCK!“, schrie sie in ihrem besten Befehlston.
    Tatsächlich kehrte Rolf daraufhin eilig zu den beiden Anderen zurück. Wenn er das Feuerzeug direkt an so viel Kerosin gehalten hätte, wäre er in einem gewaltigen Feuerball verschwunden und es hätte keine Rettung gegeben. Lena wurde richtig schlecht bei diesem Gedanken.
     
    Es ist kaum nachzuvollziehen, was im Kopf eines lauernden Raubinsekts vor sich geht. Dafür lässt sich umso leichter beschreiben, was menschliche Beobachter glauben, was das Insekt denkt. Nach Lenas Vorstellung dachte die Gottesanbeterin bei der Aktion Folgendes: Nanu, da kommt was Kleines auf mich zu gerannt. Oh, bestimmt Beute. Wenn es nur nicht direkt an meinem Schreitbein wäre, könnte ich es mir mit meinen Fangbeinen schnappen. Das mache ich, wenn es wieder da weggeht. Igitt, da läuft was mein Bein runter. Stinkt ekelhaft chemisch ….
    Ob diese Vorstellung zutreffend war oder nicht: Lena sah wie das Wesen wenige Schritte hinter dem wieder fortstürmenden Rolf her stakste und dann unvermittelt Halt machte, um das begossene Bein immer wieder in die Höhe zu heben und erneut herabsinken zu lassen. Lena, Alf und Rolf stolperten rücklings bergauf in Richtung der schützenden Felsspalte. Derweil verharrte die Gottesanbeterin erst mal wieder regungslos. Dann wandte es sich wieder seinem begossenen Bein zu, riss es sich mit einem Ruck im Ansatz aus und ließ es zu Boden fallen. Kurz darauf sah Lena das Wesen auf seinen verbliebenen drei Schreitbeinen mit großer Geschwindigkeit bergab eilen. Sie

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