Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
dürftet ihr bereits auf Sven treffen, der euch hoffentlich einen besseren Weg zum Flugzeug weisen kann. Von dort brauchen wir als Erstes Folgendes:
Die Hälfte der Last, die ihr transportieren könnt, sollte rohes Eisen oder Stahl sein. Das ist praktisch Bargeld und wird mir das Geschäftsleben entschieden einfacher machen. Fertiges Werkzeug, soweit es nicht benötigt wird das Flugzeug zu demontieren, könnt ihr zusätzlich mitbringen, weil ich hier eine Werkstatt einrichten werde. Dann brauche ich noch alle möglichen Sachen, die als ´exotische Waren´ geeignet sind. Hier habt ihr eine Liste von Dingen, die ich auf jeden Fall dabeihaben möchte. Ansonsten seht euch um und packt ein, was euch gerade in den Sinn kommt.“
Sie schlenderten über den Hof, der in diesem Bereich mittlerweile von seiner wild wuchernden Pflanzendecke befreit war, zu den Pilchers. „Katja ist voll in ihrem Element“, kommentierte Alf unterwegs.
„Ja, in einigen Tagen werden wir sie zu einer Pause zwingen müssen, damit sie nicht umkippt. Bis dahin scheint sie regelrecht glücklich zu sein“, bestätigte Lena diese Ansicht.
Die Pilchers konnten sich mehr Zeit für die Expeditionsgruppe nehmen. Emily Pilcher brauchte keine fünf Minuten, um den ersten funktionierenden Molotowcocktail zu basteln. Offenbar hatte sie damit ihre Erfahrungen. „Kerosin ist nicht die übliche Füllung, aber es geht auch, wenn man es nicht gerade auf Panzerfahrzeuge abgesehen hat“, erklärte sie. „Auch wenn es lange her ist: Es gab Zeiten, wo die ´nette Oma Emily´ so etwas höchstpersönlich auf Polizisten und Militärs geworfen hat“, verkündete sie, nicht ohne einen gewissen Stolz. Wo und wann sie solche drastischen Maßnahmen für nötig und angemessen gehalten hatte, erklärte sie bei dieser Gelegenheit nicht und es fragte auch niemand nach. Jedenfalls muss die alte Frau in ihrem Leben einiges mehr erlebt haben, als man ihr dem Augenschein nach zutrauen würde , dachte Lena mit neuem Respekt und einem Schaudern.
Naturgemäß wollten die Pilchers erst einen Bericht von der Expedition hören, bevor sie selbst bereit waren, zu erzählen, wie es ihnen hier unten ergangen war.
„Das Problem mit den platzenden Paketen lässt sich lösen“, erklärte Helmut Pilcher, als das Gespräch auf diesen Punkt kam. In dem Flugzeug gibt es zwei Fallschirme. Keine Ahnung, warum, schließlich wäre niemand so dämlich, damit aus einer Verkehrsmaschine zu springen. Jedenfalls sollten sie den Fall hinreichend bremsen können, dass ein stabiles Paket intakt bleibt, wenn es ins Wasser fällt. Schaut, dass der Wind nicht zu stark ist und das Ganze in den Dschungel abdriften kann. Und hängt nicht mehr dran als, sagen wir einmal das Gewicht von zehn Menschen, damit es den Schirm nicht zerfetzt.“
„Wenn ihr wasserdichte Verpackungen hinbekommt, könntet ihr auf diese Weise sogar größere Mengen sauberen Schnees hier runterschaffen“, fügte Emily hinzu. Alle lachten.
„Nein, nein! Nicht für mich. Oder zumindest nicht nur für mich! Wir können den Schnee verkaufen. Ich weiß nicht wie rentabel das ist aber ….“
„… Aber auf jeden Fall kann Katja diesen Plan den Leuten von der Stadtverwaltung als plausiblen Vorwand vortragen, warum wir plötzlich exklusive Nutzungsrechte für den Berg da haben wollen“, ergänzte Helmut den Satz, den seine Frau begonnen hatte.
„Gute Idee“, urteilte Lena. „Wenn wir wieder oben sind, probieren wir eure Vorschläge aus. Jetzt erzählt uns doch bitte, bevor wir mit Caadil einen neuen Transport vereinbaren und pennen gehen, noch was darüber, wie es euch hier unten ergangen ist. Unsere Spitzenmanagerin Katja hatte leider keine Zeit, uns ins Bild zu setzen.“
Viel grundlegend Neues gab es nicht zu erzählen. Tagsüber und vor allem in den Stunden vor dem Sonnenaufgang war der Eingangsbereich des Kontorareals zu einem richtigen kleinen Markt geworden, und nachts fürchteten sich die Pilchers immer noch vor den Spinnen. Katja ließ die beiden alten Eheleute so viel arbeiten, wie es ihnen eben möglich war. Sie trieb sowohl das Geschäft als auch die Aufräumarbeiten mit eiserner Hand voran, wobei sie sich, wie immer, selbst am wenigsten schonte. Bei den Einheimischen, die an diesen überlangen Tagen normalerweise nur wenige Stunden arbeiteten, galt sie deswegen schon als verrückt. Obwohl die Leute auch hier verstanden, dass der Aufbau eines neuen Geschäfts Mühen verlangte, die über das Übliche hinausgingen.
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