Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
über die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten der Pflanzen und Tierwelt. Doch immerhin wusste er bei fast allen Dingen, die Barwarin ihm nannte, wo er sie rasch finden konnte. Unter anderen Umständen hätte sich Barwarin CAveedos Gesellschaft nach kürzester Zeit durch Abtauchen in die unteren Ebenen entzogen. Das unansehnliche Äußere CAveedos störte ihn nicht weiter, aber schon bald war er die unablässigen Bekundungen von seiner Bewunderung mehr als leid, sie machten ihn regelrecht verrückt und weckten Aggressionen.
Jetzt hatte er allerdings viel zu tun. Mehrere Giftstacheln der Xungun-Kegelschnecke, der stark saure Saft von Xirua, einer Zitrusfrucht, die Haut verätzen konnte und noch ein Dutzend weiterer Zutaten mussten her. Blabla, großartiger H´Barwarin … jetzt noch zwanzig Herzschläge warten. … Nun ist der Teil des Kegelschneckengiftes durch die Säure neutralisiert, den ich nicht brauchen kann … Blabla … ja ich weiß, was ich alles für Abenteuer erlebt habe. Du brauchst es mir nicht zu erzählen. Verena stirbt mir hier vor Schmerzen, da brauche ich dein dummes Gesülze nicht. … so fertig. Ich glaube, ich sollte mir auch einen von den behandelten Stacheln ins Bein jagen … Ich war wirklich schon in besserem Zustand.
*
Verena erwachte. Sie war frei von allen Schmerzen und fragte sich, ob sie das letzte Jahr vielleicht nur geträumt hätte. Nein, habe ich nicht! Ich kann keinen Muskel bewegen und spüre meinen Körper praktisch überhaupt nicht. Genau wie damals als Barwarin mich zum ersten Mal gerettet hat. Auch jetzt fühlt es sich an als würde ich schweben. Ah. Da ist er ja. Und er lächelt mich an. Das hat er damals nicht getan. Ja, das letzte Jahr gab es wirklich.
„Verena, meine Liebste! Ich sehe, dass du wach bist. Du müsstest dich bald wieder bewegen können. Sei vorsichtig, wenn du es tust! Die Sonne hat dich schrecklich verbrannt da oben. Ich musste dir etwas geben, das dir jeden Schmerz nimmt. Du wirst also auch nicht merken, wenn du dir selbst schadest“, flüsterte er in einem Tonfall, der Zuneigung und ernste Sorge erkennen ließ.
Tatsächlich ließ die Lähmung in Verenas Gliedern bald nach und sie konnte sich sogar aufsetzen. Sie betrachtete ihre Hände und Unterarme, konnte aber nur eine sehr dicke Schicht weiße Creme darauf erkennen. Jetzt da sie sich darauf konzentrierte, fühlte sie, dass da doch etwas zu spüren war, ein brennender Schmerz, der sich unter all der Salbe zu verstecken schien.
„Wie …? Äh. Was ist passiert? Wo sind wir?“, brachte sie mit Mühe heraus.
Barwarins Antwort war erschöpfend und in beruhigendem Tonfall vorgetragen. Also haben wir es in den Wald geschafft. In Sicherheit. Wer hätte früher geglaubt, dass ich das mal so empfinden würde. Jetzt will Barwarin also in diese Stadt in der Nähe aufbrechen, weil er meint, dass es da bessere Heiler gibt. Aha.
CAveedo hatte sie nicht verlassen. Er war nur zur Nahrungsbeschaffung unterwegs gewesen und kam bald wieder herein. Der Mann war jetzt schüchtern und zeigte seine Ehrerbietung Barwarin gegenüber nur noch durch Gesten und seine Körperhaltung. Er schien weitgehend in Ordnung zu sein, allerdings trug er den linken Arm in einer Schlinge.
„Es erfreut mich, dass Ihr wach seid“, begrüßte er Verena höflich. „Ich habe mir furchtbare Vorwürfe gemacht, dass ich Euch auf dem Plateau auf den Kopf geschlagen habe. Bitte glaubt mir, dass ich Euer Bestes im Sinn hatte. Ich befürchtete, Ihr könntet von der Klippe stürzen. Ich bitte Euch um Verzeihung! Bitte vergebt mir!“
„Die Freude ist ganz auf meiner Seite!“, sagte Verena überrascht, „Wenn ich es recht verstehe, habt Ihr erst Barwarin das Leben gerettet und danach, durch Euren beherzten Hieb, auch mir. Ich glaube ich stehe für immer in Eurer Schuld. CAveedo, richtig? Ich wüsste nicht, was es da zu verzeihen gäbe. Was ist mit Eurem Arm geschehen?“
Der Mann schien verlegen: „Ähm. Der ist gebrochen. Es war natürlich mein Fehler.“ Er warf Barwarin einen raschen Seitenblick zu und fuhr dann fort. „Bitte entschuldigt mich. Ich wollte nur kurz die Nahrung vorbeibringen und gleich wieder verschwinden, um sauberes Wasser zu holen.“
Mit diesen Worten verließ er das Lager. Verena wurde sich gerade erst bewusst, dass sie sich in einer kleinen, natürlichen Grotte befanden, die, da sie nicht im Leuchtgestein lag, frei von jedem Bewuchs war. Es war angenehm kühl, und das Meer konnte nicht fern sein, da ein
Weitere Kostenlose Bücher