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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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Mir fehlt die Zeit eins anzuzünden und ich habe auch kein Brennmaterial da. Seil, Seil, Seil!!! … Liane! Gibt es hier eine Liane? Nein.
    Verena erkannte, dass ihr wahrhaftig keine Option mehr blieb, etwas, irgendetwas für Barwarin zu tun. Die schreckliche grauschwarze Invasion würde ihn bei lebendigem Leib auffressen und ihr blieb nichts weiter zu tun, als das mit anzusehen. „Nein! NEIN! NEIIIN!!! IMMION!!! HILFE! XAMATH!!“, begann sie, immer verzweifelter zu rufen. Ihre Stimme wurde zunehmend unartikuliert und aus ihren Worten wurde ein Kreischen, heulen und Schluchzen: „Seil, Seil!!“.
    Da fiel etwas von oben herab an ihr vorbei. Durch den Schleier ihrer Tränen erkannte sie nur verschwommen, wie Barwarin sich reflexartig mit der Linken eisern daran festhielt. Seine Rechte und seine Beine fochten immer noch einen verzweifelten Kampf aus, den er nicht einen Herzschlag lang unterbrechen durfte. Langsam begann Barwarin, nach oben zu schweben. Zu langsam.
    Barwarin hielt sich an einem Seil fest, das mysteriöserweise plötzlich erschienen war. Einen verrückten Augenblick lang glaubte Verena tatsächlich, diesen Strang aus geflochtenem Leder mit ihrem Flehen herbeibeschworen zu haben. Dennoch war sie immer noch weit genug Herrin ihrer Sinne und Gedanken, dass sie diese wahnwitzige Vorstellung beiseiteschob. Mit aller Kraft packte sie den Riemen vor ihrer Nase, um selbst daran zu ziehen und den Aufstieg Barwarins zu beschleunigen. Sowie sein Körper auf der Höhe ihres Felsvorsprungs auftauchte, zog sie ihn zu sich heran und tötete gezielt die restlichen Krabben, die sich noch daran festhielten.
    Wer auch immer das Seil herabgeworfen hatte, ließ es jetzt einfach herabbaumeln. Der Absatz war viel zu schmal, um sich länger darauf aufzuhalten. Außerdem gab es einzelne Krabben, die seitlich am Felsen entlangkletterten und sie irgendwann erreichen würden. Wir müssen ganz hoch! Rasch band Verena Barwarin das Seilende um den Bauch. Ihr Gefährte lehnte zitternd am Felsen und es schien ihr nur eine Frage der Zeit zu sein, dass er das Gleichgewicht oder das Bewusstsein verlöre. Dann kletterte Verena, ohne innezuhalten, die letzten Meter an dem Seil empor und erreichte die Sonnenbeschienene, glatte, gleißend helle Felsplatte. Hier oben gab es nichts weiter. Nur vereinzelt gelang es einer besonders wagemutigen Krabbe, hinaufzusteigen, nur um sofort von einem Unbekannten mit einem Holzprügel zu Brei geschlagen zu werden.
    Sieht so aus als hätte unser Retter anderes zu tun, als mir zu helfen, Barwarin hier hochzuziehen.
    Verena musste also auch noch die Anstrengung auf sich nehmen, ihren kräftigen Gefährten hinaufzuzerren. Kaum war das erledigt, blieb ihr nichteinmal die Zeit, sich um ihn zu kümmern. Es war gewissermaßen ein Glück aber zugleich ein Unglück, dass die Felsplatte nicht wirklich absolut glatt war. Eine handbreite Spalte ging quer hindurch. Mitten darin steckte eine Machete, die natürlich dem Unbekannten gehörte. An ihrem Griff war das rettende Seil befestigt. Die Spalte hatte aber auch einen Nachteil, da sie viel zu vielen Scherenkrabben die Möglichkeit gab, sich einen Weg nach oben zu bahnen, jetzt wo sie einmal begonnen hatten, diesen Weg zu nutzen. Verena war gezwungen, dem Unbekannten sofort zu helfen. Wären einmal die ersten Tiere überall über den Fels verstreut, könnte es dafür zu spät sein.
    Es war ein hartes Geschäft. Immerhin lag es mit dem unermüdlichen und pausenlosen Einsatz zu zweit im Rahmen des Möglichen, das Vordringen der schwarzgrauen Flut auf diese letzte Insel zu verhindern. Dieser Kampf zog sich über Stunden hin. Rund um das Plateau war die Welt zu einem schwarzen Wogen geworden.
     
    Immer mehr der teils jahrtausendealten, gigantischen Baumriesen konnten das immense Gewicht nicht mehr tragen. Die unbezwingbar erscheinende Dschungelarchitektur brach auf weiten Flächen zusammen. Von einem Moment auf den anderen war das gewaltige Krachen auch rings um sie her zu vernehmen. Die Baumwipfel kippten oder sackten an die hundert Schritt in die Tiefe.
    Von diesem Moment an, ließ der Ansturm auf den nun allzu hoch aufragenden Felsenturm rasch nach. Das geschah keinen Augenblick zu früh. Der Mann, der Barwarin gerettet hatte, war schon mitgenommen genug von dem ununterbrochenen Einsatz, doch war das kein Vergleich mit Verena oder Barwarin. Ausgepumpt von der Flucht und von den Scheren der Krabben zerschnitten wäre schlimm genug gewesen. Dazu kam aber nun noch die

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