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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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Aufregung. Es gab eben auch Wesen, die es normalerweise nicht nötig hatten zu fliehen. Dazu gehörte eine, zumindest für irdische Verhältnisse, gewaltige Riesenschlange. Das Tier war gut zwölf Meter lang und wunderschön. Seine Schuppenfarbe changierte von Gold über Bronze bis hin zu lauterem Silber. Zum Leidwesen der Jäger an der Spitze war es ebenso schnell wie schön. Dabei suchte es sein Heil nicht in der Flucht, sondern in heftigen Gegenangriffen auf jeden, der sich ihm zu nähern wagte. Die Jäger umzingelten das Tier weiträumig und die Mutigsten versuchten, mit dem Speer in seine Reichweite zu gelangen.
    Um ein solch großes Tier zu erlegen, konnte man sich kaum auf Speerwürfe verlassen, es war schon die Wucht eines direkten Stoßes mit einer Lanze oder einem schweren Stoßspeer nötig. Andernfalls würde das Tier Gelegenheit haben, zu fliehen. Das wollte in diesem Fall niemandem gelingen. Wieder stieß der riesige Reptilienkopf vor und verfehlte sein Ziel nur knapp. Der Jäger konnte mit Mühe zurück aus der Reichweite stolpern und verlor dabei seinen Stoßspeer. Es wurden einige hektische Sätze zwischen den Jägern ausgetauscht, dann zogen sich alle ein Stück zurück, um sich zu beraten.
    „Die K´Calumara meinen, dass die Schlange zu schnell ist und sagen, dass es das Risiko nicht wert sei. Allerdings haben sie mich gefragt, ob ich mein Glück versuchen wollte, weil ich der Schnellste mit dem Speer sei. Ich habe zugesagt“, erläuterte Barwarin Verena worum es ging.
    „Ich habe da aber nicht zugestimmt!“, entgegnete sie heftig.
    „Verena, ich weiß schon, worauf ich mich einlasse! Du solltest dir nicht zu viele Sorgen um mich machen …“, versuchte Barwarin, dem bekanntermaßen überhaupt nicht wohl war, wenn Verena einmal weniger freundlich zu ihm war, zu beschwichtigen.
    „Unsinn!“, unterbrach ihn Verena. „Ich weiß, dass du das Viech aufspießen könntest. Wenn es dich doch beißt, wären wir rasch alle heran, um es festzuhalten, damit es dich nicht zerquetschen kann. Darum geht es mir nicht. Ich will es selbst versuchen!“
    „Nein. Du bist mit dem Speer nicht gut genug“, erklärte Barwarin entschieden.
    „Na und?!“, schrie Verena ihn an. „Kennst du mich immer noch nicht?! Ich habe kaum Angst zu sterben, aber dafür umso mehr davor, wieder eine ständige Versagerin zu sein, wie in meinem alten Leben! Hier, nimm den verdammten Speer! Ich kann sowieso nicht damit umgehen!“
    Wenn sich die Einheimischen wunderten, worüber die Waldläufer da stritten und Barwarin von Verenas Ausbruch überrascht war, so war sie selbst es noch viel mehr. Sie hatte hart dafür gekämpft, etwas Selbstbewusstsein zu erlangen, und jetzt musste sie feststellen, dass sie bereit war, alles zu tun, es zu mehren und zu erhalten. Ihr Leben als Waldläuferin war zwar ein immer währender Quell der Freude und Befriedigung, doch ohne die Medizin, sich dabei gut und fähig zu fühlen, erschien es ihr dennoch wertlos. Vor Barwarin nicht immer perfekt zu sein, daran war sie inzwischen gewöhnt. Aber dass diese Fremden sie für eine Versagerin halten mussten, das konnte und wollte sie um keinen Preis ertragen.
    „Sag den Leuten, sie sollen die Schlange ablenken, aber dabei ihre Speere weglassen! Ich will nicht in eine von den Spitzen laufen, wenn ich schnell zurückweichen muss!“, schnauzte sie Barwarin regelrecht an.
    Dann warf sie all ihre Ausrüstung und Waffen auf einen Haufen und kletterte flink und ohne sich um den protestierenden Barwarin zu kümmern, an einer Liane empor. Lediglich ihr Lederseil nahm sie mit. Sie postierte sich hoch über der Riesenschlange, aber dennoch gerade außerhalb deren Reichweite und wickelte dort das Seil um ihren linken Arm. Nun mussten Barwarin und die Jäger ahnen, was sie in etwa plante. Offensichtlich wollte sie das Tier in ihren von dem Seil geschützten linken Arm beißen lassen. Dadurch bekämen die anderen Jäger Gelegenheit, den Schlangenkörper zu packen und in die Länge zu ziehen. Der Biss selbst war nur wegen der widerhakenartig angeordneten Zähne gefährlich und die würde das Lederseil problemlos abhalten. Danach blieben jedoch nur Sekundenbruchteile, zu verhindern, dass das Tier seine tödliche Umschlingung beginnen konnte. Bei so einer großen Würgeschlange würde Verenas Herz sonst schon nach wenigen Sekunden aussetzen. Danach wären ihr binnen kürzester Zeit sämtliche Knochen im Leib gebrochen.
    Eilig wurden Speere beiseitegelegt, die bei so einer

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