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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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waren, auffielen, ging ich davon aus, beides müsse in einem logischen Zusammenhang zueinander betrachtet werden. Offenbar ergibt sich ein viel schärferes Bild, wenn man beide Beobachtungen getrennt ins Auge fasst“, meinte Konstantin mit neuer Zuversicht.
     
    Später sollte er sich schwere Vorwürfe wegen dieser Fehleinschätzung machen. Die Zurückhaltung der Verschwörer, geeignete Maßnahmen für einen Umsturz zu unternehmen und deren Zusammenarbeit mit Lianta Sintall gehörten in Wahrheit untrennbar zusammen.
    Vielleicht hätte Konstantin klarer denken können, wenn es ihm in den folgenden Tagen und Monaten nicht auf Grundlage seiner Nachforschungen gelungen wäre, mehrere große Schmuggelringe aufzudecken. Zu denen gehörten auch mancher der Verschwörer und noch mehr Angehörige ihrer Familien und Geschäftspartner. Die enormen Erfolge und die erneut aufflammende Feindschaft zu so mancher ´guten´ Familie hielten ihn in Atem. Es gab einen ganzen Sumpf von Korruption und Verbrechen trockenzulegen und nachdem Konstantin einmal damit begonnen hatte, umfangreich in diese Materie einzusteigen, gab es kein Zurück mehr. Nur am Rande war ihm bewusst, dass all das vermutlich wenig mit seinem Ausgangspunkt, der Verschwörung des Möchtegern-Geldadels und der Ermordung Selljins zu tun hatte. Für Konstantins Karriere war diese Richtung jedoch durchaus förderlich. Da die Ermittlungen zu umfangreich für einen einzelnen Celvist und seinen Partner waren, leitete Konstantin bald de facto eine eigene Abteilung. Es dauerte nicht lange, bis man an höherer Stelle auf diese Tatsache aufmerksam wurde und ihn offiziell zum Calagdin beförderte. Allerdings bedeutete das für Konstantin nicht, dass er zum Innendienst verdammt gewesen wäre. An der unmittelbaren Ermittlungsarbeit auf der Straße beteiligte er sich nach wie vor. Seine persönlichen Bindungen und Bekanntschaften waren viel zu wichtig zum Beschaffen zusätzlicher konkreter Informationen, um sie einfach aufzugeben. Selbst Dienstbesprechungen verlegte er regelmäßig in Rastpavillons oder kleine Garküchen. So stellte er auch sicher, dass sein Team die Ohren immer bei den Menschen in der Stadt hatte und nicht hauptsächlich in stickigen Büros in Akten wühlte.
     
    Dass Konstantin in dieser Zeit in der Gunst der Bevölkerung weit aufstieg, hatte noch einen weiteren Grund: sein neues Verhalten gegenüber den von ihm überführten Straftätern. Das fing alles damit an, dass er eines Tages nicht umhinkonnte, eine Tante Vilanas zu verhaften, weil sie in geringem Umfang Waren am Zoll vorbeigeschmuggelt hatte. Diese kleine Ganovin war Konstantin aber schon immer sympathisch gewesen, und all die ausgeklügelten Tricks und Pläne, mit denen sie ihren illegalen Geschäften nachging, hatten etwas Bewundernswertes an sich. Arme Frau. Die Kenntnis über die ganzen Schlupflöcher, Verstecke und Hintertüren, die sie genutzt hat, ist für den Zoll so wertvoll, dass es den angerichteten Schaden mehr als ausgleichen sollte, dachte er.
    Außerdem war er von reichlich schlechtem Gewissen geplagt, dass er eine Bekannte und Verwandte seiner guten Freundin Vilana vor Gericht zerren musste. In Folge dessen benannte er vor Gericht zwar pflichtschuldig die Straftaten, die die Frau begangen hatte, trat aber im Übrigen mit großem Eifer für die Angeklagte ein. Natürlich blieb sie dadurch nicht straffrei, doch immerhin konnte Konstantin bewirken, dass die Frau ihre Kreativität in Zukunft als freie Mitarbeiterin der Zollfahndung zur Verfügung stellen konnte, was die listige Ganovin in ihr ebenso befriedigte, wie auf der Gegenseite zu stehen.
    „Man würde sich wünschen, dass allen Angeklagten so viel Sorge und Zuspruch von ihren Strafverfolgern entgegengebracht würde“, erklärte Vaíl, die Konstantins Auftritt in dem Prozess beobachtet hatte, im Anschluss daran.
    Was für Vaíl eine beiläufige Bemerkung war, ließ Konstantin nicht wieder los. Das ist wahr. Ich bringe andauernd Straftäter vor Gericht und tue nichts anderes als ihre Verurteilung zu betreiben. In Wahrheit hätte es jeder von ihnen verdient, dass auch ich ein differenzierteres Bild von ihnen vermittle. Jeder sollte sich darauf verlassen können, dass ich mich dafür einsetze, dass aus seiner Überführung auch Gutes erwachsen kann, überlegte er, während er nachts nicht schlafen konnte.
     
    Sein eiserner Entschluss stand fest. In Zukunft würde er für jeden Einzelnen, den er vor die Richter brachte, später ein

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