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Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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ist, in der ich leben muss, will ich sie verdammt noch mal auch verstehen. Zum Beispiel muss ich wissen, warum zum Geier dieses Monster heute Morgen versucht hat, mich zu fressen, und jetzt hängt es hier herum und holt uns Pizza.«
    »Willst du die komplizierte Antwort? Oder die einfache?«
    Ein zehn Zentimeter großer Smorgaz kletterte neben Vorm an der Wand hoch. Er schnappte ihn und stopfte ihn sich zwischen ein Kieferpaar, während er mit dem anderen sprach.
    »Die kurze Antwort ist: Aufgrund deiner Verbindung mit mir bist du nicht mehr ganz mit deiner ursprünglichen Realität verbunden. Das ist nicht schlimm, es hat eigentlich keine großen Auswirkungen auf das Universum. Aber es macht dich zu einem Leuchtfeuer, einem strahlenden Licht, das die Aufmerksamkeit gewisser verirrter interdimensionaler Wesenheiten auf sich zieht, die sich in einer verwirrenden, unbekannten Welt neu zu orientieren versuchen. So ging es mir und Smorgaz.«
    »Er war also verwirrt, hatte Angst, und deshalb wollte er mich töten.«
    »Er wollte dich nicht töten. Er war nur vom Nächstbesten angezogen, das ihn an sein Zuhause erinnert hat. Es ist wie bei einer orientierungslosen Ratte, die irgendwohin geraten ist, wo sie nicht hingehört, und auf das nächste ... Rattenloch zuläuft, über das sie stolpert.«
    Sie knurrte.
    »Vielleicht kam das jetzt falsch rüber«, sagte er. »Diese Regeln sind nicht universell. Massenhaft fremdartige Dinge schlüpfen in deine Realität und sterben entweder schnell oder passen sich an, ohne eine verankernde Kraft zu brauchen. Manche – wie ich oder Smorgaz – sterben nicht, aber wir funktionieren trotzdem auf so anderen Ebenen, dass wir ohne etwas, das uns erdet, irgendwann wahrscheinlich irgendetwas sehr Schlimmes tun würden. Das meiste wäre wohlgemerkt der versehentliche Schaden, den ein verwirrtes Tier anrichtet, das in einem zu kleinen Käfig herumtobt.«
    »Dann musst du also gewusst haben, dass so etwas passieren würde«, sagte sie. »Warum wärst du mir sonst gefolgt?«
    »Ich habe es früher oder später erwartet, aber ich hätte gedacht, eher später als früher. Na, jedenfalls bin ich mitgegangen, weil ... na ja, ich hatte schließlich nichts Besseres zu tun. Und ich mag dich. Ich bin gern in deiner Nähe. In deiner Nähe zu sein macht mich konzentrierter, entspannter. Es ist wie eine beruhigende Melodie.« Vorm schnippte mit den Fingern. »Hey, das klingt viel besser als diese Rattenloch-Metapher, oder?«
    »Nur ein bisschen. Lass mich raten ... jetzt, da ich Smorgaz’ beruhigende Melodie bin, habe ich ihn genauso am Hals wie dich.«
    »Ich würde den Ausdruck ›am Hals haben‹ vermeiden, wenn Smorgaz in der Nähe ist. Da ist er ein bisschen sensibel. Und wenn er unsicher wird, fängt er an, sich wie verrückt zu reproduzieren. Und ehe wir es uns versehen, würden wir bis zur Oberkante Unterlid in Klonen stecken.«
    »Du hast keine Unterlider.«
    »Redensart.«
    »Dann ist das also sein Ding?«, fragte sie. »Reproduzieren?«
    »Yep. Das ist sein Ding . Niemand kann es besser.«
    Der Klang von reißendem Teppich lenkte ihre Aufmerksamkeit auf einen weiteren winzigen Smorgaz.
    »Ja, daran solltest du dich wohl gewöhnen«, sagte Vorm. »Selbst wenn er es unter Kontrolle zu halten versucht, produziert er normalerweise mindestens alle zehn Minuten einen Smorgaz junior. Die Unbeabsichtigten lösen sich gewöhnlich nach ungefähr einer Stunde auf, aber manchmal können sie ein bisschen schwierig sein.«
    Das kleine Wesen hob den Kopf und lächelte Diana an, während es mit den Klauen ein Stück Teppich zerfetzte. Vorm beugte sich vor, als wolle er von der Couch springen und sich auf die Kreatur werfen.
    »Oh, ich habe die neue Regel vergessen. Ist es okay, wenn ich Smorgaz’ halb ausgeformte Ausgeburten aufesse? Oder stehen die auch auf der Hündchen-Liste?«
    Sie dachte darüber nach.
    »Ach, komm schon!«, sagte Vorm. »Du kannst doch nicht ernsthaft ein Problem damit haben? Das sind zerstörerische kleine Bastarde, die nie dazu bestimmt waren, in dieser Scheibe der Realität zu existieren. Die haben eine Haltbarkeitsdauer von einer halben Stunde!«
    Sein Argument war schwer zu widerlegen, abgesehen von einer gewissen Empfindlichkeit ihrerseits. Aber von allen Dingen, die er fressen wollte, erschien ihr das am vernünftigsten.
    »Okay, okay.«
    Der kleine Smorgaz jaulte auf und flitzte hinter die Stereoanlage.
    »Dann eben nicht«, sagte Vorm. »Sie haben einen komischen

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