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Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Luft schimmerte, und ein Lehnsessel materialisierte sich neben ihr. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn erzeugt hatte oder ob es das Apartment selbst gewesen war, aber das erschien ihr müßig. Sie ließ sich auf den Sessel fallen.
    »Smorgaz, würdest du uns bitte einen Augenblick entschuldigen?«, fragte sie. »Ich muss mit Vorm reden.«
    »Sag nichts. Ich mache einen Spaziergang. Soll ich jemandem etwas mitbringen, wenn ich schon unterwegs bin?«
    »Könntest du ein paar Dutzend Pizzen mitbringen?«, fragte Vorm.
    Diana hätte sich wahrscheinlich auch Pizzen wünschen können, aber aus einer anderen Dimension hergezauberte magische Pizzen klangen nicht sehr appetitlich.
    »Klar. Willst du den Pizzaboten auch?«
    Vorms Magen knurrte. Es war der Mund auf seinem Bauch, der sich buchstäblich knurrend die Lippen leckte.
    »Keine Pizzaboten!«, sagte Diana. »Oder Botinnen. Oder kleine Hunde oder Kätzchen oder so was.«
    Vorm runzelte die Stirn. »Dürfen wir wenigstens Wurst auf den Pizzen haben?«
    »Ja.«
    »Okay, ein Dutzend Würstchenpizzen, kommt sofort.« Smorgaz zockelte zur Tür, doch sie hielt ihn auf.
    »Hast du Geld?«
    »Nein.«
    »Wie hast du dann vor zu zahlen?«
    »Zahlen?« Smorgaz legte mit fragendem Blick den Kopf schief. »Tut mir leid, aber ich verstehe die Frage nicht.«
    »Du musst sie irgendwie bezahlen.«
    »Muss ich?«
    Der Unendliche Smorgaz warf Vorm einen Blick zu, der daraufhin mit den Schultern zuckte.
    »Sie ist etwas unkonventionell.«
    Diana überlegte, wie Smorgaz wohl vorhatte, die Pizzen zu besorgen, aber er war natürlich ein Monster. Monster hatten kein Geld bei sich. Sie nahmen sich einfach, was sie wollten, ohne über die Folgen nachzudenken. Das würde aber nicht gehen. Sie konnte keine Bestie auf die Straßen loslassen, die jedes Pizzalieferauto terrorisierte, über das sie stolperte.
    Sie zog ein bisschen Geld aus ihrer Börse und gab es Smorgaz. »Nur sieben Blocks nach Süden, an der Ecke O’Brian und Swaim, da gibt es einen kleinen Laden, in dem man zwei Medium-Käsepizzen zu einem guten Preis bekommt.«
    »Nur zwei?«, quengelte Vorm. »Und was ist mit der Wurst?«
    »Na gut!« Sie gab Smorgaz noch ein paar Dollar und ein bisschen Kleingeld für die Steuer.
    »Was ist mit Knoblauchbrot?«
    Sie öffnete ihre Brieftasche, um Vorm sehen zu lassen, wie leer sie war. Er warf sich auf dem Sofa nach hinten und stopfte sich schmollend wieder das Kissen in den Mund.
    Smorgaz ging.
    Während sie ihre Gedanken ordnete, kaute Vorm geräuschvoll wie ein bockiger Dreijähriger.
    »Schwein ist Fleisch«, grummelte er.
    »Ja, ist es.«
    »Kleine Hunde sind auch Fleisch«, sagte er.
    »Du wirst keine Hunde fressen. Nicht, wenn ich in der Nähe bin!«
    »Hast du je einen Hund gegessen? Die sind lecker!«
    »Korrigier mich bitte, wenn ich mich irre, aber findest du nicht alles lecker?«
    »Brokkoli ist mir nicht so wichtig«, antwortete er.
    Sie sah ihn skeptisch an.
    »Nur weil ich ihn essen würde, heißt das nicht, dass ich ihn auch mag!« Er beugte sich vor. »Jedenfalls besteht alles im Universum nur aus einer Handvoll sonderbar angeordneter Atome, wenn man es genau betrachtet. Kleine Hunde sind nichts anderes als Schweine, Kohle und Stickstoff. Eigentlich ist es ungerecht, wegen deiner willkürlichen kulturellen Maßstäbe nur eines davon zu essen.«
    »Willkürlich, ja«, gab sie ihm recht. »Aber das ändert nichts.«
    »Was ist mit großen Hunden? Ausgewachsenen, meine ich.«
    »Keine Hunde.«
    Er öffnete den Mund, aber sie unterbrach ihn.
    »Sagen wir einfach, alles, wozu ich dir nicht das Okay gegeben habe, ist tabu.«
    Verärgert schluckte er das Kissen hinunter.
    »Es ist doch vollkommen klar, dass wir ein paar Grundregeln festlegen müssen«, sagte sie. »Wenn wir einander schon nicht loswerden, müssen wir wenigstens einen Weg finden, wie wir miteinander auskommen können.«
    »Einverstanden.« Vorm schnaubte. »Ich sehe bloß nicht ein, warum nur immer ich alle Opfer bringen soll.«
    »Mein Realitätssinn ist zusammengebrochen. Ich bin an ein Monster gebunden, das ständig alles fressen will, inklusive mich. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich irgendwann den Verstand verlieren werde. Wenn ich also mit alledem klarkommen soll, dann kannst du wenigstens darauf verzichten, kleine Hunde zu fressen!«
    Vorm zuckte die Achseln. »Na gut.«
    »Was ich jetzt von dir brauche, sind ein paar Erklärungen, wie all diese ... Verrücktheiten funktionieren. Wenn dies die Welt

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