Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)
hineinkorrigierte, stellte sich die Frage, warum sie es nicht auch wieder herauskorrigieren konnte. Sie hatte das ursprüngliche Feuer am Abend eine Viertelstunde lang per Gedankenkraft weggewünscht, bis ihr ein Prickeln an der Wirbelsäule gesagt hatte, dass die Überarbeitung stattgefunden hatte. Sie hatte den ganzen Morgen daran gedacht, zur Sicherheit anzurufen, wusste aber nicht, was sie hätte sagen sollen.
»Hi. Hier ist Diana. Ich wollte nur wissen, ob das Kaufhaus immer noch so verbrutzelt dasteht oder ob das, was ich gerade gemeint habe, doch nicht mehr passiert ist.«
Es war leichter, einfach hinzugehen und selbst nachzusehen.
Vorm verschlang sein ganzes Buch und weckte Smorgaz. »Steh auf! Wir gehen zur Arbeit.«
» Ich gehe zur Arbeit«, sagte sie. »Ihr bleibt hier.«
»Ist das eine gute Idee?«, fragte Vorm. »Was, wenn du wieder einer verwirrten Wesenheit über den Weg läufst, die einen Fokus sucht? Dann wirst du dir wünschen, dass wir in deiner Nähe sind.«
»Ich dachte, du hättest gesagt, das passiere nicht oft.«
»Tut es auch nicht. Normalerweise jedenfalls. Aber es gibt schließlich keine Obergrenze dafür, wie viele gestörte Monster aus anderen Dimensionen pro Woche von dir angezogen werden. Du scheinst ein Händchen dafür zu haben.«
Sie wollte nicht, dass sie mitkamen. Zwei Monster-Haustiere, selbst wenn es wohlmeinende waren, konnten die Illusion von Normalität vernichten, um die sie rang, aber das war sowieso schon hoffnungslos. Außerhalb dieser Wohnung, auf der Straße, lag eine Stadt voller Monster und Widersprüche, die ein gesunder Verstand nur ignorieren konnte.
»Ihr könnt mitkommen«, sagte sie, »aber versucht, nicht aufzufallen.«
Das fusselige grüne Tier und der riesige Gummi-Igel salutierten.
»Du wirst nicht einmal merken, dass wir da sind«, sagte Vorm.
Ihr Zauberwunsch hatte funktioniert. Das Kaufhaus war wiederhergestellt. Diana bemerkte die Reste der rückgängig gemachten Realität. Ein paar schwarze Flecken, übrig gebliebene Rauchschäden, nahm sie an, waren an einigen Stellen an der Decke zurückgeblieben, und das ganze Gebäude roch ganz leicht nach versengtem Holz und Isolierung. Abgesehen davon schien aber alles in Ordnung zu sein, und nachdem die Geschäftsleitung die Putzkolonne zurechtgewiesen hatte (was Diana zwar leidtat, was sie aber nicht verhindern konnte), ging alles wieder seinen normalen Gang. Sie brachte es sogar fertig, alle vergessen zu lassen, dass sie fünf Tage gefehlt hatte.
Das störte sie am meisten an dieser Erfahrung. Es war eine Sache, ihren Fehler ungeschehen zu machen. Aber es war eine andere, die Köpfe der Leute zu manipulieren. Es bedeutete eine Verletzung ihres Innersten. Die Leute waren keine Roboter, die sie nach Lust und Laune umprogrammieren konnte. Doch sie sah keine Alternative. Das Feuer ungeschehen zu machen und allen die Erinnerung an ihre Abwesenheit zu lassen hätte nur Fragen aufgeworfen, die sie nicht beantworten konnte und die sie sehr wahrscheinlich ihren Job gekostet hätten.
Nur dieses eine Mal, beschloss sie. Nicht öfter. Die Entscheidung hätte mehr Gewicht gehabt, wenn sie ihre neuen Kräfte verstanden hätte.
»Sehr hübsche Arbeit«, sagte Vorm. »Nicht viele menschliche Köpfe verstehen die Feinheiten der Realitätsmanipulation. Normalerweise heißt es immer: ›Ich bin ein lebender Gott. Zittert vor mir, unbedeutende Sterbliche! Ich wünsche mir eine Million Dollar, einen vergoldeten Roboter-Butler und die Verehrung durch alle um mich herum!‹«
Diana sagte: »Du meine Güte, sind alle so kleinkariert und dumm?«
»Nicht alle«, sagte Smorgaz. »Aber die meisten.«
»Diese Übereifrigen halten natürlich nicht lange durch. Irgendwann ziehen sie zu viel Aufmerksamkeit auf sich, und dann muss das Universum sie niederschlagen, um die Ordnung aufrechtzuerhalten.«
Smorgaz zog einen Mantel aus einem Regal und sah sich prüfend im Spiegel an. »Steht mir die Farbe?«
»Ja, sie passt super zu deinen Augen«, erwiderte Diana automatisch. Dann entriss sie ihm das Kleidungsstück und legte es zurück. »Ihr habt versprochen, unauffällig zu sein.«
»Tut mir leid«, sagte Vorm. »Wir wussten nicht, dass es so langweilig ist.«
»Hast du nicht gerade hundert Jahre in einem Schrank eingesperrt verbracht?«
Der Unendliche Smorgaz bekam Schluckauf, und zwei Abkömmlinge rollten von seinem Rücken. Sie huschten davon, um so viel Chaos anzurichten, wie sie in ihrer kurzen Lebensdauer nur
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