Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
Vom Netzwerk:
kennenzulernen.«
    Es war eine grausame Ironie, dass sie endlich gegenüber von einem gut aussehenden Kerl wohnte, der gerne kochte, und dann wurde er von einer interdimensionalen Hundebestie gefangen gehalten. Es war kein Problem. Nicht unbedingt. Aber es war tierisch nervtötend.
    Sie ging die paar Schritte zu ihrer Tür. Ein Blick über die Schulter bestätigte ihr, dass der Hund wieder auf seinem Posten vor Apartment zwei saß.
    »Wir sehen uns, Chuck«, murmelte sie vor sich hin, bevor sie zu ihren eigenen Monstern hineinging.

DREIZEHN

    Zum ersten Mal schob Diana ihre Kommode nicht vor die Tür, als sie schlafen ging. Sie hatte nie angenommen, dass sie die Monster abschreckte, mit denen sie ihre Wohnung teilte, aber es war ein psychologisches Bollwerk gegen die Flut des Wahnsinns gewesen, die sie zu verschlingen drohte. Dagegen nützte sie jetzt allerdings nichts mehr. Diana war sich ziemlich sicher, dass sie schon verrückt war oder zumindest auf dem besten Weg dahin.
    Sie wachte auf und starrte in einen riesigen Augapfel mit Tentakeln.
    »Hey, du bist wach«, sagte Zap.
    Sie stieg aus dem Bett. Zap reichte ihr einen Bademantel.
    »Danke«, sagte sie.
    »Gerne.«
    Diana fragte sich, wie lange er sie wohl schon anstarrte, beschloss aber, nicht zu fragen, denn es gab eigentlich keine gute Antwort auf diese Frage. Sie würde ein paar Grenzen für das neue Monster stecken müssen, aber das konnte bis nach dem Frühstück warten.
    Sie duschte kurz. Als sie den Duschvorhang zur Seite zog, schwebte Zap über der Toilette. Er reichte ihr ein Handtuch.
    »Raus!«, sagte sie ruhig.
    »Ja, Ma’am. Sofort, Ma’am.« Er schoss aus dem Badezimmer.
    Sie zog sich an, putzte sich die Zähne, kämmte sich.
    Die Monster warteten alle im Wohnzimmer. Vorm und Smorgaz saßen auf der Couch, Zap schwebte in einer Ecke.
    Und starrte sie an.
    Das konnte richtig schnell nervtötend werden, aber bevor sie die Gelegenheit hatte, ihn darauf anzusprechen, klingelte es an der Tür. Sie erinnerte sich nicht, vorher eine Klingel gehabt zu haben, aber vielleicht war das neu.
    Es war West. »Hast du mal eine Minute, Nummer Fünf?«
    »Ja.«
    »Hast du sechs Minuten?«
    »Klar.«
    Er zählte an den Fingern ab. »Könnte bis zu sieben Minuten dauern, wenn ich es mir recht überlege.«
    »Ich habe Zeit«, antwortete sie.
    »Gut. Folge mir.«
    Sie folgte. Sie war für jeden Vorwand dankbar, aus der Wohnung zu kommen. Sie konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass Zap sie immer noch beobachtete.
    West las ihre Gedanken.
    »Kann er nicht. Das Haus hat einen Nullpunkt in der Raumzeit inne. Ein Wesen wie dein Freund kann nicht durch seine Wände sehen.«
    »Gut zu wissen.«
    West nahm sie mit nach unten und bog an einer Ecke ab, wo sich der Flur teilte – und von der sie sicher war, dass sie vorher noch nicht da gewesen war. Eine Schicht grauen Schmutzes bedeckte die Wände. Während sie in dem scheinbar endlosen Korridor weiter und weiter gingen, wurde der Dreck schwärzer und dicker, bis der Matsch unter ihren Schuhen bei jedem ihrer Schritte ein klebriges Schmatzen hervorrief. Sie sah über die Schulter, aber eine tintenschwarze Dunkelheit kroch hinter ihnen her. Das war keine Metapher. Sie konnte Tentakel und knorrige Gliedmaßen erkennen, die die Schatten langsam, aber stetig vorwärtszogen. Sie fragte sich, was wohl passieren mochte, wenn sie sie einholten.
    West hatte wohl schon wieder ihre Gedanken gelesen. »Darüber musst du dir keine Sorgen machen. Die tun nur so.«
    Da konnte sie sie hören. Fernes, beunruhigendes Flüstern in sinnlosen Sprachen.
    »An deiner Stelle würde ich nicht zu genau hinhören«, sagte West. »Du hast zwar eine zu gesunde Verfassung für solche Dinge, aber sie können dich trotzdem reinlegen.«
    Gesagt zu bekommen, man solle nicht zuhören machte es nur noch schwerer, es nicht zu tun. Der größte Teil des Geflüsters kam nicht bei ihr an, aber mehrere Stimmen versuchten, ihr das Ende von Filmen zu verderben. Sie schafften es allerdings nicht – wahrscheinlich, weil die Dunkelheit, was Kino anging, anscheinend nicht ganz auf dem neuesten Stand war.
    Darth Vader ist Lukes Vater. Norman Bates ist der Mörder. Rosebud ist ein Schlitten .
    Sie erreichten das Ende des Korridors, bevor die Stimmen zu etwas Schockierenderem kommen konnten. Die Tür war mit derselben Schmiere bedeckt. West wischte sie vom Schlüsselloch, zog einen altmodischen Schlüssel aus der Tasche und schloss die Tür auf. Sie öffnete sich

Weitere Kostenlose Bücher