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Der Mondmann

Der Mondmann

Titel: Der Mondmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Flügelschlägen vom Haus weg. Allerdings nicht besonders weit. Der Rabe blieb in Kopfhöhe einige Sekunden lang in der Luft und landete wenig später auf dem Erdboden, wo er seine Flügel halb einzog.
    Er schaute zur Tür hin, in deren Ausschnitt Casey Marwood stand. Und der sah dem Raben in die Augen.
    Sie waren weißgelb!
    ***
    Casey Marwood stieß keine Schreie aus, obwohl ihm danach war. Er spürte nur, dass die Knie noch weicher wurden. Er hielt sich rasch am Türrahmen fest.
    Der Rabe mit den kalten Augen. Der Vogel mit dem Totenlicht!
    »Das ist nicht wahr«, flüsterte er. »Nein, das ist alles eine Legende. Daran habe ich nie geglaubt...«
    Die eigenen Gedanken wischten weg und schufen Platz für das, was in ihm hochstieg.
    Es gab in dieser Gegend die Geschichte vom Mondmann. Von einer unheimlichen Nachtgestalt, die durch die Kraft des Mondes entstanden war und mit ihren Helfern durch die Finsternis geisterte.
    Vögel begleiteten sie. Schwarze Vögel – Raben eben. Und in den Augen der Vögel leuchtete das gleiche Licht wie in denen des Mondmanns. Die Legende sagte weiter, dass die Vögel einmal Menschen gewesen waren. Der Mondmann hatte sie nur darin verwandelt.
    Bis zum heutigen Tag hatte Casey Marwood noch nie einen solchen Vogel zu Gesicht bekommen.
    Er hatte auch nicht so recht an die Geschichte geglaubt und darüber gelacht, nun sah er sich selbst damit konfrontiert. Welcher Rabe besaß schon diese Augenfarbe?
    Das war unnatürlich. Das konnte nicht stimmen. Da musste etwas passiert sein...
    Marwood’s Gedanken kehrten zurück zu seiner Frau. Aber auch der Mondmann wollte ihm nicht mehr aus dem Kopf.
    Melody und er?
    Im letzten Augenblick presste er eine Hand gegen die Lippen, sonst wäre der Schrei aus seinem Mund gedrungen. Ihn konnte er unterdrücken, das Ergebnis seiner Gedanken aber nicht.
    Der Mondmann hatte sich Melody geholt!
    »Kaffee?«, fragte Maxine Wells mit sanfter Stimme.
    Ich verdrehte die Augen. »Gern. Kannst du Gedanken lesen?«
    Sie lachte hell auf. »Nein, das leider nicht. Aber ich kenne dich. Du trinkst ihn gern, und ich weiß, dass auch deine Assistentin Glenda Perkins dir immer Kaffee macht, der ja angeblich der beste der Welt sein soll. Heute musst du dich mit meinem zufrieden geben.«
    »Was ich gern tue, Max.«
    »Ha, du lügst. Aber dir bleibt nichts anderes übrig.«
    Ich schüttelte gespielt böse den Kopf. »Sei doch nicht so schrecklich realistisch.«
    »Ich liebe den Realismus.«
    »Wie ich.«
    Eigentlich hatte die Tierärztin Maxine Wells aus der silbern glänzenden Thermoskanne das heiße Getränk in den beiden Tassen verteilen wollen, nun aber hielt sie inne.
    »Was hast du gesagt, John?«
    »Hast du es nicht verstanden?«
    »Doch, aber du und Realismus.«
    »Wieso nicht?«
    »Als Geisterjäger.«
    »Na klar. Schließlich sind die Fälle real, mit denen ich mich beschäftige.«
    Sie schaute mich länger als gewöhnlich an. »Ja, da hast du Recht.« Ein knappes Räuspern. »Immer noch Zucker?«
    »Ja.«
    Aus einer kleinen Tüte ließ sie die Kristalle in die braune Brühe rieseln. Umrühren durfte ich allein und hörte zu, wie der Löffel gegen die Innenseite der Tasse klang.
    Dann nahm ich den ersten Schluck, und er schmeckte mir gut. Das wollte ich Maxine nicht sagen, weil sie mir sowieso nichts geglaubt und wieder an Glenda’s Kaffee gedacht hätte.
    Wir hätten ihn auch in ihrem Haus trinken können, aber dort saßen wir nun mal nicht. Mit ihrem Geländewagen, sie hatte sich einen neuen zugelegt – einen Mercedes – waren wir einige Kilometer in Richtung Nordwesten gefahren, in die Einsamkeit der Highlands, und hatten auf einem Hügel angehalten, weil diese Stelle so etwas wie ein perfekter Beobachtungsplatz war, denn vor uns breitete sich die schottische Landschaft aus, auch wenn von ihr in der Dunkelheit nicht viel zu sehen war.
    Vor einer halben Stunde hatte es noch anders ausgesehen. Da war die Dämmerung noch nicht von der Dunkelheit abgelöst worden, und so hatten wir in dieses breite Tal hineingeschaut, an dessen Ende sich die kleine Stadt Rattray befand. Dahinter türmten sich die Berge und Hügel in drei Himmelsrichtungen hoch.
    Keine starren Berge, mehr weiche Hügel, die allerdings immer mehr anwuchsen.
    In Schottland ist es stets leicht windig. Daran hatte sich auch an diesem Abend nichts geändert, und dieser Wind hatte es geschafft, den Himmel von Wolken freizufegen, sodass er über unseren Köpfen lag wie ein glattes Meer, das sich der

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