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Der Mondmann

Der Mondmann

Titel: Der Mondmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sollte, der Frau ihre Besonderheit zu erklären, als Melody aufschrie.
    Es war ein leiser Schrei. Trotzdem drückte er das tiefe Erschrecken aus, das sie empfand.
    »Was ist denn?«
    »Der Mondmann ist da!«
    ***
    Carlotta hatte damit gerechnet. Dennoch war sie geschockt, dass er gerade in diesem Moment erschien. Wahrscheinlich hatte er sich das alles so ausgerechnet. Bisher war er in der Dunkelheit verborgen geblieben. Nun ging er so weit vor, dass sich seine Gestalt allmählich herauslöste und er zu sehen war.
    Besonders seine Augen!
    Sie schimmerten tatsächlich in einem Weißgelb, als hätten sie das Licht der am Himmel lauernden Mondsichel eingefangen. Der Mann selbst kam Carlotta größer vor als ein normal ausgewachsener Mensch, und sie ahnte deshalb, welch eine Kraft in ihm steckte.
    Er kam noch nicht auf die beiden zu, sondern blieb in einer bestimmten Entfernung stehen, schaute nur und versuchte, mit seinen hellen Augen die beiden Frauen zu bannen.
    »Du bist zu spät gekommen, Carlotta. Du hättest früher bei mir sein müssen. Jetzt haben wir keine Chance mehr.«
    »Das würde ich nicht sagen.«
    »Aber...«
    »Stell dich hinter mich.«
    »Wieso?«
    »Mach schon!«, drängte das Vogelmädchen, denn es hatte etwas gesehen. Der Mondmann bewegte seinen linken Arm, streckte ihn vor und öffnete gleichzeitig die Faust.
    Beide Frauen schauten auf seine Handfläche, in deren Haut sich die Sichel des Mondes abmalte.
    Carlotta wollte sie sich genauer anschauen. Dazu kam sie nicht mehr, denn dicht hinter sich hörte sie die Stimme der Frau.
    »Was ist das denn auf deinem Rücken? Das ist... das ist...«
    »Keine Fragen.«
    »Sind das Flügel?«
    Es war wirklich nicht die Zeit, Melody große Erklärungen zu geben. Sie mussten weg. Jede Sekunde des Zögerns konnte für sie beide lebensgefährlich sein.
    Das Vogelmädchen bückte sich. »Steig auf meinen Rücken!«, befahl es.
    »Was soll ich?«
    »Auf meinen Rücken steigen!«
    Carlotta drückte ihren Körper nach vom. Wieder vernahm sie den erschreckten Laut ihres Schützlings, der zudem noch von Flügeln sprach, was er nicht verstehen konnte.
    »Halte dich fest. Klemm dich zwischen die Flügel. Aber würge mich nicht, bitte.«
    »Gut, gut.« Melody tat alles, was man ihr gesagt hatte, wenn auch mit zittrigen Bewegungen.
    Der Mondmann hatte sich nicht vom Fleck gerührt. Aber ihm war auch nichts entgangen, und als sich Carlotta die andere Person auf den Rücken legte, da wurde ihm einiges klar.
    Er stieß einen schrillen Laut aus und ging auf die beiden zu.
    Carlotta hielt den Kopf zwar gesenkt, ihre Augen aber hatte sie so gedreht, dass sie in die Höhe schauen konnte, und sie wusste, dass es jetzt auf jede Sekunde ankam.
    Einen Schritt lief sie dem Mondmann sogar entgegen, was Melody zu einem Schrei veranlasste, der noch in der gleichen Sekunde abbrach, denn mit einem kräftigen Schlag ihrer Flügel löste sich Carlotta mit ihrem Schützling vom Boden...
    ***
    Ich saß hinter dem Lenkrad des Mercedes, und durch meinen Kopf wirbelten zahlreiche Gedanken, die sich um Casey Marwood, die Raben und den Mondmann drehten.
    Im hinteren Teil des Wagens saßen Maxine Wells und der Mensch, der an den Mondmann glaubte, ihn aber noch nicht zu Gesicht bekommen hatte. Die Tierärztin kümmerte sich um den Verletzten, der zudem noch unter einem Schock zu leiden hatte. Immer wieder drang seine Stimme auch bis zu mir. Ich hörte ihn eigentlich nur über seine Frau sprechen, die er so sehr vermisste und um die er eine so große Angst hatte, dass seine Stimme zitterte, wenn er redete.
    Maxine hatte mir hin und wieder einen Tipp gegeben, wie ich die Strecke in die Stadt am besten abkürzen konnte. Bei Tageslicht wäre ich schneller gefahren. In der Nacht jedoch musste ich schon Acht geben, denn die Straße verengte sich hin und wieder. Einmal wirkte sie wie eine Brücke, als sie eine Trennung zwischen zwei Gewässern bildete.
    Die Tierärztin versuchte ihren Schützling aufzuheitern. Immer wieder sprach sie davon, dass nicht alles verloren sei und wir alles daransetzen würden, Melody Marwood zu finden. Leider sah Casey die Worte nur als Lippenbekenntnisse an, was er ihr auch mitteilte, denn er schüttelte den Kopf und stöhnte.
    Ich mischte mich in die Gespräche nicht ein. Aber ich war froh, als das Lichtermeer der Stadt vor mir wie ein breites Kunstwerk erschien. Ich fragte mich allerdings erneut, ob wir tatsächlich den richtigen Weg eingeschlagen hatten.
    Max hatte gemeint, dass

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