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Der Mondmann

Der Mondmann

Titel: Der Mondmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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uns Carlotta, wenn sie durch die Luft flog, eventuell sehen konnte. Das Vogelmädchen nahm im Prinzip aus der Luft viel Wahr, was unter ihr auf der Erde geschah. Da wir nicht ohne Licht unterwegs waren, konnte sie uns sehen, wenn sie wollte.
    Die Raben hatte ich nicht entdeckt. Meine Blicke waren immer wieder zum Himmel gestreift, doch da irrten keine funkelnden gelben Augenpaare durch die Finsternis.
    »Kennst du den Weg, John?«
    »Hilf mir noch mal.«
    »Okay«
    In der Gegend kannte ich mich zwar aus, aber auch nur bei Tageslicht. Jetzt war es schon hilfreich, dass ich wieder entsprechende Tipps bekam, und wenige Straßen vor ihrem Zuhause kam mir dann wieder alles bekannt vor.
    Die ruhige Straße. Vor dem Haus der große Vorgarten. Eine breite und lange Wiese, die nur mit wenigen Büschen bewachsen war, sodass ich das Haus sehen konnte, das sich als dunkler Umriss am Ende dieses Vorgartens abhob. Ich bog in den Weg, der zum Ziel führte. Neben dem normalen Wohnhaus war die Garage angebaut. Dort brannte auch ein Licht, ebenso hinter einigen Scheiben, sodass jemand den Eindruck haben konnte, dass dieses Haus zum jetzigen Zeitpunkt bewohnt war.
    Vor dem geschlossenen Garagentor stoppte ich. Mit einem leisen Nachorgeln verstummte der Motor. Auch Casey Marwood hatte bemerkt, dass wir nicht mehr fuhren. Er fragte: »Wo sind wir hier?«
    »Bei mir in Dundee.«
    »Was? So weit weg?«
    »Wir hielten es für die beste Möglichkeit. Aber das habe ich Ihnen schon erklärt. Jetzt steigen wir erst mal aus und gehen ins Haus. Dann sehen wir weiter.«
    Ich half der Tierärztin dabei, Casey Marwood aus dem Fahrzeug zu bekommen. Die vom Sturz herrührenden Verletzungen waren jetzt richtig durchgedrungen. Er stöhnte laut auf und wäre zusammengesackt, hätte ich ihn nicht gehalten.
    Maxine Wells ging die paar Schritte bis zur Haustür und schloss auf. Sie schaltete im Flur das Licht ein und wartete, bis wir uns genähert hatten. Marwood schnaufte schwer, obwohl er von mir gestützt wurde. Er kämpfte gegen die Schmerzen und atmete durch den halb geöffneten Mund.
    Auf der Türschwelle nahm mir Max die menschliche Last ab. Das Haus besaß eine große Küche, in der ich mich gern aufhielt, wenn ich zu Besuch war.
    Heute schüttelte ich den Kopf, als mich Maxine Wells danach fragte.
    »Nein, ich warte noch draußen.«
    »Warum?«
    Ich lächelte sie an. »Es ist besser, wenn ich mir die Gegend ein wenig anschaue.«
    »Du meinst eher den Himmel?«
    »Den auch.«
    »Gut, ich lasse die Tür angelehnt.«
    »Danke.«
    An die Vorkommnisse der Vergangenheit wollte ich nicht denken, als ich vor der Tür stehen blieb und wieder den Himmel absuchte. Mein Blick schwang dabei nicht nur in eine Richtung, ich nahm alles in Augenschein, was ich erreichen konnte.
    Es gab das Gefühl, auf das ich mich immer verließ. Auch jetzt versuchte ich es, förmlich zu locken. Eine Gefahr zu ahnen, das berühmte Kribbeln zu spüren.
    Leider war da nichts.
    Die Dunkelheit blieb, meine Gefühle blieben ebenfalls, denn es gab keine Warnung. Der Himmel blieb ruhig. Die normalen Vögel hatten sich sowieso zur Ruhe gelegt oder gesetzt. Ich hätte die Bewegungen am Himmel sehen müssen, aber da war nichts. Alles blieb still und starr. Ähnlich wie im Tal, das wir verlassen hatten. Nur dass der Himmel hier nicht so dunkel war, denn der Widerschein zahlreicher Lichter floss wie ein dünnes Gewebe in die Höhe.
    Die Luft war hier von einem anderen Geruch erfüllt. Wer tief einatmete, der roch die nahe See. Und auch etwas vom Salzgehalt, der in der Luft schwebte.
    Auf dem Rasen hatte ich das Haus abgeschritten, ohne jedoch eine Entdeckung gemacht zu haben, die mich hätte weiterbringen können. Kamen sie? Kamen sie nicht?
    Mich interessierten nicht nur die Vögel, mir ging es natürlich auch um Carlotta, um die ich mir große Sorgen machte.
    Ich drückte die Tür auf und betrat das Haus. Maxine hatte mein Kommen gehört und kam mir entgegen. Es tat mir Leid, den Blick ihrer erwartungsvollen Augen enttäuschen zu müssen.
    »Nichts. Alles ist normal.«
    »Carlotta...«, murmelte sie.
    »Ich kann es nicht ändern.«
    »Du hast nichts gesehen?«
    »Nein, gar nichts.«
    »Dann komm mit.«
    Wir gingen nicht in die Küche. Unser Ziel war das geräumige Wohnzimmer, das mit hellen freundlichen Möbeln bestückt war, die auf terrakottafarbenen Fliesen standen.
    Casey Marwood lag auf der Couch. Maxine hatte eine Decke über ihm ausgebreitet. Er lag auf dem Rücken, das Gesicht

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