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Der Mondmann

Der Mondmann

Titel: Der Mondmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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überflogen hatten.
    Der Eingang lag ebenfalls in ihrem Blickfeld. Dort hatte sich der Mondmann aufgehalten. Ihn suchte sie, doch im Augenblick war von ihm nichts mehr zu sehen.
    Hatte er die Flucht ergriffen?
    Carlotta zweifelte daran. So schnell gab er nicht auf. Wenn nicht er angriff, dann möglicherweise seine Helfer, die bestimmt nicht abgetaucht waren.
    Carlotta war froh, von Melody nicht mehr angesprochen zu werden. An ihr Gewicht hatte sie sich auch gewöhnt, denn so schwer war sie nicht. Ihr warmer Atem verlor sich am Hinterkopf des Vogelmädchens, in dessen Gesicht auch die kältere Luft fuhr.
    Als sie die dritte Runde gedreht hatte, nahm sie die Bewegung unter sich wahr. Es war der Mondmann, der sich aus der Deckung des Turmes entfernte und jetzt frei sichtbar war. Er lief mit langen Schritten auf ein bestimmtes Ziel zu, das Carlotta erst erkannte, als er es erreicht hatte. Es war eine flache Hügelkuppe, auf der er stehen blieb, beide Arme hob und heftig winkte.
    Carlotta galt das Zeichen sicherlich nicht. Und er war auch kein Dirigent, der für seinen nächsten Auftritt übte. Mit diesen Bewegungen wollte er seine Helfer anlocken. Wenn sie ihr Gehör nicht täuschte, fegte sogar das Echo eines Pfiffes zu ihr hoch.
    Alles passte. Noch war es harmlos. Allerdings musste sie sich vor den Folgen in Acht nehmen. Wenn ihn die Helfer tatsächlich sahen und ihm gehorchten, dann konnte es für sie schlecht aussehen.
    Carlotta wollte nicht so lange warten, bis der Mondmann Erfolg hatte. Sie musste so schnell wie möglich weg aus der Nähe des Turmes, aber sie wollte Melody auch nicht im Unklaren lassen, die sicherlich Angst genug hatte.
    »Kannst du mich hören?«
    »Ja!«
    »Ich mache es kurz, Melody. Dir ist klar, dass wir hier wegmüssen, und ich habe bereits ein Ziel. Es wird nicht dein Zuhause sein. Dort ist es zu unsicher. Wir müssen uns an einen Ort begeben, wo wir einigermaßen sicher sind.«
    »Wo ist der denn?«
    »Keine Panik. Ich werde dir alles erklären. Wir fliegen dorthin, wo ich herkomme.«
    »Wo ist das?«
    »In Dundee!«
    Das Erschrecken war da. Carlotta merkte es, als Melody zusammenzuckte. Sie ließ einen Protest erst gar nicht aufkommen und sprach schnell weiter. »Es gibt keine andere Chance. Dort sind wir am sichersten. Und ich denke, dass man uns da auch eine Unterstützung zukommen lassen wird.«
    »Wer ist denn da?«
    »Freunde.«
    »Aber ich habe einen Mann...«
    »Das müssen wir jetzt vergessen.«
    »Er wird mich suchen. Er quält sich, das weiß ich. Er hat damit gerechnet, dass ich im Bett liege. Ich habe Fieber gehabt, das weißt du doch. Starkes Fieber und...«
    »Du kannst ihn anrufen, Melody. Ich werde recht schnell fliegen, denn auch ich habe Freunde, die nach mir suchen. Und ich kann mir denken, dass sie in Dundee sind, sonst hätten sie uns hier längst entdeckt. Sie sind mit dem Auto ebenfalls recht flott.«
    »Wenn du meinst...«
    »Es gibt keinen besseren Plan, glaub mir.«
    »Okay, dann bitte.«
    So schnell konnten sie nicht starten, denn es trat etwas ein, das sich beide nicht wünschten.
    Plötzlich waren die verdammten Raben da. Als hätte man ihnen einen Befehl gegeben, und sie erschienen über ihren Köpfen. Dabei waren sie so nah, dass beide das heftige Flattern der Schwingen hörten.
    Melody tat nichts. Der Schreck hatte ihr die Sprache verschlagen, aber Carlotta schaute hoch.
    Auch sie zuckte zusammen, denn sie hatte gesehen, wie nahe die Vögel mit den hellen Augen bereits gekommen waren. Es war eine reine Taktik gewesen, denn sie schnitten Carlotta den Fluchtweg nach oben hin ab. Zählen wollte sie die Tiere nicht, aber es waren verdammt viele, die sich dort versammelt hatten.
    »Die kriegen uns!« In Melody’s Stimme schwang wieder Panik mit.
    »Abwarten.«
    »Was willst du denn tun?«
    Das bekam Melody in der nächsten Sekunde mit. Sie hörte das geschriene »Festhalten!«, dann senkte Carlotta ihren Körper. Er kippte praktisch weg, und ab ging es in den Flug nach unten.
    Wäre sie allein gewesen, wäre sie sicherlich schneller geflogen. So musste sie Rücksicht auf ihren Schützling nehmen, was auch einen Vorteil hatte, denn sie konnte besser erkennen, was sich unter ihr am Boden tat. Sie musste sich zwingen, sich darauf zu konzentrieren, denn hinter und über ihr hörte sie die Vögel, die ihre Verfolgung auf genommen hatten.
    Krächzende Schreie fegten aus ihren Schnäbeln, aber wichtiger für Carlotta war, was sich am Boden tat.
    Dort tauchte plötzlich

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