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Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Träume. Und voller Neugier auf die deutschen Mädchen.« Als er ihr zuzwinkerte, spürte Lilly, dass ihre Wangen warm wurden. Wurde sie rot? Der Mann war doch nur ihr Sitznachbar. Wahrscheinlich war er verheiratet, hatte eine hübsche Frau und süße Kinder, und sie würde ihn, wenn sie erst mal gelandet waren, niemals wiedersehen.
    »Was ist mit Ihnen, sind Sie gebürtige Berlinerin?«, fragte er jetzt.
    Lilly schüttelte den Kopf. »Nein, ich stamme ursprünglich aus Hamburg. Nach der Wende bin ich mit meinem Mann nach Berlin gegangen und habe dort ein Geschäft eröffnet.«
    »Ihr Mann kann sich sehr glücklich schätzen, so eine reizende Frau abbekommen zu haben.«
    Lilly presste die Lippen zusammen.
    Es war eigentlich nicht ihre Art, jedem auf die Nase zu binden, was passiert war, aber weil der Mann nett zu sein schien, machte sie eine Ausnahme.
    »Er war es – vielleicht.«
    Eine nachdenkliche Falte erschien zwischen Thorntons Augenbrauen.
    »Er ist gestorben«, mutmaßte er richtig. »Tut mir leid.«
    »Es ist jetzt drei Jahre her«, entgegnete Lilly und senkte den Kopf. Dass ihr Mann einen Hirntumor gehabt hatte, sagte sie ihm allerdings nicht.
    Thornton presste betroffen die Lippen zusammen, während Lilly versuchte, etwas zu finden, womit sie das Schweigen füllen konnte. Die Stewardess fragte nach ihren Wünschen, worauf Lilly ein Glas Wasser und Thornton Tomatensaft bestellte.
    »Wussten Sie eigentlich, dass in Flugzeugen am liebsten Tomatensaft getrunken wird?«, fragte er sie, wobei das Lächeln wieder auf sein Gesicht zurückkehrte. »Und dass selbst Leute Tomatensaft bestellen, die sonst nichts mit dem Getränk am Hut haben?«
    Lilly kam nicht umhin, das Lächeln zu erwidern. »Gibt es darüber eine Studie?«
    »Nein, das habe ich irgendwo gelesen. Fragen Sie mich aber nicht, wo.«
    Er lachte einnehmend und vertrieb damit endgültig die dunkle Wolke, die sich über ihre Köpfe geschoben hatte.
    »Was ist mit Ihnen, Ihre Frau wird sich sicher freuen, wenn Sie nach so langer Zeit zurückkehren«, bemerkte Lilly, nachdem die Flugbegleiterin die Getränke vor ihnen abgestellt hatte. Als sie einen verstohlenen Blick zur Seite warf, entdeckte sie in ihrer Sitzreihe noch vier weitere rot gefüllte Gläser.
    Ein geheimnisvolles Lächeln huschte um Thorntons Lippen. »Zweifellos – wenn ich denn eine Frau hätte.«
    »Sie sind nicht …?« Peinlich berührt brach Lilly ab.
    »Nein. Nicht mehr. Wir haben uns freundschaftlich getrennt, und hin und wieder sehen wir uns, das ist alles.«
    Wieder folgte Schweigen, über mehrere Minuten, dann begann Thornton wieder: »Sie wollen die Geige also unter­suchen lassen?«
    »Ja, will ich. Allerdings ist es kein besonders wertvolles Modell, es hat eher … ideellen Wert.«
    »Haben Sie es von einem Verwandten bekommen?«
    »Eher von einem flüchtigen Bekannten«, gab Lilly zurück. »Ein Mann kam in den Laden und gab sie mir. Einfach so. Dann ist er verschwunden, und ich habe keine Ahnung, wo ich ihn suchen soll. Jetzt will ich wissen, wie ich zu der Ehre komme.«
    »Klingt spannend. Wen haben Sie da an der Hand?«
    »Ellen Morris. Der Name sagt Ihnen vielleicht nichts, aber …«
    »O doch, der Name sagt mir etwas! Sie ist eine der Besten auf dem Gebiet der Restauration. Persönlich hatte ich noch nicht das Vergnügen, sie kennenzulernen, aber ich höre von überall nur Gutes von ihr.«
    Das wird Ellen freuen, dachte Lilly. Wenn er es denn ernst meint. Aber in seiner Stimme hatte sie keinerlei Ironie ausmachen können.
    »Wie sind Sie an sie gekommen? Ich meine, in Deutschland gibt es sicher auch Experten auf diesem Gebiet.«
    »Wir sind Freundinnen seit der Schulzeit. Sie ist eigentlich Deutsche, hat aber einen Engländer geheiratet, und dank ihres Vornamens wird sie jederzeit für eine Einheimische gehalten.«
    Thornton zog überrascht die Augenbrauen hoch. »So? Also das wusste bisher bestimmt niemand. Vielen Dank für diese Info, vielleicht ist sie mal zu was nütze.«
    »Meinen Sie?« Lilly verzog ihr Gesicht. »Ich glaube kaum, dass sie sich dadurch bewegen lässt, weniger für ihre Dienste zu nehmen.«
    »Aber ich habe ein Gesprächsthema, wenn ich sie sehe. Ich frage sie einfach danach, wie es ihrer reizenden Freundin geht, und komme dann von einem aufs andere.«
    Die Durchsage des Flugkapitäns, dass sie in Kürze in Heath­row landen würden, beendete ihr Gespräch. Sitzgurte wurden angelegt, Flugbegleiterinnen huschten noch einmal durch den Gang, dann wurde

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