Der Mondscheingarten
eine E-Mail geschickt, aber nur eine kurze Antwort erhalten, dass sein Freund noch nichts von sich hat hören lassen. Wahrscheinlich braucht er noch eine Weile.«
»Ja, wahrscheinlich. Oder es gibt nichts, was er finden kann.«
»Möglicherweise. Aber eigentlich braucht er auch nichts mehr zu finden, oder?«
»Na ja, abgesehen davon, wie die Geige zu mir gekommen ist, habe ich das Rätsel um Rose und Helen gelöst. Und ich vermute mal, dass mir das Notenblatt beim letzten Teil des Rätsels nicht wesentlich helfen kann, oder?«
»Vermutlich nicht, es sei denn, eine der Frauen hätte in die Zukunft sehen können.«
Ellen machte eine kurze Pause und lächelte sie dann hintergründig an. »Und?«
»Was, und?«, fragte Lilly, aber sie konnte es sich fast denken.
»Gabriel wird sich sicher freuen, all das zu hören, nicht wahr?«
»Und ob er das tun wird!«, entgegnete Lilly lächelnd.
»Dann solltest du ihn nicht mehr länger auf die Folter spannen. Ihr wolltet doch essen gehen, oder?«
»Ja, das wollten wir. Und …« Lilly fiel ein, dass sie ihr vor lauter Dingen, die sie in Padang erlebt hatte, gar nicht geschrieben hatte, dass Gabriel vor dem Flug noch einmal zu ihr gekommen war. »Er war bei mir.«
»In Padang?«
»Nein. Wenngleich, doch, schon. Ich habe an ihn gedacht. Aber er kam vor dem Flug noch einmal zu mir. Ich hatte ihn angerufen, und das Letzte, womit ich gerechnet habe, war, dass er auftauchen würde. Aber er kam und brachte mir einen Brief, in dem Rose einen Paul Havenden darum bittet, sich um die gemeinsame Tochter zu kümmern. Das war letztlich der Stein, der alles ins Rollen gebracht hatte.«
»Und das hast du alles vor mir verheimlicht, schäm dich!« Ellen lächelte breit. »Du weißt, was das bedeutet?«
»Dass Havenden sie sitzengelassen hat?«
»Nein, das meine ich nicht. Ich meine Gabriel. Du weißt, dass er so was nicht tun würde, wenn er nicht in dich vernarrt wäre, oder? Und dass deine Befürchtungen wegen seiner Exfrau vollkommen haltlos waren.«
Lilly senkte ein wenig beschämt den Kopf. »Ich weiß.« Dann blickte sie lächelnd auf. »Und ich bin mir jetzt auch sicher, was ihn betrifft.«
»Na, dann ans Telefon! Aber ich glaube, das brauche ich dir nicht laufend zu sagen, wie?«
»Nein, das brauchst du in dem Fall nicht mehr.«
Lilly erhob sich und strebte dem Telefontischchen zu. Einen Ratschlag konnte sich Ellen jedoch nicht verkneifen.
»Geh mit ihm in das Lokal, in dem wir waren. Und zieh dein grünes Kleid an! Ich bin sicher, dass ihn dein Anblick umhauen wird!«
Unruhig blickte Lilly aus dem Fenster. Mittlerweile war es schon halb acht. Vielleicht hätte sie doch ein Taxi nehmen sollen. Als sie Gabriel diesen Vorschlag unterbreitet hatte, hatte er vehement abgelehnt.
»Du glaubst doch wohl nicht, dass ich meine Lady den Fahrkünsten eines Fremden überlasse!«
Lilly hatte darauf aufgelacht. »Ich bin schon so etliche Male mit fremden Männern gefahren, da würde ich die Fahrt zum Restaurant sicher auch überstehen.«
»Daran habe ich keinen Zweifel, aber ich würde mich um das Vergnügen bringen, noch ein paar Minuten mehr mit dir zu verbringen. Und das werde ich auf keinen Fall zulassen.«
Aber warum brachte er sich gerade um das Vergnügen? Wo blieb er nur? Nachdem sie ihre Frisur und den Sitz des grünen Kleides noch einmal überprüft hatte, vernahm sie Motorengeräusch. Als sie aus dem Fenster blickte, durchschnitten Scheinwerfer das Halbdunkel. Das war er!
Rasch griff sie nach ihrer Handtasche und lief mit pochendem Herzen in Richtung Wohnzimmer. Dort saßen Dean und Ellen auf dem Sofa und sahen fern, ein Anblick, der Lilly lächeln ließ. Werde ich mit Gabriel auch irgendwann mal so dasitzen und glücklich sein bei einer so profanen Sache?
»Gabriel ist da, ich geh dann!«, rief sie, stürmte wieder nach draußen und holte ihren Mantel.
»Viel Spaß!«, kam es im Chor zurück. Ellen winkte durch die Tür.
Draußen machte der Wagen halt, und wie sie es vereinbart hatten, hupte er einmal kurz. Tatsächlich kam sich Lilly auf einmal wieder so vor, als würde sie zu einem Abschlussball gehen. Oder wie Cinderella, die von ihrem Prinzen abgeholt wurde.
»Sprich mit ihm aber nicht nur über Arbeit, hörst du!«, rief Ellen ihr hinterher, doch da war Lilly schon zur Tür hinaus und hatte nur noch Augen für Gabriel, der aus dem Wagen stieg und sie mit einem Kuss begrüßte.
»Ich kann es kaum glauben, aber du gehst wirklich mit mir essen!«, witzelte er
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