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Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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schwul.«
    »Bingo! Glück für die Männerwelt, Pech für uns.«
    Ellen führte Lilly zu den hohen Glasfenstern, von denen man einen guten Blick auf die Themse und die London Bridge hatte.
    »Es ist wunderschön.«
    Als das Telefon läutete, ging Ellen zum Schreibtisch und nahm ab. Wer sich meldete, konnte Lilly nicht hören, aber sie sah, dass ihre Freundin den Anruf bereits erwartet hatte.
    »Mr Cavendish teilt mir gerade mit, dass er bereit für uns ist. Wir dürfen runter in sein Büro kommen.«
    Die Art, wie Ellen von diesem Mann, ihrem Angestellten, sprach, faszinierte Lilly. Offenbar war er wirklich eine Koryphäe auf seinem Gebiet, und dementsprechend aufgeregt war sie, als sie an den Werkstätten vorbeieilten.
    Ellen klopfte kurz, und noch während eine dunkle Männerstimme »Herein« rief, öffnete sie die Tür.
    Den Arbeitsplatz eines Restaurators hatte sich Lilly vollkommen anders vorgestellt. Und auch den Restaurator selbst. In Filmen sah man diese Leute mit langen weißen Kitteln durch irgendwelche sterilen Räume eilen. Der Raum hier war zwar nicht mit irgendwelchen uralten Möbeln vollgestellt, strahlte aber dennoch eine gewisse Gemütlichkeit aus. An einer Wand erhob sich ein hohes Bücherregal. Hinter dem Schreibtisch stand ein alter, eingesessener Stuhl, und zahl­reiche Bücher und anderer Papierkram lagen darauf. Auf dem Arbeitstisch neben dem Fenster lag auf einem weichen Tuch eine Geige, der man nicht den geringsten Schaden ansah. Das Werkzeug lag ordentlich an der Seite, offenbar war der an ihr auszuführende Auftrag gerade beendet worden.
    Mr Cavendish selbst erinnerte Lilly auf den ersten Blick ein wenig an den Darsteller des »Q« in den alten James-Bond-Filmen. Sein leicht gebeugter Körper steckte in einem Tweedjackett und in Cordhosen, das Hemd, das korrekt mit einer Krawatte zusammengehalten wurde, war blütenweiß und gestärkt. Von seinem Haar war nur noch ein grauer Kranz am Hinterkopf geblieben, doch das Leuchten in seinen dunklen Augen hinter dem dezenten silbernen Brillengestell erinnerte an den jungen Mann, der er einst gewesen war. ­Lilly war sicher, dass ihm die Frauen nachgelaufen waren, denn auch jetzt machte er noch eine gute Figur.
    »Guten Morgen, Ben, darf ich Ihnen meine Freundin Lilly Kaiser vorstellen?«
    »Ah, die Dame mit der seltsamen Geige.« Lächelnd blickte er ihr zunächst ins Gesicht, dann auf den Geigenkasten unter ihrem Arm. »Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen. Ihre und die Ihrer Geige.«
    Die Hand, die er Lilly reichte, war warm und weich.
    »Nach alter Schule wäre jetzt der Austausch irgendwelcher Höflichkeiten angezeigt, aber die alten Zeiten sind vorbei, und ich bin nicht gerade für meine Geduld bekannt, wie ­Ihnen Mrs Morris bestätigen kann. Als der alte Mann, der ich bin, habe ich auch eigentlich keine Zeit mehr für Geduld, also muss ich Ihnen gestehen, dass ich wahnsinnig neugierig auf die Violine bin und sie sehr gern sehen würde.«
    »Aber natürlich.« Lilly blickte kurz zu Ellen, die an den Arbeitstisch schritt.
    Als Lilly den Koffer aufklappte, trat Cavendish neben sie. Seine Hände steckten bereits in weißen Handschuhen. Kurz überlegte sie, ob sie ihm die Geschichte erzählen sollte, doch dann trat sie schweigend beiseite.
    »Welcher Typ sind Sie, Miss Kaiser?«, fragte er, während er die Geige vorsichtig aus dem Kasten hob und seinen wachsamen Blick darübergleiten ließ. »Wollen Sie diese Geige spielen oder einschließen?«
    »Zunächst einmal möchte ich wissen, warum ich sie überhaupt erhalten habe. Jemand gab sie mir, weil er meinte, sie würde mir gehören. Aber ich habe nicht den blassesten Schim­mer, warum.«
    Cavendish drehte die Violine herum und schnappte dann vernehmlich nach Luft. »Na, sieh mal einer an, was haben wir denn da?«
    »Können Sie etwas damit anfangen?«
    »O ja, sehr viel sogar. Sie haben einen guten Fang gemacht, Miss Kaiser. Diese Geige ist in einem sehr guten Zustand. Einige Teile könnte man auswechseln, müsste man aber nicht. Sie müsste gereinigt und poliert werden. Ich schätze mal, dass sie im frühen 18. Jahrhundert entstanden ist. Genau kann man das allerdings erst sagen, wenn man den Lack untersucht hat.«
    Lilly blickte zu Ellen. »Keine Bange«, sagte diese, »wir hobeln nicht den ganzen Lack ab. Wir entnehmen nur eine ganz winzige Probe. Nach Reinigung und Politur ist der Kratzer praktisch unsichtbar.«
    »Ja, das kann ich Ihnen versichern«, setzte Cavendish hin­zu, während

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