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Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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stimmte sie schon mal hoffnungsvoll, doch beim Eintreten sah sie, dass dies erst das Vorzimmer war – inklusive Sekretärin. Diese war blond, schätzungsweise vierzig und recht hübsch, allerdings hatte sie den Charme eines Eiszapfens.
    »Hallo, ich wollte mal fragen, ob es möglich wäre, Mr Thornton zu sprechen«, begann sie, während sie sich des Gefühls kalter Füße erwehren musste. »Mein Name ist Lilly Kaiser.«
    »Haben Sie einen Termin?«, fragte die Sekretärin schneidend.
    »Nein, das nicht, aber ich komme gerade aus dem Institut von Ellen Morris. Es geht um eine Violine, die ich Mr Thornton zeigen möchte.«
    Bereits der Blick des Vorzimmerdrachens zeigte deutlich, dass sie der Meinung war, ihr Chef könnte seine Zeit mit etwas Besserem verbringen, als irgendeine Geige anzuschauen.
    »Bedaure, aber Mr Thornton ist derzeit terminlich sehr ausgebucht. Ich kann Ihnen bestenfalls einen Termin im April geben.«
    Lilly glaubte, sich verhört zu haben. April? Da bekam man in Deutschland ja schneller einen Termin beim Facharzt!
    »Tut mir leid, aber ich fürchte, im April werde ich nicht mehr in London sein. Ist es nicht möglich, ihn in dieser oder der nächsten Woche zu sprechen? Ich möchte nur, dass er ­einen Blick auf das Instrument wirft, nichts weiter.«
    Die Miene der Sekretärin blieb eingefroren.
    »Dann werden Sie jemand anderen aufsuchen müssen. Mr Thorntons Terminkalender ist in dieser und der nächsten Woche vollkommen belegt.«
    Lilly seufzte und überlegte gerade, wo sie Thornton abpassen konnte, damit er einen Blick auf ihre Geige warf. Vielleicht würde es sich ja lohnen, ihm auf dem Parkplatz aufzulauern …
    »Worum geht es denn?«, fragte da eine Stimme hinter ihr.
    Lilly wirbelte herum. Thornton lehnte am Türrahmen und lächelte sie jungenhaft an. Seine Sekretärin schien sein plötzliches Auftauchen ebenfalls erst jetzt zu bemerken, denn sie atmete keuchend ein, fing sich dann aber wieder.
    »Diese Dame hier hätte gern einen Termin bei Ihnen«, stieß sie hervor, doch da flammte in seinem Blick schon das Wiedererkennen auf.
    »Na, wenn das nicht die frischgebackene Geigenbesitzerin vom Berlin-Flug ist! Wollen Sie bei mir Unterricht nehmen?«
    Lilly schoss das Blut in die Wangen. Vor Verlegenheit konnte sie zunächst keinen Ton herausbringen. Thornton zwin­kerte ihr aufmunternd zu, dann blickte er zu seiner ­Sekretärin, die nicht so recht zu wissen schien, was vor sich ging.
    »Ja, ich meine, nein, ich … ich bin wegen etwas anderem hier«, presste sie hervor. »Ich verspreche Ihnen, dass ich Sie nur ganz kurz beanspruche. Ich kann leider nicht lange in London bleiben, und es wäre sehr nett, wenn Sie mir helfen würden.«
    Thornton betrachtete sie einen Moment lang, dann wandte er sich an die Sekretärin. »Wie sieht es aus, Eva, habe ich jetzt irgendwas Dringendes?«
    Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte Lilly, dass Eva jetzt auch rot wurde, und es wunderte sie absolut nicht, als sie antwortete: »Nein, Mr Thornton, der nächste Termin ist erst um halb zwei.«
    »Bestens! Haben Sie was dagegen, wenn ich Sie zum Essen in unsere preisgekrönte Kantine entführe, Miss Kaiser?«
    »Vielen Dank, das ist sehr freundlich von Ihnen.«
    Lilly verkniff sich einen hämischen Blick zur Sekretärin und schloss sich Thornton an.
    »Übrigens war das mit dem preisgekrönt ein Witz«, erklärte Thornton, als sie durch einen langen Gang schlenderten, der von Essensgeruch erfüllt war. »Aber das Essen hier ist wirklich sehr gut. Sie sollten das Steak mit Kartoffelbrei probieren.«
    Ein wenig fühlte Lilly sich in Uni-Zeiten zurückversetzt, als sie sich mit einem Tablett an der Essensausgabe anstellte. Gleichzeitig fand sie es sehr sympathisch, dass Thornton sich fürs Essen unter seine Mitarbeiter und Schüler mischte. Ihren Uni-Rektor hatte sie nie in der Mensa zu Gesicht bekommen.
    Hunger hatte Lilly zwar nicht, entschied sich aber dennoch für das empfohlene Steak, das sich wirklich als ziemlich gut herausstellte.
    »Also, wobei soll ich Ihnen helfen?«, fragte Thornton, nachdem er herzhaft einige Bissen Steak mit Kartoffelbrei verschlungen hatte.
    Lilly schob ihren Teller beiseite und zog dann die Fotos hervor. »Ich weiß nicht, ob Sie Ben Cavendish kennen, der für Mrs Morris arbeitet, aber er kennt Sie und meinte, dass Sie mir weiterhelfen könnten.«
    »Schießen Sie los!«
    »Sie erinnern sich an die Violine, die Sie freundlicherweise in die Gepäckablage des Flugzeugs gehievt

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