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Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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er die Geige nun unter seine Arbeitslampe hielt. »Ein sehr schönes Stück.«
    »Und die Rose? Wissen Sie, was die Rose zu bedeuten hat?«
    Cavendish ließ sich Zeit mit seiner Antwort. »Nein, das weiß ich leider nicht. Auf alle Fälle ist es ungewöhnlich, und die Art, wie die Rose gezeichnet wurde, bestätigt meinen Verdacht, dass die Geige aus dem beginnenden achtzehnten Jahrhundert stammt.«
    Cavendish rief etwas auf seinem Computer auf und schob dann ein Endoskop in eines der F-Löcher.
    Auf dem Computerbildschirm erschien eine Aufnahme aus dem Innern der Geige. Diese Perspektive musste eine Maus haben, wenn sie durch das Instrument huschte.
    »Kein Brandstempel. Und wenn ich es richtig sehe, hat es auch niemals einen Zettel gegeben.«
    »Dann wäre es möglich, dass ihm die Geige peinlich war? Dass sie ihm nicht gefallen hat und er seinen Namen damit nicht in Verbindung sehen wollte?«
    »Oder jemand hat dem Geigenbauer die Violine gestohlen, bevor er seinen Zettel einsetzen konnte.« Cavendish zog die kleine Kamera wieder zurück. »Das wird noch ein gutes Stück Arbeit.«
    Lilly überlegte einen Moment lang, dann zog sie, einer Idee folgend, das Notenblatt hervor.
    »Mr Cavendish, dürfte ich Sie vielleicht bitten, einen Blick hier drauf zu werfen? Dieses Notenblatt lag bei der Geige. Mrs Morris und mir ist der Komponist unbekannt, aber vielleicht haben Sie anhand des Stils eine Ahnung.«
    Cavendish ergriff das Blatt und betrachtete es kurz. »Nun, wenn Sie mich fragen, sollten Sie sich damit lieber an Gabriel Thornton wenden. Er leitet eine Musikschule in London, die früher einmal ein sehr berühmtes Konservatorium war. Soweit ich weiß, betreibt er Forschungen über frühere Ab­solventen. Vielleicht haben Sie Glück, und er erkennt im Stil des Stücks jemanden, der sein Konservatorium in früheren Zeiten besucht hat. Geradezu phantastisch wäre es natürlich, wenn ein vorheriger Besitzer der Geige der Komponist wäre.«
    Die Erwähnung des Namens Thornton erschreckte Lilly für einen Moment. Konnte das sein? Aber vielleicht hieß der Leiter der Musikschule nur so wie ihr Sitznachbar aus dem Flugzeug … Dass allerdings zwei Männer gleichen Namens eine Musikschule betrieben, war ziemlich unwahrscheinlich.
    »Was ist?«, fragte Ellen verwundert, als sie ihre Starre bemerkte.
    »Ich bin Thornton gestern begegnet, auf dem Flug nach London. Klingt verrückt, ich weiß, aber es ist so.«
    »Na, wenn das kein Zufall ist!« Mr Cavendish klatschte begeistert in die Hände.
    Ellen zog die Augenbrauen hoch. »Davon hast du mir ja noch gar nichts erzählt.«
    »Wie hätte ich auch sollen? Ich wusste ja nicht, wer dieser Thornton ist, ich dachte, er ist nur irgendein Musiklehrer.«
    »Oh, er ist weit mehr als ein Musiklehrer«, sagte Cavendish. »Er ist ein hervorragender Musikwissenschaftler. Und darüber hinaus ein Kenner jener Instrumente, die von damaligen Absolventinnen gespielt wurden.«
    »Was genau wissen Sie, Ben?«, fragte Ellen, und Lilly konnte ihr anhören, dass sie vor Neugierde beinahe platzte. Ihr selbst erging es ebenso, wenngleich sie noch immer nicht wusste, was sie mehr in Aufregung versetzte: die Geige selbst oder die Frage, warum sie gerade ihr gehören sollte.
    Cavendish blieb allerdings überaus ruhig. »Nun, es gab da eine Geschichte, die mir vor vielen Jahren zu Ohren gekommen ist. Ich habe sie irgendwo zwischen meinen Gehirnwindungen abgelegt, ohne ihr viel Beachtung zu schenken, aber jetzt, angesichts der Geige und dieses Notenblatts …«
    »Spannen Sie uns nicht auf die Folter«, forderte Ellen, während sie begann, unruhig auf und ab zu gehen. Lilly beobachtete den Mann, der nun sichtlich in seiner Erinnerung zu kramen schien.
    »Es hieß damals, dass eine Absolventin dieses Konservatoriums eine ganz besondere Geige besessen hätte, eine Geige mit einer Rose auf dem Boden. Allerdings weiß ich nicht mehr, wie sie hieß, denn entweder habe ich nicht gut genug hingehört oder die Zeit hat meine Erinnerung gefressen, wer weiß. Auf jeden Fall kann Ihnen Mr Thornton wesentlich mehr dazu erzählen, schätze ich.«

8
    Nachdem sie die Geige von allen Seiten fotografiert, die Bilder in ihrem Büro ausgedruckt und eine Kopie des Notenblattes gemacht und Lilly alles übergeben hatte, rief Ellen ein Taxi, das Lilly in die Faraday School of Music bringen sollte – Thorntons »Musikschule«, die eher so etwas wie ein Konservatorium war.
    »Quetsch den Burschen ordentlich aus, und erzähl mir

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