Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist
für sich zu behalten und den anderen nichts zu sagen.
Ihr Gang, erzählte Malachi, war mit unzähligen anderen verbunden, und bei jeder Abzweigung oder Kreuzung wählten sie den Weg nach unten. Auf halber Strecke zu diesem letzten Versteck, so mutmaßte er, stieß der Doktor zufällig auf ihre Fährte, frische Spuren, die im feuchten Erdboden zurückgeblieben waren, und sie folgten ihnen, bis sie die Höhle erreichten, in der wir jetzt auf die Rückkehr des Doktors warteten.
»Er kam da drüben raus«, sagte er und zeigte auf eine Stelle im Schatten direkt auf der anderen Seite der Leichen. »Wir wussten, dass Kearns ihn zuerst gefunden haben musste, denn wir sahen Licht in der Höhle und hörten Gewehrfeuer. Aber ich hätte nie damit gerechnet, dass du hier wärst, Will.«
»Ich genauso wenig.«
Er stützte sich auf seine Büchse, und sein Gewicht zwang den Kolben, langsam in die weiche Erde einzusinken. Er zog ihn heraus und beobachtete, wie Wasser in die Vertiefung sickerte.
»Der Boden ist hier sehr nass«, bemerkte er. »Und die Wände tropfen. Es muss einen unterirdischen Bach oder Fluss ganz in der Nähe geben.«
Er hatte recht: Es gab einen Fluss. Er floss annähernd lotrecht zur Höhle, zirka zwanzig Fuß unter uns, und im Frühjahr schwoll er auf beinah das Doppelte seiner normalen Größe an. Mit jeder Schneeschmelze weitete sich sein Bett, wenn das Wasser an seinen Gefängnismauern kratzte und kaute; mit jedem Jahr wurde ebender Boden, auf dem wir standen, mehr durchtränkt und unstabiler. Die Anthropophagen hatten ihn entdeckt; er war ihre wichtigste Quelle für Frischwasser und der Grund, weshalb ihre Jungen sich auf der Suche nach diesem lebenswichtigen Element nicht auf die Oberfläche wagen mussten. Der Weg, den Kearns und Warthrop genommen hatten, führte direkt an seine Ufer, wo die Kreaturen hingingen, um zu trinken und zu baden – wenngleich sie nicht auf die Weise baden, an die wir denken, wenn wir das Wort hören. Sie sind keine Schwimmer und haben schreckliche Angst vor tiefem Wasser, aber wie der Waschbär sich säubern muss, so sind auch sie gezwungen, sich das geronnene Blut und die Fleischabfälle von den langen Krallen zu waschen. Sie genießen es auch (falls man »genießen« sagen darf, um es zu beschreiben), auf dem Rücken in die seichten Stellen zu rutschen und sich das Wasser in den offenen Rachen strömen zu lassen und sich dann herumzuwälzen und zu winden und das schäumende Wasser wie ein Krokodil bei einer Todesrolle aufzuwühlen. Der Zweck dieses eigenartigen Rituals ist nicht bekannt, aber es könnte, wie das gegenseitige Stochern in den Zähnen, Teil ihrer hygienischen Lebensweise sein.
Die geschützten Ufer dieses unterirdischen Flusses waren es, wo sie das ein Jahr alte »Kleinkind«, das Jüngste und Verletzlichste ihrer Nachkommenschaft, hingebracht hatte. Wie der Doktor ausgeführt hatte, war es über die Maßen eigenartig, dass sie seine älteren Geschwister zurückgelassen hatte, aber ich vermute, dass sie vorhatte zurückzukommen, um sie zu holen, oder dass die beiden in ihrer Angst und Verwirrung sich weigerten, ihr zu folgen. Wie es auch gewesen sein mag, jedenfalls war es dieses einsame Junge, das sie hinter der letzten Biegung ihres letzten Abstiegs vorfanden, das wimmernd undknurrend am Rand des lebenspendenden Wassers saß und außerstande zu fliehen oder sich zu verteidigen war. In diesem Alter können Anthropophagen, genau wie ihre Beute desselben Alters, noch nicht mit Effizienz gehen. Kearns ging direkt zu ihm hin und tötete es mit einem einzigen Schuss.
Der Schuss hallte zu uns hoch; Malachi versteifte sich bei dem Geräusch, hob das Gewehr und drehte sich zur Röhrenmündung um. In den Höhlungen unter uns warteten die Jäger, die wussten, dass sie sich irgendwo ganz in der Nähe versteckt haben musste, und sich sicher waren, dass sie herauskommen würde.
Und sie hatten recht; sie kam heraus.
Sie war zurückgekommen, um ihre anderen Kinder zu holen. Kearns und der Doktor waren ihr auf dem Weg nach unten nicht begegnet, weil sie einen anderen Gang genommen hatte, einen Gang, der direkt unter Malachi Stinnets Füßen verlief.
Mit einer Explosion von Wasser und Schlamm brach die Erde hinter ihm auf. Der Boden gab nach, und Malachi verlor das Gleichgewicht, fiel nach vorn auf die Knie, verlor dabei das Gewehr, der Segeltuchsack rutschte ihm von der Schulter, als er sich mit den Händen abstützte, um nicht mit dem Gesicht im Dreck zu landen. Er
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