Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist
hast?«
Warthrop legte Malachi die Hand auf die Schulter. »Kearns muss gehen; er ist der Experte im Spurenlesen. Und ich muss gehen, denn wenn irgendjemand sich das ›Recht‹ verdient hat, dann bin ich es.« Ich erinnerte mich an die quälende Frage, die er sich in unserem Keller gestellt hatte, als er ihren Partner betrachtete, der vor ihm hing. Ich frage mich, ob sie mit seinem Sohn zufrieden wäre . »Ein weiterer muss hierbleiben, für den Fall, dass sie irgendwie entkommt und hierher zurückkommt. Möchtest du, dass das Will Henry ist? Sieh ihn dir an, Malachi; er ist bloß ein Junge.«
Seine bestürzend blauen Augen fielen auf mein Gesicht, und ich wandte mich ab von der unerträglichen Qual, die ich in ihnen sah.
»Ich kann es machen«, bot ich an. »Ich werde den Ausgang bewachen. Nehmen Sie Malachi mit.«
Natürlich wurde ich ignoriert. Niedergeschlagen sah Malachi zu, wie der Doktor und Kearns noch einmal ihre Ausrüstung und Munition überprüften. Kearns nahm zwei Leuchtstäbe und einige der Papiertütchen, die zum Markieren des Wegs waren, aus dem Sack des Doktors und warf sie in seinen; danach untersuchte er die Granaten, um sicherzugehen, dass sie richtig funktionierten. Der Doktor nahm mich beiseite und sagte: »Ich habe das Gefühl, dass hier irgendetwas nicht in Ordnung ist, Will Henry, auch wenn ich den Finger nicht darauf legen kann. Sie würde sich nicht in die Enge treiben lassen – dazu ist sie viel zu gerissen. Genauso wenig würde sie uns freiwillig zwei ihrer Jungen preisgeben. Das Ganze ist außerordentlich merkwürdig. Sei wachsam und halt die Augen auf; solltest du irgendetwas Ungewöhnliches sehen oder hören, rufst du sofort.«
Er drückte meinen Arm und fügte streng hinzu: »Und um Gottes willen, zieh diesmal nicht wieder los! Ich erwarte von dir, dass du hier bist, wenn ich zurückkomme, Will Henry.«
»Ja, Sir«, sagte ich und versuchte mein Möglichstes, um tapfer zu klingen.
»Vorzugsweise lebendig.«
»Ich werde mir Mühe geben, Sir.«
Mit schwerem Herzen beobachtete ich, wie er mit Kearns zu der schmalen Öffnung ging. Etwas nagte an mir. Da war etwas, das ich ihn fragen musste, etwas Wichtiges, etwas, woran ich mich erinnern sollte, das mir aber nicht einfiel.
»Wie lange sollen wir warten?«, rief Malachi.
»Warten worauf?«, fragte Kearns.
»Wie lange sollen wir warten, bevor wir Ihnen nachkommen?«
Kearns schüttelte den Kopf. »Kommt uns nicht nach.«
An der Wand machte Kearns eine eindrucksvolle, weit ausholende Gebärde, mit der er dem Monstrumologen die Ehre voranzugehen erwies. Einen Moment später waren sie unseren Blicken entschwunden, und auch der sanfte Schein ihrer Lampe verblasste rasch, als sie sich aufmachten, die Matriarchin und den Letzten ihrer Nachkommenschaft zu stellen.
Einige Momente lang sagte Malachi nichts. Er ging zu den niedergestreckten Anthropophagen hin und stieß den einen, der zwei Schüsse in den Rücken abbekommen hatte, mit der Mündung seines Gewehrs an. »Das da ist von mir«, sagte er und zeigte auf das geschwärzte Loch in der Mitte des Rückens. »Der zweite Schuss – der Todesschuss.«
»Dann hast du mir das Leben gerettet«, entgegnete ich.
»Glaubst du, es funktioniert auf diese Weise, Will? Dass ich jetzt nur noch fünf habe, für die ich büßen muss?«
»Du konntest ihnen nicht helfen«, brachte ich vor. »Du hast in deinem Zimmer in der Falle gesessen. Und du konntest auch Elizabeth nicht helfen, nicht wirklich. Wie hättest du sie denn retten sollen, Malachi?«
Er gab keine Antwort. »Es kommt mir wie ein Traum vor«, sagte er stattdessen nach einer gedankenvollen Pause. Er schaute auf die Leiche, die vor seinen Füßen lag. »Nicht dashier. Mein Leben vor dem hier, vor ihnen . Man sollte meinen, das Gegenteil wäre der Fall. Es ist ganz merkwürdig, Will.«
Er erzählte mir, was passiert war, nachdem ich ihn zuletzt in dem Gang gesehen hatte, der die Futterkrippe des Teufels mit der Nistkammer verband, und bestätigte damit zumindest einen Teil von Kearns’ Schilderung. Sie hatten tatsächlich zwei Hauptverkehrsadern entdeckt, die abwärts zu führen schienen. Er und der Doktor hatten die eine genommen und Kearns die andere – offensichtlich diejenige, in der ich den im Stich gelassenen Anthropophagen vorgefunden hatte. Ich vermute, dass Kearns, der Fährtenleserexperte, die Zeichen unserer Balgerei bemerkt hatte und genau wusste, wohin ich gegangen war, sich jedoch dafür entschied, diese Einsicht
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