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Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist

Titel: Der Monstrumologe - Der Monstrumologe - The Monstrumologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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grinste von Ohr zu Ohr.
    »Wieso wurdest du gestoßen, Will Henry?«, fragte der Doktor, der von dem Drama kaum Kenntnis nahm. Er war Kearns’ Theatralik schon vor Langem überdrüssig geworden.
    »Er hat mich reingelegt«, sagte ich, wobei ich die Stimme senkte und es ablehnte, in die Richtung meines Verräters zu blicken. »Ich denke, er hat diese Höhle gefunden, und er wusste, dass sie hier unten waren, aber er konnte keinen guten Schussabgeben, also markierte er die Stelle und schickte mich geradeswegs hin. Als er mich verletzt vorfand, dachte er, der Geruch des Blutes könnte sie herauslocken. Als das nicht klappte, machte er –«
    »Zu meiner Verteidigung«, sagte Kearns, »ich gab dir immerhin eine Waffe und warf dich nicht einfach den Wölfen vor. Das war nämlich ich da oben, der auf sie geschossen hat. Ich stelle die Erfordernisse der Umstände nicht infrage; ich leiste ihnen einfach Folge. Wie Malachi hier, der seine geliebte Schwester im Stich ließ, als sie ihn am dringendsten brauchte –«
    »Kearns, das reicht!«, warnte ihn der Monstrumologe. »Oder, bei Gott, ich werde Sie erschießen!«
    »Wissen Sie, warum unsere Rasse dem Untergang geweiht ist, Pellinore? Weil sie sich in die angenehme Fiktion verliebt hat, dass wir irgendwie über genau den Regeln stehen, von denen wir festgelegt haben, dass sie alles andere bestimmen.«
    »Ich weiß nicht, wovon er redet«, sagte Malachi mit zermürbendem Gleichmut. »Aber mir gefällt seine Idee. Ich sage, wir lassen ihn bluten und benutzen ihn als Köder.«
    »Ich würde mich mit Freuden als Freiwilliger zur Verfügung stellen«, erwiderte Kearns unbeschwert. »Doch die Umstände, denke ich, erfordern es nicht länger.« Er schnappte sich die Lampe aus der Hand des Doktors und ging von dannen; seine Stiefel glucksten in dem schlammigen Boden, und die Absätze sanken bei jedem Schritt einen guten halben Zoll weit ein, bevor sie mit einem ploppenden Laut wieder freikamen. Als er die Wand erreichte, drehte er sich um und bedeutete uns, ihm zu folgen.
    Er legte einen Finger auf die Lippen und zeigte nach unten. Eine kleine Öffnung, ungefähr doppelt so breit wie meine Schultern, befand sich am Fuß der Wand. Er hielt die Lampe dicht an den gezackten Eingang der Röhre, während wir in ihren düsteren Schlund hinabspähten. Der Gang führte in einem Fünfundvierzig-Grad-Winkel vom Höhlenboden aus nach unten. Mit dem Finger wies Kearns uns auf die Fußabdrücke, diesich vor der Wand häuften, und auf die flachen Einschnitte und Furchen hin, die entlang der ersten paar Fuß von ihren Krallen verursacht worden waren.
    Wir zogen uns in sichere Entfernung zurück, und Kearns sagte mit leiser Stimme: »Zwei unterschiedliche Spuren – richtig, Pellinore?« Der Doktor nickte, und Kearns fuhr fort. »Ein Junges und ein ausgewachsenes Weibchen. Beide gehen rein, und keins kommt wieder raus. Dass sie eins mitgenommen und die andern dagelassen hat, ist eine Kuriosität, aber unleugbar das, was sie getan hat. Vielleicht sind diese beiden« – er zeigte mit dem Kopf auf die toten Anthropophagen – »aus irgendeinem Grund wieder hier hochgegangen, obwohl die Spuren dieses Szenario nicht erhärten. So wie ich es sehe, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Die Röhre könnte zu einer weiteren, tiefer gelegenen Kammer führen, oder es könnte sich um einen Fluchttunnel handeln, der schließlich zurück zur Oberfläche führt; es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Einverstanden, Pellinore?«
    Widerstrebend nickte der Doktor. »Einverstanden.«
    »Und falls sie nicht an die Oberfläche entkommen sind, wird der Rabatz hier oben sie von unserer Nähe unterrichtet haben. Zweifelsohne erwartet sie uns.«
    »Das passt mir ausgezeichnet«, sagte Malachi und umfasste grimmig seine Büchse. »Ich werde sie nicht enttäuschen.«
    »Du bleibst hier«, befahl Kearns.
    »Von Ihnen nehme ich keine Befehle entgegen!«, höhnte Malachi.
    »Na schön«, sagte Kearns freundlich. »Dann nimm sie halt von Pellinore entgegen, wenn du das wünschst. Wir brauchen jemand, der hierbleibt und den Ausgang bewacht – und natürlich ein Auge auf Will Henry hat.«
    »Ich bin nicht den ganzen Weg hierhergekommen, um Kindermädchen zu spielen!«, schrie Malachi. Er appellierte an Warthrop: »Bitte. Es ist mein Recht!«
    »Tatsächlich? Wie meinst du das?«, warf Kearns ein. »Eswar ja nichts Persönliches – sie waren hungrig und mussten fressen. Was machst du denn, wenn du Hunger

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