Der Monstrumologe und der Fluch des Wendigo

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Autoren: Rick Yancey

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Hoffnung, es zu ›heilen‹? Gibt es nicht gewisse Zaubersprüche, die aufgesagt werden müssen, Gebete und Rituale und dergleichen, bevor alle Hoffnung fahren gelassen und der Betroffene geopfert wird?«
    Hawk schnaubte verächtlich. »Es kommt mir so vor, als klammerten Sie sich an einen Strohhalm, Doktor. Er hat es selbst gesagt – es kümmert ihn nicht, was aus uns wird. Wir sind keine Iyiniwok .« Das letzte Wort sprach er mit unverkennbarem Hohn.
    »Es würde ihn kümmern, wenn einer von uns seinen Stamm in Gefahr brächte.«
    »Na klar! Damit er uns die Haut abzieht, uns das Herz zerhackt und uns am Ende der Welt auf einen Pfahl steckt! KeineProbleme mehr für den Stamm. Larose ist alles an Beweis, was wir brauchen, dass Chanler tot ist.«
    Er warf sich auf das Bett neben mich. »Dreh deine Atca’k runter, Will!«, hänselte er mich. »Sie leuchtet mir direkt in die Augen.« Er warf einen Blick auf den Doktor, der sich nicht von seinem Posten gerührt hatte.
    »Ich werde diesen gottverlassenen Ort beim ersten Tageslicht verlassen, Doktor, ob Sie mitgehen oder nicht.«
    Warthrop lächelte matt. »Dann sollten Sie besser noch etwas schlafen, Sergeant.«
    »Das sollten Sie auch, Sir«, platzte ich heraus. Er sah doppelt so müde aus, wie ich mich fühlte.
    Der Monstrumologe nickte in Richtung des orangefarbenen Scheins, der im Wigwam des Ogimaa flackerte.
    »Ich werde schlafen, wenn er es tut«, sagte er leise.

NEUN
    »Ich werde ihn tragen«

    Ich wachte auf, weil jemand grob mein Bein schüttelte.
    »Will Henry!«, flüsterte der Doktor eindringlich. »Mach fix, Will Henry!«
    Mit einem Ruck setzte ich mich auf, wodurch er überrumpelt wurde. Unsere Stirnen knallten im Dunkeln aneinander, und er stieß einen leisen, unfreiwilligen Schmerzensschrei aus.
    »Entschuldigung, Sir«, murmelte ich, aber er hatte sich bereits weggedreht, um Hawk zu wecken, der kräftig schnarchend neben mir lag.
    »Hawk! Sergeant! Aufstehen!« Über seine Schulter knurrte er: »Schnapp dir den Rucksack dort, Will Henry, und das Gewehr. Beeil dich!«
    »Was ist passiert?«, wunderte ich mich laut, erhielt jedoch keine Antwort. Warthrop war damit beschäftigt, unseren benommenen Führer wachzurütteln. Durch den Eingang sah ich einen schmalen Streifen violetten Himmels und die unwirkliche graue Landschaft der Morgendämmerung.
    Der Doktor stieß Hawk mit einem Gewehr in die Brust.
    »Was machen Sie da?«, murmelte Hawk.
    »Mich an einen Strohhalm klammern, Sergeant. Sie sagten, Sie wollten beim ersten Tageslicht aufbrechen. Ich schlage vor, Sie tun das, falls Sie an einem Stück bleiben wollen«, erwiderte Warthrop grimmig. Er warf Hawks Rucksack nach ihm und duckte sich aus dem Wigwam.
    Wir krabbelten nach draußen. Der Doktor war schon mehrere Fuß vor uns und trabte auf den Rand des Wassers zu. Eine Reihe von Kanus säumte das Ufer. Warthrop nahm mir den schweren Rucksack aus der Hand und warf ihn in die Mitte eines Kanus, wo er neben dem auf dem Bauch liegenden Körper eines Mannes landete, der in eine der Decken des Stammes gewickelt war. Warthrop entriss mir die Büchse und zeigte mit dem Finger auf den vorderen Sitz – Hinein mit dir! Dann versetzte er Hawk einen ungeduldigen Stoß zwischen die Schultern.
    » Schnell , Sergeant!«
    Er wartete, bis Hawk sich hinplumpsen lassen hatte, ehe er das Kanu abstieß und dabei mehrere Sätze durch das eisige Wasser machte, bevor er sich selbst an Bord hochzog. Er stieß das Paddel ins Wasser. Rasch folgte Hawk seinem Beispiel, und schnell glitten wir nahezu geräuschlos durchs Wasser. Ein Seetaucher schoss mit aufgebrachtem Schrei vor dem Bug hoch und hob über dem See ab; seine Flügelspitzen liebkosten die spiegelglatte Oberfläche.
    Ich blickte auf den Mann hinunter, der zu meinen Füßen lag. Selbst in dem schwachen Licht sah ich ein Gesicht, das totenblass und quälend dünn war. Die Augen zuckten unter den geschlossenen Lidern, als hätte ihn ein Fiebertraum gepackt. Ich sah zum Doktor hoch, der an mir vorbei auf unser Reiseziel schaute, das Südufer des Sandy Lake.
    Wir hatten die Hälfte noch nicht geschafft, als unser Diebstahl entdeckt wurde. Mehrere Männer, die allem Anschein nach Gewehre trugen, stürzten zum Ufer und sprangen in Kanus, um die Verfolgung aufzunehmen. Warthrop rief Hawk zu, das Tempo zu erhöhen, aber der Mann musste nicht eigens gedrängt werden. Er paddelte wild und warf dabei gelegentlich einen Blick über die Schulter auf unsere Verfolger, die mit jedem