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Der Monstrumologe und der Fluch des Wendigo

Der Monstrumologe und der Fluch des Wendigo

Titel: Der Monstrumologe und der Fluch des Wendigo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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sehr mächtiger Ogimaa. Er hat viele Outiko getötet, wie du.«
    »Ich habe nichts Derartiges getan«, verwahrte sich der Doktor zutiefst gekränkt.
    Jack Fiddler schien verwirrt. »Aber er ist nicht Iyiniwok «, sagte er zu Hawk. »Er ist weiß.«
    »In seinem Stamm wird er ›Monstrumologe‹ genannt. Alle bösen Geister fürchten ihn.«
    Fiddler warf im rauchigen Licht einen kurzen Blick auf meinen Meister. »Ich sehe es nicht. Seine Atca’k ist vor mir verborgen.«
    Seine unergründlichen dunklen Augen ließen sich auf mir nieder, und ich krümmte mich unter ihrer stillen Macht.
    »Aber dieser hier – seine Atca’k ist hell. Sie schwebt wie der Habicht in großer Höhe und sieht die Erde. Aber da ist etwas …« Er beugte sich zu mir hin und studierte angestrengt mein Gesicht. »Etwas Schweres, was er trägt. Eine große Last. Zu groß für jemand so Junges … und so Altes. So alt und jung wie Misi-manito , der Große Geist. Wie heißt du?«
    Ich warf einen Blick auf Warthrop, der ungeduldig nickte. Er schien sich zu ärgern, dass der berühmte Medizinmann sich für mich interessierte.
    »Will Henry«, antwortete ich.
    »Du bist von Misi-manito gesegnet, Will Henry«, sagte er. »Und eine schwere Last ist dieser Segen. Verstehst du das?«
    »Untersteh dich und sag Nein!«, flüsterte der Doktor mir ominös ins Ohr. »Ich bin nicht zweitausend Meilen weit gekommen, um deine Atca’k zu diskutieren, Will Henry.«
    Ich nickte dem alten Iyiniwok meine falsche Zustimmung zu.
    »Was er liebt, kennt ihn nicht, und was er kennt, kann nicht lieben«, sagte der Ogimaa . » Eha , wie Misi-manito – das, was liebt, das Liebe nicht kennt … Mir gefällt dieser Will Henry.«
    »Ich verstehe ja, dass es ein nahezu unerschöpfliches Thema ist, aber falls wir einigermaßen damit fertig sind, Will Henrys Loblied zu singen, könnten wir dann zum Punkt kommen, Sergeant?«, fragte der Doktor. Er wandte sich an Jack Fiddler. »Pierre Larose ist tot.«
    Fiddlers Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. »Das weiß ich.«
    »Das ist nicht das, was du mir erzählt hast, Okimakhan «, sagte Hawk, überrascht von dem Eingeständnis. »Mir hast du gesagt, du wüsstest nicht, wo Larose steckt.«
    »Denn ich wusste es nicht. Wir fanden ihn, nachdem du uns verlassen hattest, Jonathan Hawk.«
    »Was ist mit ihm passiert?«, fragte Warthrop herrisch.
    »Der Alte rief ihn – Wi-htikow .«
    Der Doktor stöhnte leise. »Ich verstehe, aber meine Frage ist, wieso wurde er verstümmelt und für die Aasfresser zurückgelassen? Ist das der Brauch deines Volkes, Jack Fiddler?«
    »Wie wir ihn fanden, so verließen wir ihn.«
    »Wieso?«
    »Er gehört nicht zu uns. Er gehört zu Outiko .«
    » Outiko hat ihn getötet.«
    » Eha .«
    »Ihm die Haut von den Knochen gezogen, ihn auf einen Baum gespießt und das hier gemacht.« Der Monstrumologe wühlte in seinem Rucksack und zog das Organ heraus, das einmal Pierre Larose mit Leben erfüllt hatte. Sergeant Hawk schnappte nach Luft; er hatte nicht gewusst, dass Warthrop es behalten hatte. Gelassen nahm unser Gastgeber die makabre Darbringung entgegen und hielt sie fast zärtlich in seinen knorrigen Händen, während er sie im Feuerschein studierte.
    »Das hättest du nicht tun sollen«, schalt er Warthrop. » Wi-htikow wird ärgerlich sein.«
    »Ich kümmere mich einen Dreck darum, ob er ärgerlich ist!«, erwiderte der Doktor. Er gestikulierte ungeduldig in Hawks Richtung, der gezögert hatte, die Bemerkung zu übersetzen; dann fuhr er mit einer Stimme fort, die angespannt vor Entrüstung war. »Es geht mich nichts an, was mit Pierre Larose wirklich passiert ist. Das ist eine Angelegenheit für Sergeant Hawk und seine Vorgesetzten. Ich bin wegen meines Freundes hier. Larose nahm ihn mit in die Wälder, und nur Larose kam wieder heraus.«
    »Wir nehmen nicht, was Wi-htikow gehört«, sagte der Schamane. »Habt ihr den Rest für ihn dagelassen?«
    »Nein«, antwortete Hawk. »Wir haben den Rest begraben.«
    Fiddler schüttelte bestürzt den Kopf. » Namoya , sagt, dass ihr das nicht getan habt!«
    »Wo ist John Chanler?«, fragte mein Herr unbeirrt. »Gehört er auch Wi-htikow ?«
    »Ich bin Ogimaa . Wenn du Ogimaa bist, wie Jonathan Hawk mir gesagt hat, verstehst du es. Ich muss mein Volk beschützen.«
    »Dann weißt du also, wo er ist?«
    »Ich werde es dir sagen, Monstrumologe Warthrop. Larose, er bringt deinen Freund zu mir. ›Er jagt Outiko ‹, sagte er. Und ich sage deinem Freund: › Outiko

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