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Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Titel: Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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ihm völlig, was von Helrung meinte, oder aber es war ihm egal. Ich glaube nicht, dass Ersteres zutraf. »Es ist ein Jammer; trotz all seiner Fehler mochte ich Torrance eigentlich ganz gern. Er wäre auch meine Wahl gewesen, wenn ich gezwungen gewesen wäre, eine zu treffen, geben Sie sich also keine Schuld daran, Meister Abram. Wenn Sie Schuld zuweisen wollen, so suchen Sie nicht weiter als bis zu der leeren Whiskeyflasche auf dem Tisch im Wohnzimmer. Er hatte ordentlich einen im Tee, als seine Mörder zu Besuch kamen. Esgibt keine andere Erklärung dafür, wie sie ihn so leicht überwältigen konnten.« Er sah mich an. »Es gibt nur drei wirkliche Todesursachen, Will Henry. Die erste sind Unfälle – Krankheiten, Hungersnöte, Kriege oder was deinen Eltern zustieß. Die zweite ist hohes Alter. Und die dritte sind wir selbst – unsere langsamen Selbstmorde. Zeige mir einen Menschen, der seine Gelüste nicht zügeln kann, und ich zeige dir einen Menschen, der mit einem Todesurteil lebt.«
    Von Helrung schüttelte energisch den Kopf. » Sie sind verantwortlich, Pellinore – nicht für Torrance, Gott schenke seiner Seele Frieden, sondern für Conan Doyle. Sollte er sterben für das, was er an diesem Tag gesehen hat, dann deshalb, weil er die Strafe für Ihre Impulsivität bezahlt. Wieso haben Sie ihn in unsere Räume eingeladen? Er wollte sich am Bahnhof von uns verabschieden, und Sie …«
    »Ja, das wollte er«, brauste Warthrop auf. »Und ich habe ihm vielleicht das Leben gerettet – vorläufig vielleicht, aber wenigstens habe ich ihm ein oder zwei Stunden gekauft, die er mit Touie und seinem neugeborenen Baby verbringen kann. Sie haben ja keine Ahnung von den Männern, die Sie auf dem Bahnsteig gesehen haben, von Helrung. Sie sind skrupellos. Sie töten ohne Bedenken oder Gewissensbisse. Ich musste schnell handeln, und ich glaube, ich habe das Beste aus einer sehr gefährlichen Situation gemacht.«
    »Und was sollte dieses lächerliche und bizarre Affentheater im Hotelzimmer? Was ist Ihre Entschuldigung dafür? Sie wussten, dass es diese Männer waren, die wir im Bahnhof gesehen hatten, und trotzdem taten Sie so, als würden Sie alles kombinieren, bis hin zur Haarfarbe des Mörders! Aus welchem Grund, Pellinore? Indem Sie sich über Doyle lustig gemacht haben, haben Sie sich über den Toten lustig gemacht!«
    Die Miene des Doktors verfinsterte sich. Er beugte sich vor und stupste von Helrung in die Brust.
    »Kommen Sie mir nicht mit lustig machen, von Helrung! Haben Sie auch nur die leiseste Ahnung, wie es ist, bei klaremVerstand zu sein und genau durch diesen Verstand gefesselt? Denken Sie darüber mal nach, bevor Sie mich für eine harmlose Grille verurteilen!«
    * * *
    Nach diesem hitzigen Austausch verstummten sie, bis wir unser Ziel erreichten, woraufhin der Doktor scharf ans Dach des Hansoms klopfte und den Kutscher anwies, uns jetzt zum Piccadilly Circus zu bringen. Die Peitsche knallte, und weiter ging’s.
    »Wo fahren wir hin?«, wollte von Helrung wissen.
    »Zum Piccadilly Circus.«
    Von Helrung schloss die Augen und seufzte überdrüssig. »Sie wissen, was ich meine.«
    Der Doktor warf einen Blick über die Schulter und lehnte sich dann wieder in seinen Sitz zurück.
    »Sie sind skrupellos, haben Sie gesagt. Mörder ohne Bedenken oder Gewissensbisse, haben Sie gesagt. Aber Sie schaffen es nicht, uns zu sagen, wer sie sind oder warum sie uns verfolgen.«
    »Ich dächte, das Warum sei offensichtlich. Was das Wer betrifft … Der große Rothaarige nennt sich Rurick. Sein glatzköpfiger Partner hört auf den Namen Plešec. Sie sind Ochranka, Meister Abram, Angehörige der russischen Geheimpolizei.«
    Von Helrung nahm die Neuigkeit mit niedergeschlagener Miene auf. Er hatte nicht gewollt, dass Torrance recht hatte. Ein Teil von ihm, denke ich, klammerte sich an die Hoffnung, dass John Kearns nur einen Mitverschwörer in der Angelegenheit hatte, den Verräter Thomas Arkwright, und der ganze Rest Jacob Torrances fruchtbarer Fantasie entsprungen war. Die Wahrheit machte ihn im Herzen krank. Er war Wissenschaftler, und das Wesen der Wissenschaft ist das Streben nach der Wahrheit, eine noble Sache an und für sich, doch kein menschliches Bemühen – ganz gleich wie nobel – bleibt lange unbefleckt. Die Monstrumologie könnte als Betrachtung der fehlerbehafteten Natur charakterisiert werden. Dasselbe könnte man von uns sagen.
    »Wir wurden übertölpelt«, stellte mein Herr unverblümt fest. »Ich

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