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Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Titel: Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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von der ich keine Kenntnis hatte, versicherte er unseren Entführern. Er war von seinen Vorgesetzten angewiesen worden, die Gesellschaft zu infiltrieren, um die Herkunft des Nidus ex magnificum aufzudecken, der mir kürzlich von Dr. John Kearns freundlicherweise zur Verfügung gestellt worden war.«
    * * *
    »Und woher ihr Briten wissen vom Nidus ?«, fragte Rurick als Nächstes.
    »Na, was denken Sie denn? Kearns hat uns davon erzählt«, erwiderte Arkwright.
    »Er erzählen Ihnen vom Nidus, sagen aber nicht, wo er herkommen?«
    »Nein, das hat er nicht gesagt. Er hat gesagt, er wüsste nicht, wo er herkommt. Wir wussten, dass er ihn gehabt hatte, und wir wussten, dass er ihn Warthrop geschickt hatte, und wir wussten, dass er verschwunden war. Das ist alles, was wir wussten.«
    »Also bezahlen Sie Warthrop, um Ihnen Apportierhund zu machen?«
    »Nein. Nach unserem Verständnis war Dr. Warthrop einesjener seltenen Geschöpfe, deren Ehre man nicht kaufen kann. Wir beschlossen, ihn stattdessen auszutricksen. Auf sein Ego zu setzen, welches dem Vernehmen nach von beträchtlicher Größe ist und somit ausreichend Platz dafür bietet. Meine Aufgabe war es, bei ihm zu bleiben, bis er den Ursprung des Nidus gefunden hätte.«
    »Ah! Und dann Sie töten ihn.«
    »Nein«, erwiderte Arkwright geduldig. »Wir sind Briten. Wir vermeiden es zu morden, wenn wir können. Töten ist teuer, riskant und hat normalerweise eine Vielzahl von ungewollten Konsequenzen zur Folge. Das ist es, was ich Ihnen verständlich zu machen versuche, Rurick. Uns zu töten schafft mehr Probleme, als es löst.«
    »Nicht wenn Sie Magnificum gefunden haben«, argumentierte Rurick. Er wandte sich an Warthrop. »Sie wissen, wo es ist?«
    * * *
    Der Monstrumologe drehte sich von unsern Spiegelbildern weg und setzte sich auf den Stuhl neben meiner Schlafkoje. Seine Schultern bewegten sich im Rhythmus zum Schaukeln des Zugs hin und her. In diesem Moment ertönte dessen Pfeifsignal, ein schriller, beinah hysterischer Laut, wie von einem waidwunden Tier.
    »Es war ein interessantes Dilemma, Will Henry«, sagte er ruhig. Man hätte meinen können, wir säßen neben einem gemütlichen Feuer in der Harrington Lane und erörterten ein Paradoxon seines Lieblingsphilosophen, Zenon von Elea. »Ein wenig komplizierter, als die Frage impliziert. Würde ich lügen und nein sagen, wäre der klügste Ablauf für die Russen, mich zu töten, denn die Alternative war, mich freizulassen, um die Antwort herauszubekommen, ein Risiko, das einzugehen Rurick – und seine Regierung – sich nicht leisten konnten. Blieb ich jedoch bei der Wahrheit und sagte ja, wäre die Entscheidung noch leichter. Er wusste, dass seine britischen Konkurrentenden Standort des Magnificums nicht kannten, ein Geheimnis, für dessen Bewahrung sie jeden Preis zu zahlen bereit waren. Er würde uns töten müssen . Weder die Wahrheit noch eine Lüge konnten mir das Leben retten.«
    »Die Lady oder der Tiger«, sagte ich.
    »Die Lady oder der was?«
    »Nichts, Sir. Bloß eine Geschichte, die Dr. Torrance erzählt hat.«
    »Dr. Torrance hat dir eine Geschichte erzählt?« Die Vorstellung bereitete ihm gewisse Schwierigkeiten.
    »Es ist nicht von Bedeutung, Sir.«
    »Wieso hast du mich dann unterbrochen?«
    »Rurick hat Sie oder Mr Arkwright nicht erschossen, also müssen Sie sich etwas einfallen lassen haben.«
    »Korrekt, Will Henry, aber das ist so ziemlich wie Newton, der sagt, der Apfel ist gefallen, also muss er auf dem Boden liegen! Verstehe, dass mein Problem durch die Anwesenheit von Arkwright, über den ich soeben herausgefunden hatte, dass er ein Agent der Regierung Ihrer Majestät war, verkompliziert wurde. Falls ich die Wahrheit sagte und unser Leben durch irgendein Wunder verschont wurde, würden die Briten wissen, wo das Magnificum zu finden war, und das wäre nur minimal weniger desaströs als mein Tod.«
    * * *
    Die Antwort auf sein »interessantes Dilemma« kam ihm, als er höchstens noch eine Sekunde zu erübrigen hatte. Nichts zu sagen brach Regel eins. Die Wahrheit zu sagen brach keine geltende Regel außer dem Gebot der Notwendigkeit; das Endergebnis wäre dasselbe.
    Er konnte Ruricks sauren Atem über sein Gesicht streichen spüren. Er konnte das unablässige tropf, tropf von Wasser hören und den widerlichen Cocktail aus Urin und menschlichem Abfall aus dem Graben unten hochwabern riechen. Er sah in dieseausdruckslosen schwarzen Augen, die Augen eines Raubtiers, eines Jägers wie

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