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Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Titel: Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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je etwas vom Nidus ex magnificum gehört hatte, aber die Schmerzensschreie des Seemanns und die dramatischen Symptome machten Kearns darauf aufmerksam, dass er es mit etwas von monstrumologischer Natur zu tun hatte.«
    Der Mann starb wenige Stunden nach seiner Ankunft im Krankenhaus. Kearns unterschrieb die Anweisung, die Leiche einäschern zu lassen, die übliche Vorsichtsmaßnahme, wenn man es mit einer unbekannten Krankheit zu tun hatte.
    »Und dann tat er genau das, was ich auch getan hätte«, sagte der Monstrumologe. »Was ich an demselben Nachmittag tat . Natürlich hast du bereits erraten, was das war.«
    Hatte ich nicht. Ich beschloss, es zu versuchen. »Sie gingen aufs Marineministerium, um sich über jüngste …«
    »Oh, um der Liebe Gottes willen, Will Henry! Also wirklich! Du hast doch zugehört, oder? Weder Kearns noch der Leiter der Klinik wussten zu diesem Zeitpunkt, dass er ein Offizier bei der Marine war.«
    »Aber Kearns erzählte Mr Kendall …«
    »Ja, nachdem er herausgefunden hatte, wer er war. Das ist meine Frage: Wie fand er – und ich – heraus, wer dieser Mann war?«
    Ich holte tief Luft und versuchte es noch einmal. »Er hat seinen Namen nicht angegeben. Er hatte keine Papiere bei sich, als er eingeliefert wurde – jemand hat ihn gebracht?«
    Er lächelte. »Schon viel besser. Ja, er wurde von einer gewissen Mary Elizabeth Marks ins Krankenhaus gebracht, die behauptete, ihn einen Block von ihrer Wohnung entfernt im Rinnstein liegend gefunden zu haben, in der Musbury Street 212. Sie gab an, ihn nicht zu kennen, hatte ihn nie zuvor gesehen, spielte die barmherzige Samariterin et cetera et cetera. Kearns machte sie ausfindig – so wie ich Monate später – und brauchte nicht lange – ebenso wenig wie ich –, um sie so einzuschüchtern, dass sie mit der Wahrheit herausrückte. Der Patient war ein Kunde von ihr gewesen. Miss Marks verdient ihren Lebensunterhalt nämlich durch … die Zerstreuung junger – und nicht so junger – Matrosen … oder anderer Angehörigen der Streitkräfte … oder Zivilisten, die sich daran erfreuen … von Damen zerstreut zu werden, die … zerstreuen.«
    Er räusperte sich.
    »Ich hätte es lieber nicht gewusst. Ja, sie war eine Dame der Nacht. Anfangs blieb sie bei ihrer Geschichte, bis ich ihr sagte, dass ich Kearns kenne, und da veränderte sich ihr ganzes Auftreten, von mürrisch zu schulmädchenhaft albern.
    ›Ach so, Sie meinen Dr.  Kearns! Also, das ist ja ein regelrechter Schwerenöter, der alte Charmeur!‹, meinte sie kichernd. ›Und schlecht aussehn tut er auch nich grad!‹
    ›Er ist ein alter Freund von mir‹, erzählte ich ihr, woraufhin sie erwiderte, indem sie mir die Hand auf den Arm legte: ›Tja, jeder Freund von Dr. Kearns, Chef …‹
    Sie gab zu, dass der Mann ein Stammkunde gewesen war; dass er tatsächlich sogar bei ihr in der Wohnung in der Musbury Street gewohnt hatte seit seiner Entlassung aus der Marine, eine Woche bevor er krank wurde; und dass sie die Wahrheit verschwiegen hatte aufgrund ihrer Furcht, der Vermieter könnte sie auf die Straße setzen, weil sie außerhalb des heiligen Standes der Ehe mit einem Mann zusammenlebte. Sie hatte Tim geliebt;es war von Heirat die Rede gewesen. Ich verstünde nicht, sagte sie mir, wie grausam das Leben zu ihr gewesen sei, wie ihr Vater ihre Mutter geschlagen und dann verlassen hatte, wie ihre Mutter in der Folge an der Schwindsucht gestorben war, sodass Mary nichts anderes übrig blieb, als auf der Straße um Essen zu betteln und später den eigenen Körper dafür zu verkaufen. Timothy sollte ihr Retter sein, und dann starb ihr Retter.«
    Er schüttelte den Kopf: seine dunklen Augen blitzten. »Sie hatte seinen Koffer mit all seinen Sachen behalten, darunter Kuriositäten und anderer Krimskrams, den er auf seinen Reisen in der Fremde gesammelt hatte. Kearns hatte darum gebeten, die Sachen sehen zu dürfen. Es könnte ihm vielleicht, so hatte er erklärt, bei seiner Untersuchung der Ursache des mysteriösen Ablebens des armen Timothy helfen. Du weißt natürlich, was er in diesem Koffer gefunden hat.
    ›Aber was haben wir denn hier?‹, sagte er. ›Das sieht ja aus wie … Wissen Sie, was er ständig gesagt hat, Mary, wieder und wieder? ›Das Nest! Das verfluchte Menschennest!‹ Mary Marks war entsetzt. Sie beteuerte, den Nidus noch nie erblickt zu haben. Sie sagte, Timothy habe nicht ein einziges Mal davon gesprochen. Und so stellte Kearns ihr dieselbe

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