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Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Titel: Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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das ist ja schrecklich! Du wirst zu mir nach Hause zum Abendessen kommen, Mihos; nimm das nächste Schiff. Sag ja; du wirst meine Gefühle verwunden, wenn du nein sagst.«
    »Dann fürchte ich, ich muss sie verwunden. Vielleicht wenn – oder falls – ich zurückkehre …«
    » Falls du zurückkehrst? Was bedeutet das, falls ?«
    Der Doktor blickte in dem duftenden Dunst forschend um sich. Fadils Gäste schienen unsere Anwesenheit nicht wahrzunehmen. Dennoch …
    »Ich werde dir alles erklären – unter vier Augen.«
    * * *
    Wir folgten ihm ins Hinterzimmer, eine Art Spielhalle en miniature, wo ein sehr dicker Mann ein Würfelspiel mit zwei verunsicherten, schwitzenden, offensichtlich überforderten Belgiern durchführte. Sie knallten ihr Silber hin, sahen zu, wie die Würfel aus der Holzdose des Dicken purzelten, und dann sahen sie zu, wie ihr Silber verschwand. Warthrop grunzte missbilligend; Fadil tat seine Einwände mit einer Handbewegung ab.
    »Es sind Belgier , Mihos; denen ist alles egal. Setzt euch, setzt euch, dort in die Ecke, wo wir ihre Kummer- und Schmerzensschreie nicht hören können. Aber das ist ja schrecklich; wo bin ich bloß mit meinem Verstand? Ich werde dir Tee bringen – ich habe Darjeeling! – und einen lassi für William.«
    »Ich habe wirklich keine Zeit für Tee, Fadil«, sagte mein Herr höflich.
    »Was? Keine Zeit für Tee? Du , Mihos? Dann müssen deine Geschäfte in Ägypten, so wie meine, wahrhaftig schrecklich laufen.«
    Der Monstrumologe nickte. »In nahezu jeder Hinsicht.«
    »Was ist es diesmal? Schmuggler wieder? Ich habe dir doch gesagt, dich von dem Abschaum fernzuhalten, Mihos!«
    »Meine Schwierigkeiten hängen mit Abschaum aus einem ganz anderen Teich zusammen, Fadil. Ochranka, die Geheimpolizei des Zaren.«
    »Russen? Aber das ist ja schrecklich! Was hast du dem Zaren angetan?«
    Warthrop lächelte. »Sagen wir mal, meine Interessen stehen seinen entgegen.«
    »Oh, das ist nicht gut – für den Zaren! Ha!« Er lehnte sichmit den Unterarmen auf den Tisch; seine Augen schimmerten begierig. »Was kann Fadil für seinen guten Freund Mihos tun?«
    »Es sind zwei«, antwortete der Doktor. Er beschrieb ihm Rurick und Plešec. »Es ist mir gelungen, ihnen in London und Venedig auszuweichen, aber sie können nicht mehr als ein paar Stunden hinter mir sein.«
    »Und ihr Schiff wird hier stoppen, um Kohle und Vorräte aufzunehmen.« Fadil nickte grimmig. »Überlass alles mir, Mihos. Die beiden haben ihren letzten Sonnenaufgang gesehen!«
    »Ich will nicht, dass du sie tötest.«
    »Du willst nicht, dass ich sie töte?«
    »Sie zu töten würde dir bloß mehr Scherereien machen: Binnen einer Woche wäre Port Said von einer Plage von Ruricks und Plešecs überschwemmt.«
    Fadil schnaubte und schlug mit der Faust in die geöffnete Hand, eine arabische Geste der Verachtung. »Lass sie nur kommen! Ich habe keine Angst vor Russen.«
    »Du hast diese Russen nicht kennengelernt. Sie sind Söhne von Sekhmet dem Zerstörer.«
    »Und du bist Mihos der Löwe, Hüter des Horizonts, und ich bin Menthu, Gott des Krieges!« Er richtete seine funkelnden braunen Augen auf mich. »Wer sollst du sein, Sohn des James Henry? Dein Vater war Anubis, Wieger der Menschenherzen. Sollst du Ophois, sein Sohn, sein, der den Weg zum Sieg öffnet?«
    Warthrop sagte: »Was ich brauche, ist Zeit, Fadil. Vierzehn Tage wären gut, ein Monat wäre besser, vier Monate wären ein Gedicht. Kannst du mir diese Zeit verschaffen?«
    »Wenn du mich sie töten ließest, könnte ich dir die Ewigkeit verschaffen! Aber ja, ich habe Freunde in Kairo, die Freunde am Hofe Tewfiks haben. Es ließe sich einrichten. Billig wird es nicht, Mihos.«
    »Von Helrung wird dir telegrafisch überweisen, was immer erforderlich ist.« Der Monstrumologe konsultierte seine Uhr. »Da wäre noch eine Sache«, sagte er energisch. »Wir sind unterwegs nach Aden, und von dort aus werde ich eine Beförderung zu unserem endgültigen Reiseziel brauchen.«
    »Was ist euer Reiseziel?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Was heißt das, du kannst’s nicht sagen? Ich bin’s, Fadil!«
    »Ich brauche jemanden, bei dem Verlass darauf ist, dass er den Mund hält, und der keine Angst vor einem kleinen Risiko hat. Ein schnelles Schiff wäre ebenfalls hilfreich. Kennst du so jemanden in Aden?«
    »Ich kenne viele Leute in Aden, allerdings nicht sehr viele, denen ich vertrauen würde. Es gibt da einen Mann; er ist nicht so übel. Ein schnelles Schiff hat

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