Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Titel: Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
Vom Netzwerk:
Will Henry! Lauf!« so fest er konnte wegzustoßen. Mit zwei mächtigen Schritten hatte er Awaale und mich überholt und steuerte auf eine Gruppe von dicht stehenden Drachenbäumen zu, die sich gewagt an den Rand der drei Fuß tiefen Rinne klammerten, entlang derer wir gewandert waren. Der große Somalier schaufelte mich unter seinen mächtigen Arm, während er Warthrop folgte und mit Entsetzen rief: »Was ist das? Was ist das?«, als der rote Regen auf den harten Erdboden zu klatschen und zu spritzen begann und überall um uns herum aufschlug. Ein großes Stück eines Organs – wahrscheinlich der Teil einer Leber – fiel direkt vor ihn, und Awaale hüpfte mit jener eigentümlichen Eleganz, welche die Verzweiflung gebiert, darüber hinweg. Wir gesellten uns zum Monstrumologen unter die relative Sicherheit der Bäume. Er durchwühlte gerade den Rucksack auf der Suche nach unseren Regenumhängen.
    »Ist einer von euch getroffen worden?«, fragte Warthrop atemlos. Er wartete nicht auf eine Antwort. Seine Augen strahlten vor Hochgefühl. »Roter Regen! Ihr begreift doch, was das bedeutet, oder? Wir sind noch nicht zu spät!«
    »Es kommt einem aber so vor!«, schrie Awaale ihm ins Gesicht, bevor er sich seinen Regenumhang überzerrte.
    Der Monstrumologe lachte und hob das Gesicht in den blutenden Himmel.

Achtunddreißig
    »Der gewissenhafte Schreiber seiner Hände Werk«

    Der rote Regen hörte so abrupt auf, wie er begonnen hatte, und jetzt raste ein großer Schatten über die Ebene, der Himmel war verhüllt, und der Wind kehrte mit rachsüchtigem Heulen zurück. Dann riss der Himmel mit einer wütenden Kanonade auf. Wie ein grauer Vorhang, der herunterknallt, kam der Sturzregen, seitwärts getrieben vom Wind, voller Hass.
    »Bleibt hier!«, befahl der Monstrumologe, und er tauchte in den Mahlstrom ein und verlor sich schnell in den wirbelnden grauen Massen. Gleich darauf kam er zurück und warf sich mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung, der ganz und gar nicht der Knappheit des Schutzes, den die Bäume boten, geschuldet war, neben uns auf den Boden.
    »Tja, der Regen hat die meisten Beweise weggewaschen, aber es ist mir gelungen, das hier aufzulesen«, sagte Warthrop und öffnete die Hand, um uns die abgetrennte Fingerkuppe eines Menschen zu zeigen. Er wühlte in seiner Instrumententasche nach etwas, um sie hineinzutun. Awaale sah ihm teilnahmslos zu; es war unmöglich zu sagen, was er dachte. Dennoch verunsicherte mich seine steinerne Miene.
    Nicht so den Doktor der Monstrumologie. »Bevor man sich als Freiwilliger zu einer Expedition mit einem Experten der anomalen Biologie meldet, sollte man sich vielleicht informieren, worin genau die anomale Biologie besteht«, sagte er zu Awaale.
    »Die Missionare, die mich unterrichtet haben, müssen diesen Teil meiner Ausbildung übersehen haben, dhaktar «, antwortete Awaale trocken. Der Regenumhang war zu klein für ihn. Er bekam die Kapuze nicht über den großen Kopf; das Wasser rann über sein breites Gesicht und tropfte ihm vom Kinn. Dicke Tropfen platschten von oben herab, gefiltert von den verworrenen Armen der Drachenblutbäume.
    »Ich bin nicht überrascht«, erwiderte Warthrop. »Das gehört nicht zu der Art von Dingen, über die gottesfürchtige Menschen gerne nachdenken.«
    »Und nun werden Sie mir erzählen, dass Sie Gott nicht fürchten.«
    »Ich weiß nicht genug über ihn, um mir eine vernünftige Grundlage für Furcht zu bilden.«
    Der Doktor schlang die Arme um die angezogenen Knie und schaute nach Osten – den Ursprung des Sturms und des grausigen Schauers, der ihm vorangegangen war.
    »Wir müssen unseren Kurs korrigieren, Gentlemen. Der Weg liegt genau östlich von uns.«
    »Östlich?«, fragte Awaale. Er warf einen Blick über die Schulter, konnte aber durch den gewellten grauen Wasserschleier nicht einmal bis auf die andere Seite der Rinne sehen. »Aber Sie haben gesagt, die Berge wären zu dieser Jahreszeit unpassierbar. Bergstürze und Wind und …«
    »Nun ja, ich nehme an, wir könnten Will Henry vorausschicken mit einer höflichen Mitteilung fürs Magnificum , sich mit uns in Hadibu zu treffen.« Der Monstrumologe lachte harsch und humorlos und sprach dann ernst weiter. »Diese Überreste wurden von den Winden mitgetragen, die von den Hagghier-Bergen herunterkommen, folglich sind es die Hagghier-Berge, wohin ich zu gehen beabsichtige, mit deiner charmanten Gesellschaft oder ohne sie!«
    Er wandte sich mir zu, nicht imstande, seinen

Weitere Kostenlose Bücher