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Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Titel: Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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lebenden Menschen darin? Wahrscheinlich die Höhlen drüben in Hoq.«
    »Dann wird er das Kind in Hoq abgeben.«
    »Wozu? Es hatte Kontakt; sie werden es einfach umbringen. Sie sollten es jetzt tun und sich und Ihnen die ganze Zeit und Mühe sparen.«
    »Ich kann es nicht töten«, sagte der Doktor. »Ich werde es nicht töten.«
    »Oh! Wollen Sie, dass ich es für Sie mache?«
    Instinktiv zog Warthrop das Kind dichter an seine Brust und wechselte das Thema. »Was ist mit Ihren russischen Freunden passiert?«
    »Das Gleiche, was mit dem Mädchen da draußen passiert ist – was mit jedem passiert, der die Sternenfäule berührt. Es fing eigentlich alles ganz gut an. Die Paarungszeit hatte gerade begonnen, und die Verluste hielten sich in Grenzen; der Sultan hatte es so ziemlich unter Kontrolle, eingeschränkt auf ein paar abgelegene Dörfer. Sie isolieren die Seuche nämlich, ungefähr wieeinen Pockenausbruch, und lassen sie sich von selbst ausbrennen. Sidorov und Begleitung verfolgten den Nexus schrittweise bis zu den Geburtsgründen, tief im Bauch der Berge, und dann wurde einem der Dummköpfe seine Eitelkeit zum Verhängnis. Er trat buchstäblich ins Fettnäpfchen – nur dass das Fettnäpfchen eine frische Pfütze von Pwdre ser war – und bestand dann darauf, seine Stiefel sauber zu machen! Die Fäule brannte sich anschließend durch die gesamte Gruppe. Ich entkam mit knapper Not. Seitdem werde ich gejagt – und jage selbst.«
    »Und Sidorov?«
    »Oh, den hat’s auch erwischt. Welcher Tag ist heute? Dienstag? Ist es nicht komisch, wie unwichtig die Wochentage werden? Jedenfalls denke ich, dass es letzten Donnerstag war, als es ihn holte.«
    »Ihn holte?«
    Kearns nickte. »Zu den Nistplätzen, wohin ich Sie führen werde. Falls Sie immer noch gehen wollen.«
    »Wie sieht es aus?«, fragte Warthrop. Er wollte John Kearns diese Frage nicht stellen – er war nicht zuversichtlich, eine direkte Antwort zu bekommen –, aber er konnte nicht anders. Die Toten in seinem Sog zwangen ihn dazu. Er hatte sie geopfert, um das Gesicht des Gesichtslosen zu kennen.
    »Na ja, es ist ziemlich groß«, antwortete Kearns mit ernstem Ton. »Riesig eigentlich. Es ist schon so lang wie wir da und hüpft von Insel zu Insel, um in der Vegetation zu leben, bevor es wieder für ein oder zwei Generationen untertaucht. Die Männchen sind nicht besonders helle, ziemlich träge, würde ich sagen, wie ein Löwe, lehnen sich zurück und lassen die Weibchen die Beute heimbringen.«
    »Aber wie ist ihr Äußeres? Sind sie reptilienartig? Vogelartig? Oder sind sie näher mit den fliegenden Säugetieren verwandt, wie Fledermäuse?«
    »Tja, ihr Gehirn ist ziemlich klein, wie das einer Eidechse oder eines Vogels, aber sie haben keine Flügel. Sie sind mit Stacheln bedeckt – wie eine Rose! –, und ihre Haut ist ganz bleichund dünn, ihre Krallen sind scharf, und sie sind ziemlich geschickt mit den Digiti. Nun, wir kennen ja alle die Komplexität ihrer Nester.«
    »Dann legen sie also Eier, wie ein Vogel oder Reptil!«
    Kearns zuckte die Achsel und lächelte. »Habe kein Ei gesehen – würde ich auch nicht wollen. Kann mir nicht vorstellen, wie das passieren sollte.«
    »Wie viele gibt es?«
    »Hier auf Sokotra? Hunderte, würde ich schätzen.«
    »Hunderte?« Der Monstrumologe wirkte schockiert.
    »Auf der ganzen Welt – Tausende, würde ich sagen. Hunderttausende. Millionen. So viele, wie es Sandkörner gibt an dieser gesegneten Insel Strand. Blicken Sie nach oben, Pellinore. Wie viele Sterne stehen am Himmel? So viele Magnifici gibt es, und das ist die Anzahl der Gesichter, die sie haben.«
    Mein Herr erkannte, dass er seine Zeit vergeudete. Er schwieg, und Kearns schwieg, und dann war der Wind zu hören und sonst eine Zeit lang nichts.
    »Wenn das einer Ihrer Tricks ist, bringe ich Sie um. Haben Sie mich verstanden?«, sagte der Doktor schließlich.
    »Ach, also wirklich, Pellinore! Ich will doch, dass Sie es finden! Wieso, denken Sie, habe ich Ihnen den Nidus denn überhaupt erst geschickt?«
    * * *
    Er verlangte sein Gewehr zurück. Warthrop lehnte ab.
    »Sie werden bald hier sein, und dann wäre es mir lieber, wenn ich bewaffnet wäre«, argumentierte Kearns. »Es wäre Ihnen lieber, wenn ich bewaffnet wäre.«
    »Wer?«, wollte Awaale wissen. »Wer wird bald hier sein?«
    »Die Fäuler«, antwortete Kearns. »Die Kinder von Typhoeus . Das Blut lockt sie an. Sie können es auf Meilen riechen, besonders bei diesem Wind. Dürfte

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