Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Titel: Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
Vom Netzwerk:
um alles in der Welt haben Sie den denn aufgetrieben, Pellinore? Haben Sie ihn von einem Piratenschiff entführt?«
    »Woher wissen Sie, dass ich Pirat war?«, wollte Awaale wissen.
    »Das reicht, Awaale!«, sagte Warthrop. »Man spielt besser nicht mit dem Teufel, wenn man es vermeiden kann.«
    »Ja, das ist der Trick«, stimmte Kearns ihm aufgeräumt zu. »Es zu vermeiden.«
    »Wo ist es, Kearns?«, knurrte der Monstrumologe. »Wo ist das Magnificum ?«
    John Kearns ließ sich Zeit mit der Antwort. Meine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt; trotzdem konnte ich nur gerade so den Umriss des Mannes erkennen, ein Schatten helleren Graus vor dem schwarzen Hintergrund des Berges. Die Stimme, die von diesem Schatten ausging, war ein tiefes Surren, wie das Geräusch des Flügelschlagens einer Fliege.
    »Wo das Magnificum ist? Es ist direkt über Ihnen. Es ist direkt neben Ihnen. Es ist hinter Ihnen und vor Ihnen. Es ist in jenem Raum, der sich ein zehntausendstel Zoll außerhalb Ihres Gesichtsfeldes befindet. Suchen Sie nicht über Ihre Nasenspitze hinaus, und Sie werden es finden, Pellinore.«
    Der Doktor schnaubte frustriert. Ich konnte spüren, wie sein Körper sich anspannte, als würde er sich im nächsten Moment auf John Kearns stürzen und ihn erwürgen. Das wimmernde Kind, das er in den Armen hielt, rettete Kearns vermutlich.
    »Für diese Spielchen habe ich nicht die Nerven, John. Ich habe zu viel ertragen, um auch noch Ihre Rätsel zu ertragen.«
    »Und nicht nur Sie, würde ich vermuten! Ich habe Klein Willys Hand gesehen. Da hat die Neugier wohl die Oberhand gewonnen, hm?«
    Warthrop ignorierte die Stichelei und fauchte: »Wo ist das Magnificum ?«
    »Sie wollen es wirklich sehen? Na schön, ich werde Sie zu ihm führen. Allerdings nicht jetzt. Seine Kinder sind nachts auf den Beinen und verhalten sich sehr beschützerisch, wie meine russischen Freunde entdeckt haben und Ihnen wahrscheinlich schon bekannt ist.«
    * * *
    Er bat um etwas Wasser und leerte dann Warthrops Feldflasche. Er gab bekannt, einen Bärenhunger zu haben, und machte sich dann über unsere Vorräte her, wobei er sich das Essen so schnell in den Mund stopfte, wie er es aus der Tasche holen konnte.
    »Ich hatte sie schon tagelang gejagt«, sagte er um einen Mundvoll Schiffszwieback herum. »Den ganzen Weg von Moomi herunter. Sie verbannen die Infizierten nämlich – werfen sie aus den Höhlen raus, sodass sie sich allein durchschlagen müssen, aber ich wartete, bis die Bestie ganz von ihr Besitz ergriffen hatte – so ist es ein viel besserer Zeitvertreib. Die Weibchen sind viel schwieriger als die Männchen. Die Männchen gehen schnurstracks auf dich los, ohne jede Heimlichkeit oder Subtilität, aber die Weibchen sind ausgesprochen gerissen. Sie locken dich in Sackgassenfallen, führen dich im Kreis herum, sitzen stundenlang still wie eine Staue da, um dir einen Hinterhalt zu legen. Ein Männchen, auch wenn es so groß und stark ist wie unser Awaale hier, macht einem nur halb so viel Mühe wie eine Fäulerin wie die da draußen.«
    »Sie wussten, dass wir hier sind«, sagte Warthrop. Es war keine Frage.
    »Hab euer Licht gesehen. Wusste, dass ihr sie aufnehmen würdet. War mir nicht ganz sicher, was ich machen sollte; dachte, Sie würden sich selbst um sie kümmern, Warthrop. Wieso haben Sie nicht?«
    Der Doktor sah auf den Säugling an seiner Brust herab. Das Kind war eingeschlafen und hatte die dicken Lippen um den winzigen Daumen geschlungen.
    »Sie werden es müssen, wissen Sie?«, sagte Kearns.
    Der Monstrumologe blickte auf. »Was?«
    »Es töten.«
    »Es ist nicht infiziert worden.«
    »Ausgeschlossen!«
    »Ich habe es untersucht.«
    »Es hat an der Brustwarze seiner Mutter gesaugt. Wie könnte es nicht infiziert sein?«
    Warthrop kaute einen Moment lang auf seiner Unterlippe herum. »Es zeigt keine Symptome«, wandte er eigensinnig ein. Ich fragte mich, wen er zu überzeugen versuchte, Kearns oder sich selbst.
    »Na ja, dann machen Sie eben, was Sie wollen. Lassen Sie es hier draußen verhungern.«
    »Wir werden es mit uns nehmen.«
    »Ich dachte, wir wollten uns das Magnificum ansehen gehen.«
    Der Doktor wiegte das Kind sanft in den Armen, während es schlief. »Awaale wird hierbleiben, um auf den Jungen aufzupassen«, entschied er.
    »Werde ich?«, fragte Awaale.
    »Und wenn der Racker hungrig wird, wird er den kleinen Mund auf seine große schwarze Brustwarze heften?«
    »Wo befindet sich die nächste Siedlung?«
    »Mit

Weitere Kostenlose Bücher