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Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Titel: Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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werde mich mal auf die Suche nach etwas Essbarem begeben. Ich nehme an, Sie haben François für heute Abend nach Hause geschickt?«
    » Ja , und die Übrigen.« Und dann fügte er bitter hinzu: »Wir möchten doch keine Zeugen, oder?«
    »Wo wir gerade davon sprechen, ich denke, ich werde außer Sicht bleiben, bis ihr bereit seid für mich. Wollen doch nicht, dass die kleine Ratte den Braten riecht. Jammerschade, das mit François, meine ich. Die Crêpes dieses Burschen sind die besten, die ich je gekostet habe.«
    »Will, es tut mir leid«, sagte von Helrung, nachdem Torrance gegangen war. »Wenn ich doch nur auf dich gehört hätte –«
    Er wurde von der Türglocke unterbrochen. Er schloss die Augen und holte tief Luft, um seine Nerven zu stählen.
    »Unsere Beute kommt«, sagte er. »Nun schrauben wir unsern Mut bis zum höchsten Grad, Master Henry. Wie ist mein Gesichtsausdruck? Ich fürchte, Arkwright wird in mir seinen Jäger erkennen!«
    Er warf einen flüchtigen Blick in den Spiegel neben der Eingangstür, zupfte an seiner Weste und fuhr sich mit beiden Händen über die weiße Haarmähne. Aus dem Augenwinkel heraus erwischte er mich dabei, wie ich mich langsam ins Vestibül bewegte.
    »Was machst du da?«, rief er leise. »Nein, nein! Geh wieder in den Salon!« Er winkte mich hektisch zurück. »Leg dich auf den Diwan! Du bist vor Kummer zusammengebrochen. Du hast deinen Herrn verloren – hast alles verloren. Kannst du Tränen vortäuschen? Reib dir die Augen, ganz fest, mach sie rot!«
    Die Glocke läutete ein zweites Mal. Ich flitzte in den Salon zurück, warf mich auf den Diwan und übte ein klagendes Jammern, leise, aber nicht leise genug, denn von Helrung rief, kurz bevor er die Tür aufriss, heiser aus: »Was ist das denn? Was ist das? Leise Tränen – Tränen der Wehklage. Du hörst dich an wie ein Schwein im Schlachthaus!«
    Und dann: »Thomas! Gott sei Dank bist du sicher angekommen! Ich habe mir Sorgen gemacht!«
    »Dr. von Helrung – Meister Abram –, dass ich überhaupt angekommen bin, ist nichts weniger als ein Wunder.«
    »Aber du siehst fürchterlich aus – erschöpft. Hier, ich nehme deine Koffer; meine Angestellten sind für heute schon gegangen. Und wir wollen uns in den Salon zurückziehen, wo du dich von deiner langen und zweifellos gefährlichen Reise erholen kannst.«
    Sie betraten das Zimmer. Arkwright zuckte zusammen, als er mich sah, und wandte sich an seinen Gastgeber. »Nicht der Junge! Ich flehe Sie an, Sir …« Er trug eine abgenutzte Umhängetasche aus Leder, und ein Dolch durchbohrte mein Herz: Es war die Tasche des Doktors, ein Erbstück seines Vaters, der sie seinerseits von seinem Vater bekommen hatte. Warthrop hätte sich niemals freiwillig davon getrennt.
    »Ich zöge es vor, wenn Will bliebe«, sagte von Helrung steif mit mahlendem Kiefer. Er sah aus, als wollte er ausholen und Arkwright zusammenschlagen; er war kein versierter Schauspieler. »Und ich bitte dich, dass du mir hierin nachgibst, Thomas. Der Junge hat viel durchgemacht an der Seite unseres gefallenen Freundes; ich fand, er sollte aus erster Hand von seinem Schicksal erfahren.«
    Geistesabwesend nickte Arkwright, ließ sich in den von Jacob Torrance geräumten Sessel fallen, hielt die Instrumententasche des Doktors schützend in seinem Schoß fest, so wie ein Kleinkind ein liebes Spielzeug umklammert, und vergaß prompt meine Anwesenheit. Sein ganzes Augenmerk galt von Helrung, dem »Ziel« seines Schwindels.
    Von Helrung nahm eine frische Zigarre aus dem Humidor und trennte die Spitze ab. Nachdem er das abgeschnittene Ende über die Zunge gerollt hatte, entzündete er ein Streichholz; das Aufflammen verjagte alle schattigen Spalten von seinem Gesicht. Für einen Moment sah er zehn Jahre jünger aus.
    »Also fang am Anfang an und erzähl mir alles«, forderte er ihn auf, während bläulicher Rauch seinen Kopf einhüllte. »Warthrop ist tot?«
    »Das ist nicht der Anfang«, wandte Arkwright ein. »Es ist das Ende – und ein schreckliches in der Tat. Nach diesen Monaten in seiner Gesellschaft bin ich überzeugt, dass er Zoll für Zoll der große Mann war, für den ich ihn gehalten habe, bevor wir uns kennenlernten. Zehnmal größer! Der Verlust für die Wissenschaft … für mich persönlich … und für Sie natürlich … für die ganze Menschheit! Unermesslich, Dr. von Helrung. Männer wie Pellinore Warthrop gibt es sehr selten, vielleicht einen in einhundert Jahren, und ihn jetzt zu

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