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Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Titel: Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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Thomas?«
    »Ein wenig Whiskey wäre nett, falls Sie dahaben, mit etwas Eis.«
    Ich ging zur Hausbar, während von Helrung sich direkt vor Arkwright postierte, welcher die Tasche mit beiden Händen hochhob und sie von Helrung hinstreckte wie ein Hohepriester, der seinem Gott ein Opfer darbringt. »Beim ersten Tageslicht ging ich zurück und fand das hier. Ich dachte, Sie würden es vielleicht wollen. Es ist alles, was von ihm geblieben ist.«
    »Alles?«
    Arkwright schluckte schwer und flüsterte: »Den Rest konnte ich im Gezeitenwasser des Meeres abwaschen.«
    Sein Getränk war fertig. Von Helrung nahm es von mir entgegen und reichte es Arkwright, der das Glas auf einen einzigen, schaudernden Zug leerte.
    »Ahhh!«
    »Möchtest du noch einen?«, fragte von Helrung.
    »Er hilft schon ein bisschen.«
    »Dann sollst du noch einen haben. Du verdienst es, Thomas. Du verdienst alles, was du trinken kannst, bis auf den letzten Tropfen.«
    * * *
    Als Thomas Arkwright wieder zu sich kam, eine Stunde später, befand er sich nicht länger in Abram von Helrungs gemütlichem Salon in der Fifth Avenue. Wo er sich wiederfand, war es weder gemütlich noch die Fifth Avenue.
    Ich frage mich, was ihm zuerst auffiel. War es der sonderbare Geruch nach feuchter Luft, gemischt mit Chemikalien und den feinen Untertönen von Verwesung? Oder war es, wie die Welt grau geworden war – graue Wände, graue Decke, grauer Boden – und von den rußigen Rückständen des Rauchs von Öllampen überzogen? Oder fiel ihm der Staub auf, der noch nicht von den Wänden eingefangen worden war und träge in der Luft des winzigen Gelasses schwebte? Vielleicht. Aber ich vermute, dass ihm zuerst die Stricke auffielen.
    »Schön, das Baby ist aus seinem Nickerchen aufgewacht«, brummte Jacob Torrance.
    Arkwright fuhr auf seinem Stuhl zusammen und kippte, weil er mit Händen und Füßen fest daran gefesselt war, fast um. Er blinzelte ins schwache Licht der Kerosinlampe auf dem Tisch hinter Torrance, welcher vor ihm stand, ein sechs Fuß und sechs Inch großer dräuender Schatten mit verborgenem Gesicht undder Stimme von Gottes Racheengel, der gekommen war, um den Gottlosen Gerechtigkeit zu bringen.
    Und in mir das sich loswickelnde Ding, eine schnelle, heftige Erregung, als ich die Angst in Thomas Arkwrights Augen sah.
    »Wer sind Sie?«, fragte Arkwright mit bemerkenswert ruhiger Stimme. Der Schall kann einem Streiche spielen in den unterirdischen Gruften des Monstrumariums. Er prallt von den Wänden, huscht durch die gewundenen Korridore, schlägt klatschend hin und her, Decke zu Boden, Wand zu Wand und wieder zurück. Hörte ich da die leiseste Spur eines Akzents, der weit entfernt von den Ufern Long Islands beheimatet war?
    »Ich bin der Mann, der dich töten wird«, antwortete Torrance gelassen. »Es sei denn, Will hätte gern die Ehre.«
    »Will!« Er starrte ins Düster, bis sein Blick auf mich fiel. Ich zwang mich, ihm nicht auszuweichen. »Wo ist von Helrung?«
    »Ich habe ihn umgebracht«, antwortete Torrance. »Nein, habe ich nicht. Habe ich? Was denkst du?«
    »Wo bin ich? Wieso bin ich an diesen Stuhl gefesselt?« Die Droge schwebte noch in seinem Blut. Er kämpfte dagegen an, zwang seine Zunge, die Worte zu formen.
    »Was, du erkennst den Geruch nicht wieder? Ich dachte, du wärst schon einmal hier gewesen! Und du weißt, wieso du an diesen Stuhl gefesselt bist. Jetzt steht es also ausgeglichen: zwei Fragen, auf die du die Antwort nicht kennst, und zwei, auf die du sie kennst. Es stehen dir nur fünf zu, deshalb würde ich vorschlagen, du stellst eine aus der ersten Kategorie.«
    »Auf die letzte kenne ich – ich kenne die Antwort darauf nicht. Was … was ist passiert? Ich verstehe es wirklich nicht … Will, kannst du mir sagen, was passiert ist?«
    »Du fragst ihn, weil dir meine Antworten nicht gefallen haben. Das ist nicht meine Schuld.«
    »Na schön denn! Ich frage Sie: Wieso wollen Sie mich töten?«
    »Ich habe nicht gesagt, ich will. Ich sagte, ich werde . Weißt du, ich bin kein Monster; ich studiere nur welche.« Er schlüpfte aus seiner Jacke, reichte sie mir. Er zog seinen Colt.

»Das ist meine Waffe. Ich habe ihr den Namen Sylvia gegeben. Es ist eine lange Geschichte.«
    Er schnippte die Trommel heraus und hielt sie Arkwright einen Fuß vor die aristokratische Nase.
    »Sie ist leer, siehst du?«
    Er kramte in seiner Westentasche herum und zog eine einzelne Kugel heraus.
    »Eine Kugel«, sagte er, indem er sie hochhielt.
    Er

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