Der Montagsmann: Roman (German Edition)
Unterwäsche! Alles Sonderangebote, und dabei richtig schick!« Ihre Begeisterung war förmlich mit Händen zu greifen. »Ich wusste gar nicht, dass solche Läden so nette, tragbare Sachen haben! Ich bin ganz hin und weg! Und dabei hab ich nicht mal alles ausgegeben! Es sind noch zehn Euro übrig!«
»Tatsächlich.« Seine Antwort klang genauso belämmert, wie er sich fühlte.
»Ja, und stell dir vor: Man kann dafür sogar zu Mittag essen!« Sie deutete auf das Burger-King-Restaurant an der nächsten Straßenecke. »Für zehn Euro kriegen wir da ein komplettes Menü! Für zwei Personen! Das konnte ich gar nicht glauben, aber es stimmt, ich hab eben nachgeschaut und es ausgerechnet. Zum Mittagessen ist es eigentlich zu spät, und ich weiß ja, dass du uns heute Abend was Gutes kochen willst. Aber ich könnte schon vorher einen Happen vertragen. Ehrlich gesagt, habe ich einen Riesenhunger. Was ist mit dir?« Sie grinste. »Ich lade dich ein.«
Fabio lachte. »Warum nicht?«
Als sie ihn unterhakte, tat er so, als wäre dies das Normalste von der Welt. Er spürte ihre zarte, sonnenwarme Haut an seinem Arm, doch er sagte sich, dass nicht das ihn beunruhigte, sondern einfach nur die Situation als solche.
Sie holten sich ein Mittagsmenü am Tresen des Schnellrestaurants und setzten sich an einen Tisch an der Fensterfront.
Isabel saß ihm gegenüber und packte ihren Burger aus wie ein Kind, das ein Überraschungsgeschenk außer der Reihe bekommen hatte. »Komisch«, sagte sie. »Ich kann mich nicht erinnern, schon Burger gegessen zu haben. Aber es riecht gut.« Sie biss davon ab, kaute und legte nachdenklich den Kopf zur Seite. »Schmeckt auch gut«, sagte sie. Langsam fügte sie hinzu: »Waren wir schon mal zusammen Burger essen?«
»Nein.«
»Du bist wohl eher kein Freund von Fast Food, oder? Ich meine, als Gourmetkoch hat man sicher andere Vorlieben.«
Hin und wieder aß Fabio durchaus Hamburger. Er hatte fast zwei Monate lang überhaupt nicht gekocht, denn mit dem ersten Schwarzen Lamm war auch seine Küche in Flammen aufgegangen, und die Pension, in der er vor dem Umzug übernachtet hatte, war alles andere als ein Tempel der Gastronomie. Außer einem schnellen Frühstück hatte er dort nichts erwarten können.
»Fast Food ist manchmal gar nicht so übel«, sagte er. »Wenn es gerade nichts anderes gibt, ist es besser als nichts.«
Isabel tunkte ein Pommesstäbchen in die Ketchuppfütze, die sie neben dem Papiertütchen platziert hatte. »Ich habe die beiden gerade gesehen. Giulio und seine Freundin.«
Fabio ließ den Whopper sinken. Der Appetit war ihm vergangen.
Sie schaute ihn unverwandt an. Zwischen ihren Brauen stand eine winzige Falte. »Was wollten sie von dir?«
»Nichts. Ich habe sie zufällig getroffen, sie kamen vom Mittagessen aus einem Lokal.«
Sie holte Luft und stellte dann die Frage, mit der er schon gerechnet hatte. »Irgendwas stimmt nicht zwischen dir und denen, oder? Was ist das für Geld, das er von dir haben will?«
»Ach, das ist nicht weiter wichtig.«
»Ich möchte es aber wissen. Schließlich bin ich mit dir verlobt, folglich weiß ich es sowieso bereits.« Sie hielt inne. »Oder sagen wir: Ich wüsste es, wenn ich es nicht vergessen hätte. Ich bin sicher, dass du schon mit mir drüber gesprochen hast, vor dem Unfall. Jetzt kannst du es mir genauso gut noch mal erzählen.« Energisch schob sie das Kinn vor. »Also?«
»Ich war mal mit Raphaela zusammen. Es ist zwei Jahre her, aber er hat immer noch Probleme damit.«
»Warum? Hattest du sie ihm ausgespannt?«
»Nein, wir hatten Schluss, und sie ist zu ihm gegangen.«
»Warum habt ihr euch getrennt?«
»Meine Güte, aus demselben Grund, warum sich die meisten Leute trennen. Irgendwann versteht man sich einfach nicht mehr.«
»Hat er dir Geld geliehen?«
»Nein, ich habe es geerbt.«
»Äh … geerbt?«
»Von unserer gemeinsamen Großmutter. Es war nicht die Welt, aber es hat gereicht, um ein Restaurant zu eröffnen.«
»Das Schwarze Lamm .«
»Das erste Schwarze Lamm «, bestätigte er. »Giulio fühlt sich ungerecht behandelt. Sie war seine Lieblingsoma, sagt er. Er sieht nicht ein, dass sie ihrem Lieblingsenkel nichts vermacht hat, sondern alles mir hinterlassen hat. Er ist der Meinung, dass ihm sein Anteil an dem Erbe zusteht.«
»Er könnte dich verklagen.«
»Es ist nicht Giulios Stil, jemanden zu verklagen.«
»Ich verstehe.« Isabel stocherte nachdenklich in ihrem Pommes-frites-Tütchen herum.
»Wie lange,
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