Der Montagsmann: Roman (German Edition)
sagtest du, wart ihr zusammen?«
Er hatte überhaupt nichts darüber gesagt, aber es war klar, dass sie nicht lockerlassen würde, bis er dieses Versäumnis wettmachte.
»Vier Monate.«
»Das ist nicht viel.«
»Auf jeden Fall genug, um rauszufinden, ob man zusammenpasst.«
»Wir zwei sind seit Ostern zusammen. Das hat Natascha mir so im Vorbeigehen erzählt.«
»Ja, und?«, fragte er vorsichtig.
»Das sind auch vier Monate. Danach haben wir uns ebenfalls getrennt. Anscheinend ist bei deinen Beziehungen nach vier Monaten eine Art kritische Phase erreicht.«
Er blickte sie stumm und mit schlechtem Gewissen an.
»Was war der Grund für die Trennung?«
»Ach … wir haben gestritten.«
»Worüber?«
»Über … das neue Schwarze Lamm . Dir gefiel einfach das Interieur nicht.«
»Wirklich?« Sie wirkte erstaunt. Mit nachdenklich gerunzelter Stirn meinte sie: »Es stimmt, manches hätte ich da anders gemacht, das ist wohl wahr. Aber noch ist es ja nicht fertig. Das heißt, man kann es so oder so gestalten.«
Er nickte nur und kam sich wie ein Volltrottel vor.
»Immerhin haben wir unsere Trennung rückgängig gemacht«, meinte sie. Es klang gelassen, doch er spürte, wie sehr dieses Thema sie beschäftigte.
Sie knabberte an einem Pommesstäbchen. »Nachdem wir also diese Krise überwunden haben, hast du mit mir vielleicht mehr Glück als mit Raphaela. Oder ich mit dir, je nachdem, wie man es sieht.«
Ihm fiel nichts ein, was er darauf hätte erwidern können, folglich hielt er den Mund.
Sie zog die beiden Hälften ihres Whoppers auseinander und zupfte die Tomatenscheibe heraus. »Ich mag keine Tomaten. Sie widern mich an. Komisch, oder?«
»Nein, ich kenne auch andere Leute, die keine mögen. Das kommt vor.«
»Aber ich ekle mich davor, obwohl ich keine Ahnung davon hatte. Ich meine, ich wusste ja nicht, dass ich keine mag. Und wusste es dann auf einmal doch wieder. Im Krankenhaus gab es mal Tomatensalat, und ich hasste ihn auf den ersten Blick.«
Fabio unterdrückte ein Grinsen. »Du hättest ihm vielleicht eine Chance geben sollen«, sagte er trocken.
»Bei dir war es anders«, erklärte sie mit nachdenklicher Miene.
»Was meinst du?«
»Du warst nicht wie der Tomatensalat.«
Ihm war sofort klar, worauf sie hinauswollte, und alles in ihm drängte danach, ihr zu widersprechen. Doch was hätte er ihr sagen sollen? Etwa: Hey, vor deinem Unfall hast du mich behandelt wie eine Tomate auf zwei Beinen?
»Ich hasse nur rohe Tomaten«, informierte sie ihn. »Gekocht oder gebacken mag ich sie. Zum Beispiel in Suppe oder Aufläufen oder auf Pizza. In allen möglichen italienischen Gerichten. Aber das weißt du natürlich.«
»Natürlich«, sagte er. Sorgenvoll fragte er sich, auf was für ein halsbrecherisches Spiel er sich da eingelassen hatte.
R atlos schaute Isabel auf die zischende Dampfwolke, die dem Bügeleisen entwich. Die weiße Kochschürze, die ausgebreitet auf dem Bügelbrett vor ihr lag, hatte sich nach ihren ersten Versuchen nicht in die makellos glatte Fläche verwandelt, die Natascha bei ihrer Demonstration bei der vorhergehenden Schürze erzeugt hatte. Das von knittrigen Furchen durchzogene Ding war keine Schürze mehr, sondern eine einzige hoffnungslose Faltenlandschaft. Je mehr sie daran herumbügelte, umso zerknautschter wurde es.
»Also, ich weiß nicht«, sagte sie. »Du bist ganz sicher, dass ich das mal gut konnte?«
»Vielleicht nicht so gut wie ich«, räumte Natascha ein. »Aber du warst ein Naturtalent.«
»Ich versteh’s nicht«, sagte Isabel. »Ich kann schwimmen. Und Auto fahren. Hab ich heute Nachmittag ausprobiert.«
»Schwimmen?«
»Nein, Auto fahren. Es klappte hervorragend. Sogar das Rangieren aus der Parklücke. Wieso kann ich nicht bügeln?«
»Vielleicht, weil du später damit angefangen hast.«
»Da könnte was dran sein«, meinte Isabel. Nachdenklich bügelte sie weiter. Tatsächlich kriegte sie nichts von dem richtig hin, was eine gute Hausfrau können sollte. Das konnte nur daran liegen, dass sie erst damit in Berührung gekommen war, als sie Fabio kennen gelernt und beschlossen hatte, an seiner Seite ein ordentliches Leben zu führen, mit richtiger, eigenhändiger Arbeit.
Natascha nahm ihr das Bügeleisen aus der Hand. »Lass mal, ich mach das schon.«
Isabel bedankte sich höflich und ging durch die offene Tür in die Küche, zu der großen, blitzenden Espressomaschine, mit der sie sich weit besser auskannte als mit dem vertrackten Bügeleisen und dem
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