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Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Titel: Der Montagsmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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präsent. Mit geschlossenen Augen ließ sie andere Städte Revue passieren. London, Rom, New York, Madrid, Berlin, Hamburg, München. Es war alles da. Anscheinend war sie eine kosmopolitische Person.
    Nur hier kam ihr nichts bekannt vor. Merkwürdig. Möglicherweise war der ganze Ort zu eng mit ihrer persönlichen Biografie verknüpft, sodass sie deswegen alles vergessen hatte. Sie würde dieser Tage Doktor Mozart danach fragen.
    »Habe ich eigentlich mal erwähnt, wo ich aufgewachsen bin?«, wollte sie beiläufig von Fabio wissen.
    »Nein«, sagte er, während er den Wagen in ein Parkhaus lenkte.
    »Es ist schon eigenartig, dass ich so rein gar nichts von meiner Vergangenheit erzählt habe«, sinnierte sie.
    Fabio zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich hattest du deine Gründe.«
    Isabel erschrak, denn mit einem Mal kam ihr ein entsetzlicher Gedanke. Vielleicht hatte sie sich deswegen ausgeschwiegen, weil sie etwas zu verbergen hatte! Womöglich hatte sie am Ende sogar etwas verbrochen! Waren sie deswegen so scharf aufeinander gewesen? Immerhin stammte er im weitesten Sinne auch aus dem Verbrechertum. Ein neapolitanischer Camorra-Spross und eine deutsche Gangsterbraut. War das der Grund für ihre Karnickelbeziehung? Sozusagen eine Art Bonnie-und-Clyde-Syndrom? Oder, noch schlimmer: Hatten sie vielleicht krumme Dinger zusammen gedreht, und jetzt tat er so, als wäre nichts gewesen, nur um sicherzustellen, dass sie ihn nicht verpfeifen würde? Schließlich wusste sie nichts mehr davon und wollte vielleicht ein ehrliches Leben anfangen!
    Nein, Quatsch. Isabel schüttelte heftig den Kopf, als könnte sie damit ihre Gedanken vertreiben. Auf was für blöde Ideen sie kam!
    »Was ist?«, fragte er.
    »Nichts, alles in Ordnung.«
    Er stellte den Wagen in einer Parklücke ab, stieg aus und kam auf die Beifahrerseite, wo er Isabel die Tür öffnete und ihr beim Aussteigen half.
    Sie nahm es zerstreut zur Kenntnis und achtete auch nicht weiter darauf, dass er ihren Ellbogen stützend umfasste, während sie zum Aufzug gingen. Das, was ihr gerade durch den Kopf schoss, war noch wesentlich grässlicher als die Verbrechertheorie.
    Was, wenn ihr Reichtum aus einer ganz bestimmten Quelle stammte? Das Kleid, die Unterwäsche, die Schuhe, der Ring … deutete das alles nicht in eine ganz bestimmte Richtung? Hatte sie ihrem eigenen Verlobten deswegen nichts über ihre Vergangenheit erzählt, weil sie … War sie etwa …?
    »Hast du was?«, fragte Fabio. »Du bist so still.«
    »Mir ist nur heiß«, brachte Isabel mühsam heraus. Der Aufzug kam, und sie ging steifbeinig hinein. Während Fabio neben sie trat und auf den Knopf drückte, starrte sie blicklos auf die Wand und überlegte fieberhaft, was sie über Frauen wusste, die für Geld zu haben waren. Manche waren ordinär und billig, andere kultiviert und teuer. Es war wie überall im Leben: eine Frage des Preises. Die einen waren Nutten, die anderen nannten sich vielleicht Hostessen. Oder Gesellschafterinnen.
    Isabel schluckte heftig. Hatte sie sich vielleicht bloß deswegen mit teurer Designerkleidung und hochwertigem Schmuck ausstatten können, wie in dem Film mit Julia Roberts und Richard Gere? War sie eine Art … Pretty Woman?
    Der Aufzug hielt im Erdgeschoss, und Isabel stolperte geistesabwesend hinter Fabio her ins Freie.
    »Ich ziehe dann mal los«, meinte er. »Ich würde sagen, wir treffen uns hier in einer Stunde wieder.«
    Sie nickte und schaute ihm nach. Er ging ein paar Schritte und blieb dann stehen.
    »Ach, das hätte ich doch fast vergessen.« Er kehrte zurück, zog seine Brieftasche hervor und drückte ihr einen Geldschein in die Hand. »Hier, bitte.«
    Sie schaute zuerst verständnislos und dann entsetzt auf die Banknote. »Was ist das?«
    »Das sind zweihundert Euro.«
    Sie schluckte hart. »Wofür sollen die sein?«
    »Na ja, ich dachte, bis wir alles geklärt haben, führe ich dich als Vierhundert-Euro-Kraft, und das Geld wäre sozusagen ein Vorschuss.«
    »Also nicht für … Ähm, nicht für …«
    »Nicht für was?«
    »Für nichts. Schon gut. Es ist einfach nur so, zum Einkaufen, oder?«
    »Genau. Das hatten wir doch besprochen, oder?«
    »Ja, klar. Ich war nur für einen Moment ein bisschen durch den Wind. Muss die Hitze sein.«
    Sie betrachtete den Geldschein. »Was soll ich dafür kaufen?«
    »Oh, das überlasse ich dir. Was du so brauchst, denke ich.«
    Na toll, dachte sie. Für dieses bisschen bekam sie höchstens eine Garnitur Dessous. Wenn

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