Der Montagsmann: Roman (German Edition)
sperrigen Schrubber.
»Kaffee habe ich anscheinend öfter gekocht«, rief sie. »Es muss eine von den habituellen Fähigkeiten sein.«
»Ja, wahrscheinlich. Mach mir auch einen!«
Isabel brühte zwei Tassen Cappuccino auf und betrachtete zufrieden die perfekten Schaumberge auf den Tassen. Immerhin eine Sache, die sie sofort beherrscht hatte, obwohl niemand es ihr hatte zeigen müssen.
Sie ging mit den vollen Tassen nach nebenan in den Aufenthaltsraum, wo das Bügelbrett vor dem Fernseher aufgestellt war, damit sie die Vorabendsoaps sehen konnten. Oder genauer: Natascha hatte sie sehen wollen, während sie abwechselnd Wäsche zusammenlegte oder Isabel zeigte, was man alles mit dem Bügeleisen anstellen konnte, angefangen vom Betätigen der Sprühdüse über Dauerbefeuchtung bis hin zum gezielten Dampfstoß.
Das Ding war der Mercedes unter den Bügeleisen, und von der Technik her hatte Isabel es auch rasch begriffen, aber die Wäsche wurde dadurch nicht glatter.
Natascha faltete die perfekt geplättete Schürze zusammen und packte sie oben auf den Wäschekorb. »Fertig.« Sie ließ sich auf das Sofa fallen und trank von dem Cappuccino. »Du siehst gut aus. Gefällt mir besser als das Fähnchen, in dem du heute Mittag losgezogen bist.«
»Hinz und Kunz«, sagte Isabel. »Ein empfehlenswerter Laden, wirklich. War ich da öfter einkaufen?«
»Keine Ahnung«, meinte Natascha. »Ich war nie dabei.«
Isabel setzte sich zu ihr. »Kann ich dich mal was fragen?«
»Das machst du sowieso dauernd.«
»Stört es dich?« Isabel nahm einen großen Schluck von ihrem Cappuccino, dann stellte sie ihre Tasse auf dem Couchtisch ab. »Irgendwen muss ich schließlich fragen, oder? Die Riesenauswahl habe ich leider nicht. Harry weiß zum Beispiel überhaupt nichts. Er meinte, er hätte praktisch kaum mit mir geredet die ganzen Monate.«
Natascha verdrehte die Augen. »Im Grunde kann ich dir auch nicht viel sagen. So gut kenne ich dich auch wieder nicht. Warum lässt du nicht einfach ein paar Wochen ins Land gehen und vertraust darauf, dass du dich bald erinnerst?«
»Das habe ich schon gemacht. Der Unfall ist fast drei Wochen her. Und ich weiß immer noch nicht so viel.« Isabel schnippte zur Demonstration mit den Fingern.
»Du bist mit einem wirklich heißen Typ verlobt, das halte ich schon mal für einen echten Gewinn.«
Isabel merkte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. »Das ist genau der Punkt, zu dem ich dich was fragen wollte.«
Natascha seufzte. »Dann frag halt.«
»Diese Raphaela …«
»Vergiss das schwarzhaarige Luder einfach. Er hat sie aus seinem Leben gestrichen.«
»Warum haben die beiden sich getrennt? Sie ist sehr hübsch!«
»Das ist er auch. Manchmal passen zwei Leute einfach nicht zusammen. Es kann an allem Möglichen liegen. Geld, Alkohol, Sex …«
»Sex?«
»Tja … Wenn du mich so fragst – wieso nicht? Völlig unwahrscheinlich kommt es mir nicht vor.« Natascha wiegte den Kopf. »Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr denke ich, das könnte der Grund gewesen sein.«
Isabel schluckte. »Es … Ähm … Er wollte wohl öfter als sie, oder? War es ihr zu viel?«
»Hm … Nein. Zu oft, das ist in meinen Augen kein Grund zum Trennen. Höchstens zu wenig. Oder was Perverses.« Natascha hielt inne und blickte über Isabels Schulter zur Tür. »Hallo, Fabio.«
»Hallo.« Fabio stand in der offenen Tür, und Isabel fragte sich bange, was er von der Unterhaltung gehört hatte. Sein Gesichtsausdruck war wie immer unergründlich.
»Es kann losgehen«, sagte er. »Wo ist Harry?«
»Der macht wahrscheinlich das, was er schon den ganzen Tag macht«, sagte Natascha.
»Und das wäre?«
»Sich drücken. Und zwar nicht unbedingt nur vor der Arbeit.«
»Dann fangen wir ohne ihn an«, sagte Fabio. Er nahm die Schürze vom Wäschekorb und band sie sich um. Isabel gab sich alle Mühe, unbeteiligt dreinzuschauen, doch bei seinem Anblick fiel es ihr schwer. Eigentlich hätte es ihr grotesk vorkommen müssen, dass er über dieser abgeschnittenen Jeans und dem Polohemd eine lange Kochschürze trug, doch es sah einfach nur … gut aus. Sehr, sehr gut. Weiß stand ihm ausgezeichnet.
Warum hatten die beiden sich getrennt?
Wie ein Schaf trottete sie hinter ihm her in die Küche, die beiden leeren Cappuccinotassen vor sich hertragend. Sie stellte sie in einer der Spülen ab und gab sich dabei Mühe, nicht ständig auf seine nackten Waden und den Hintern in der gut sitzenden Jeans zu starren. Beides war
Weitere Kostenlose Bücher