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Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Titel: Der Montagsmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Stirn.
    »Das war gerade mieses Benehmen«, stellte Harry fest. »Und eigentlich bist du sowieso ein ziemlicher Scheißkerl, hab ich dir das schon mal gesagt?«
    Fabio war nicht danach, sich gut zu benehmen. Er wollte sich wie ein Scheißkerl benehmen! Warum auch nicht, wenn er sich sowieso schon wie einer fühlte!
    Am liebsten hätte er ein paar von diesen hübsch gefältelten Damastdeckchen, die Isabel überall dekoriert hatte, runtergerissen und mit den Füßen darauf herumgetrampelt. Vielleicht hätte es ihm geholfen. Vielleicht ginge es ihm überhaupt besser, wenn hier nicht alles so beschissen klasse geworden wäre, nur weil sie es hingekriegt hatte, aus einem normalen, gehobenen Gastronomiebetrieb etwas zu machen, das schon beim Reinkommen wie ein fürstlicher Gourmettempel aussah.
    »Wusstest du, dass sie Klavier spielt und eine super Stimme hat?«
    Fabio tat so, als hätte er es nicht gehört, obwohl Harry ihm auf dem Fuße folgte und es ihm förmlich ins Ohr rief.
    »Ich hab mir ihren Auftritt letzte Woche angeschaut, Alter. Sie war erste Sahne. Und glaub mir, ich versteh was davon, ich mach schließlich selber Musik, und nicht zu knapp. Aber so gut wie sie würde ich in hundert Jahren nicht werden. Sie müsste hier weder bügeln noch schrubben, noch die Wände putzen. Sie könnte jeden Abend, den Gott werden lässt, auf einer Bühne stehen und klotzig Geld verdienen.«
    Fabio fuhr zu ihm herum. »Dann sag ihr das doch! Vielleicht geht sie dann ja!« Er hatte seine Stimme gedämpft, denn von nebenan war alles, was in der Küche geredet wurde, ganz gut zu hören.
    Natascha und Isabel hatten den Fernseher laufen, aber die Tür zum Aufenthaltsraum war nur angelehnt, und wenn er hier herumbrüllte wie vom Affen gebissen, würde ihnen das kaum entgehen.
    »Vielleicht sag ich es ihr ja noch«, meinte Harry leichthin.
    Fabio bedachte ihn mit düster drohenden Blicken. »Wenn du meinst, dass sie woanders besser dran ist – tu es doch!«
    »He, Alter, lass mich leben, ja? Ich kenne dein Problem. Mach das erst mal mit dir selber klar, dann ist alles ganz easy, glaub mir.«
    Auf diese ominöse Bemerkung ging Fabio nicht ein. Mit ärgerlich zusammengepressten Lippen wandte er sich ab und holte eine Stiege Gemüse aus der Vorratskammer. Arbeit hatte ihm immer noch am besten geholfen, mit Stress fertig zu werden.
    Je näher der Eröffnungsabend rückte, umso aufwändiger wurden die Probedinner. Die Gänge wurden zahlreicher, die Gerichte raffinierter, die Zutaten teurer. Mittlerweile standen die Gerichte, die fest ins Repertoire aufgenommen werden sollten, weitgehend fest, aber Fabio war dabei, für den ganzen folgenden Monat jeweils unterschiedliche Tagesgerichte auszuarbeiten, durch die sie sich seit einigen Tagen kochten, teilweise bereits mit den neuen Leuten vom Küchenteam.
    Harry räusperte sich und deutete auf eines der weit offenen Fenster. »Ich glaube, da kommt hochherrschaftlicher Besuch.«
    Fabio folgte Harrys ausgestrecktem Arm mit seinen Blicken und musste blinzeln, um ein zweites Mal hinzuschauen, weil er zuerst seinen Augen nicht trauen wollte.
    Doch sie war es tatsächlich. Daphne. Die rothaarige Freundin. Oder genauer, die Frau, die Isabel für ihre Freundin gehalten hatte.
    Sie stieg aus demselben angeberischen Schlitten, mit dem sie vor ein paar Wochen schon hergekommen war. In ihrem edel schimmernden, flaschengrünen Kostüm kam sie über den Parkplatz in Richtung Eingangstür gestöckelt. Sie war allein; von diesem blonden Arschloch Erik war weit und breit nichts zu sehen.
    Fabio fühlte sein Herz stakkatoartig gegen seine Rippen hämmern. Alle Eindrücke von außen schienen sich zu belanglosen Randerscheinungen zu verflüchtigen. Harry, der mit dem Messer dastand wie eine Statue und dümmlich nach draußen glotzte. Die Musik, die nebenan dudelte, die leisen Stimmen von Natascha und Isabel.
    Isabel …
    »Das war’s dann wohl«, sagte Harry.
    Fabio hatte den vagen Eindruck, dass es bedauernd klang, doch darin täuschte er sich bestimmt. Harry war von ihnen allen doch am meisten daran gelegen, dass Isabel endlich auf den Trichter kam , wie er es nannte. Dass sie ihre Vergangenheit wiederfand und erfuhr, wer sie war und woher sie kam. Jedenfalls hatte Fabio das bisher immer angenommen.
    »Auch das noch«, fuhr Harry fort.
    Auf dem Parkplatz fuhr ein weiterer Wagen vor. Es war Giulios Jaguar. Er bremste scharf vor Daphne ab, und Raphaela stieg aus, mit derselben Grandezza wie die andere

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