Der Montagsmann: Roman (German Edition)
unerwünschte Besucherin, die vor ihr eingetroffen war.
»Das ist jetzt wie in einem bescheuerten Film«, sagte Harry. »Nur ein Blödmann von Drehbuchautor kann sich solche Sachen ausdenken. Wie kann so was in echt passieren?«
Fabio hörte nicht zu. Er sah, wie Raphaela die andere Frau kurz und unauffällig taxierte, bevor sie sich hochmütig abwandte und ebenfalls auf den Eingang zuhielt.
»Alter, ich würde sagen, jetzt geht es hier gleich rund. Es sei denn, du machst was.«
Als wäre sein Adrenalinspiegel nicht schon bis zum Anschlag hochgeschossen, öffnete sich just in diesem Moment die Tür zum Nebenraum, und Isabel kam zum Vorschein.
»Ich bin mit Bügeln fertig und wollte fragen, ob ich Pesto machen soll. Harry, du hast doch zu mir gesagt, Pesto wäre eine Wissenschaft für sich, und ich denke, es wird Zeit, dass ich es lerne …« Sie hielt inne und schaute aus dem Fenster. Raphaela geriet soeben außer Sicht. Sie erreichte den Eingang schneller als Daphne, die ein paar Schritte vor dem Portal stehen blieb und prüfend an der Fassade hochblickte.
»Was will sie hier?«, fragte Isabel. Ihre Stimme klang ruhig, aber Fabio bemerkte das winzige Zittern.
»Wer?«, fragte er mit angehaltenem Atem.
»Deine Ex.« Diesmal war ihr Ton nicht mehr ruhig, sondern eindeutig aufgebracht.
»Ich … weiß nicht«, sagte er, obwohl er mehr als eine leise Ahnung hatte, worum es gehen könnte.
»Wer ist die andere?«, fragte Isabel. Ihre Augen verengten sich, während sie Daphne fixierte, die immer noch draußen vor dem Eingang stand.
»Eine Kundin«, hörte Fabio sich sagen. Isabel hatte sie nicht erkannt! Er spürte Harrys anklagende Blicke im Rücken, als er zur Tür eilte. »Ich werde mal rausgehen, um alles Nötige mit ihr zu besprechen.«
»Wirst du auch mit Raphaela sprechen?«
»Äh … vielleicht nachher.«
Er eilte hinaus und in den Gang, der an den Gast- und Wirtschaftsräumen vorbei zum Eingangsbereich führte.
Raphaela kam ihm auf halber Strecke entgegengestöckelt. Sie strahlte, als sie ihn sah. »Schön, dass du da bist!«
»Keine Zeit, scusi .« Er ging hastig an ihr vorbei in Richtung Vestibül, wo soeben das rothaarige, katzenäugige Schreckgespenst erschienen war und sich suchend umschaute.
I sabel starrte auf die langsam zufallende Küchentür. Sie hatte die Hände so fest zu Fäusten geballt, dass ihre Nägel sich schmerzhaft in die Haut bohrten.
»Gib mir bitte ein Messer«, sagte sie zu Harry.
»Ich weiß nicht, ob das die passende Lösung ist«, sagte er.
»Womit soll ich sonst die Kräuter für das Pesto klein schneiden?«
»Äh … Ach so.« Er reichte ihr ein scharfes Messer und schob ihr das Brett mit den frisch abgezupften Basilikumblättern hin. »Wenn du willst, schneide ich es für dich klein. Ach so, ja, man muss es überhaupt nicht klein schneiden, die Kräuter kommen in den Mixer, jedenfalls, wenn wir Pesto machen. Es gehört sowieso noch Öl dazu, und ein paar andere Zutaten auch.«
Sie hörte nicht auf ihn, sondern hackte auf die Kräuter ein, als gelte es ihr Leben, sie klein zu kriegen.
In ihr brodelte es. Anscheinend brauchte er ständig Weiber, um die er herumscharwenzeln konnte! Nicht nur, dass er sofort losraste, wenn eine blöde Kundin hier auftauchte! Nein, es musste auch schon wieder Raphaela sein! Was wollte die blöde Zicke ständig hier? Sie kam diese Woche schon das zweite Mal her, bloß, um ihre Nase überall reinzustecken und hinternschwingend durch das ganze Haus zu stolzieren! Und die größte Frechheit war, dass sie dabei so tat, als würde sie nur mal eben aus alter Freundschaft vorbeischauen! Isabel hätte ihr am liebsten den Hals umgedreht. Mittlerweile wusste sie, dass es da wohl einen Hochzeitstermin gab, mit diesem komischen Cousin von der Camorra, doch die Art und Weise, wie Raphaela hier auflief und ihren Ex und das neue Schwarze Lamm förmlich mit Blicken auffraß, riefen beträchtliche Zweifel in Isabel wach, dass Raphaela wirklich daran interessiert war, besagten Termin auch einzuhalten.
»Du solltest auf deine Finger aufpassen«, sagte Harry besorgt.
»Wozu denn? Auf ein oder zwei Pflaster mehr kommt es doch auch nicht an!«
»Mit Pflastern an den Fingern kannst du nicht so gut Klavier spielen.«
Vorübergehend abgelenkt, ließ sie das Messer sinken. »Kommst du wieder zu meinem Auftritt?«
»Aber hundertpro!« Er strahlte sie an und sah dabei mit seinem kurzen blonden Stoppelhaar und dem schmalen Gesicht so sehr wie ein
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