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Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Titel: Der Montagsmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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leider noch vergeben war.« Eriks Miene hellte sich auf. »Ich könnte sie jetzt fragen!«
    »Tu das«, empfahl Isabel ihm. »Aber nicht hier. Ich brauche Ruhe.«
    »Natürlich«, sagte Erik. »Und vergiss nicht, auch das Gute daran zu sehen.«
    »Was meinst du?«, fragte Isabel erschöpft. Sie konnte nicht verhindern, bei seiner Bemerkung automatisch an Fabio zu denken. Ob er darauf hinauswollte?
    Wollte er nicht, wie sich gleich darauf herausstellte.
    »Na, jetzt kannst du die ganze Hochzeitsplanung wieder absagen«, meinte Erik, schon im Hinausgehen. »Du hast doch gesagt, wie sehr dich das stresst. Wiedersehen!«
    N achdem die beiden verschwunden waren, sagte Isabel sich, dass sie aufstehen und im Haus nach dem Rechten stehen sollte, doch sie brachte es nicht fertig. Eine seltsame Mattigkeit hielt sie gefangen. Es war fast so, als hätte sie ihre ganze Kraft damit verbraucht, ihr Gedächtnis wiederzufinden. Ein Wort fiel ihr ein, das Doktor Mozart ausgesprochen hatte. Psychogen . Ja, das war sicher der Hauptgrund für die verlängerte Amnesie. Sie hatte sich nicht an ihr früheres Leben erinnern wollen, denn das hätte bedeutet, sich Erik und Daphne stellen zu müssen. Und ihrer eigenen Hochzeit. Ob sie ihn wirklich geheiratet hätte, wenn sie die beiden nicht in der Hochzeitssuite belauscht hätte?
    Isabel horchte in sich hinein und fürchtete, sich selbst die Antwort auf diese Frage schuldig bleiben zu müssen. Aber nach wenigen Augenblicken sah sie ein, dass es müßig war, noch darüber nachzudenken. Es hatte keinen Sinn, sich über alternative Kausalverläufe den Kopf zu zerbrechen. Nicht, wenn das alles sowieso Schnee von gestern war.
    Denn in diesem Fall hätte sie sich auch überlegen müssen, ob es mit Fabio hätte klappen können, wenn sie sich unter anderen Umständen kennen gelernt hätten. Oder wenn sie sich nie erinnert hätte und bei ihm geblieben wäre. Nach dem Motto: Und wenn sie nicht gestorben sind …
    Mit solchen Fragen konnte und wollte sie sich nicht beschäftigen! Sie war reingelegt worden, aber jetzt hatte sie ihr Leben wieder! Ihr richtiges Leben! Dieser ganze Was-wäre-wenn -Kram war höchstens was für hoffnungslose Romantiker. Oder für Karnickel. Und vor allem für naive Blondchen, die sich nicht mit den Realitäten abfinden konnten und die nicht einsehen wollten, dass es überall nur so wimmelte von Lügnern, Betrügern und Ausbeutern.
    Ich bin zwar blond, aber nicht blöd, dachte Isabel, während sie unweigerlich dem Schlaf entgegendriftete. Aber was, verdammt noch mal, war sie dann? Wieso war sie überhaupt erst auf diese blond-blöde Was-wäre-wenn -Frage gekommen? Und weshalb, zum Teufel, fing sie auf einmal an, in Gedanken zu fluchen? Das war doch gar nicht ihre Art! Oder?
    Zum Glück war sie zu müde, um darüber nachzudenken. Ihr fehlte sogar die Kraft, aufzustehen und das Licht auszumachen. Binnen weniger Sekunden war sie eingeschlafen.
    D er Wecker hatte am nächsten Morgen einen anderen Klang als sonst, und es dauerte eine Weile, bis Isabel merkte, dass der Wecker gar kein Wecker war, sondern das Telefon. Es klingelte beharrlich, doch Isabel weigerte sich, auch nur die Augen zu öffnen. Sie hatte einen entsetzlichen Traum gehabt …
    Gleich darauf wurde ihr klar, dass es kein Traum gewesen war. Stöhnend griff sie nach einem Kissen und zog es sich übers Gesicht, während das Telefon klingelte und klingelte.
    »Hör auf!«, murmelte sie. Im nächsten Augenblick herrschte Stille, und Isabel nahm verblüfft das Kissen von ihren Augen. Blinzelnd sah sie sich um. Ja, das war ihr Wohnzimmer. Weit und breit keine Blümchentapete. Kein Schwarzes Lamm . Kein Kaffeeduft, der von der Restaurantküche im Untergeschoss bis herauf in den zweiten Stock zog und sie nach unten lockte, zu den anderen, die schon mit dem Frühstück auf sie warteten.
    Ein wildes Tier mit harten Krallen wollte sich anschicken, ihr Inneres zu zerfetzen, genau wie am Abend zuvor.
    Hör auf, befahl sie ihm. Doch es half nichts. Anders als das Telefon ließ sich der Schmerz nicht wegkommandieren. Und den Kaffee musste sie sich auch selbst kochen.
    Das Sofa war bequem, doch zum Schlafen eignete es sich nur eingeschränkt. Ihr Nacken und ihr Rücken taten ihr weh, als sie mit steifen Beinen in die Küche taperte und die Kaffeemaschine in Gang setzte. Nur am Rande fiel ihr auf, dass sie dasselbe Gerät besaß wie Fabio im Schwarzen Lamm , bloß eine Nummer kleiner. In Sachen Kaffeekochen waren sie beide Profis,

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