Der Montagsmann: Roman (German Edition)
noch sagen wollte … Du und ich … Wir beide …«
Sie sparte sich die Antwort. Ein Wir beide gab es nicht, hatte nie existiert. Jedes Wort, das sie noch an ihn verschwendet hätte, wäre zu viel gewesen. Ohne ihn noch einmal anzublicken, ging sie an Erik vorbei ins Haus und warf die Tür hinter sich zu.
S ie ging ins Wohnzimmer und war nicht überrascht, Daphne dort vorzufinden. Sie kam Isabel mit ausgestreckten Armen entgegen.
»Liebes! Endlich bist du wieder unter den Lebenden! Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht!«
Isabel wich ihr aus und ließ sich der Länge nach aufs Sofa fallen. Fabio hatte gelogen, dass sich die Balken bogen, aber in einem Punkt hatte er Recht gehabt: Sie musste sich hinlegen. Merkwürdigerweise waren die Kopfschmerzen inzwischen fast völlig verschwunden, aber dafür fühlte sie sich bis in die Knochen erschöpft.
»Was macht ihr beide eigentlich hier?«, wollte sie wissen.
Komisch, dachte sie. Eigentlich sollte es mich interessieren. Aber das tat es nicht. Es war ihr absolut gleichgültig. Alles, was sie im Augenblick wollte, war ihre Ruhe.
»Wir haben nach dem Rechten geschaut«, sagte Daphne. »Schließlich hast du mir mal einen Schlüssel für das Haus gegeben. Irgendwann musste ja die Post reingeholt werden. Und die Blumen waren auch schon ganz vertrocknet. Ich habe mich nur um dein Eigentum gekümmert!«
»Wie lange? Die ganzen vier Wochen? Habt ihr wenigstens mein Bett frisch bezogen?«
»Wofür hältst du mich?«, fragte Daphne beleidigt. »Ich dachte, du bist auf Sylt! Und dann warst du … nirgends! Du ahnst nicht, was ich rumtelefoniert habe!«
»Aber du hast mich nicht als vermisst gemeldet.«
»Du bist schon mal für ein paar Wochen verschwunden«, sagte Daphne. »Damals, als Erik mit dieser …«
»Du hast Recht«, fiel Isabel ihr ins Wort. »Also betrachte es einfach als unglückselige Wiederholung früherer Vorkommnisse. Was es im Grunde ja auch war.« Sie legte die Hand über die Augen und wünschte, diese Unterhaltung wäre schon vorbei.
Erik stand in der Wohnzimmertür. »Wie geht es dir?«
»Es würde mir entschieden besser gehen, wenn ihr beide verschwindet und mich in Frieden lasst.«
»Wie kannst du das sagen!« Daphne eilte zu ihr und schaute eindringlich auf sie herab. »Freust du dich denn gar nicht, Erik wiederzusehen?«
»Nein«, sagte Isabel wahrheitsgemäß.
»Das liegt nur daran, dass du dein Gedächtnis verloren hast! Dieser italienische Möchtegern-Starkoch hat mir davon erzählt! Eine unglaubliche Geschichte!«
»Sie stimmt. Oder genauer: Sie hat gestimmt. Ich habe mich inzwischen wieder erinnert. Und zwar an alles .«
»Oh«, sagte Daphne. Sie senkte die Lider und trat einen Schritt zurück.
»Sind das Manolos, die du da trägst?«, fragte Isabel. »Hast du dir die gleichen gekauft wie ich?«
»Ähm …«
»Sag es nicht«, sagte Isabel. »Ihr habt fünf Minuten. Oder nein, drei. Drei sind mehr als genug. Holt eure Siebensachen und verschwindet. Aber zieh vorher meine Schuhe aus.«
Daphne rauschte mit verbissener Miene hinaus und zur Treppe.
»Und lass die Schlüssel hier!«, rief Isabel ihr nach.
Erik blieb unbewegt in der Tür stehen.
»Was ist mit dir?«, fragte Isabel. »Willst du nicht dein Zeug packen gehen?«
»Es sind nur ihre Sachen, die geholt werden müssen«, sagte Erik. »Ich bin bloß gekommen, um ihr zu sagen, dass ich dieses Spiel nicht mitmache. Spätestens morgen hätte ich dich da rausgeholt.«
Isabel nahm die Hand von den Augen und schaute ihn an. »Warum?«
Er schüttelte den Kopf. »Nicht, um dich zu heiraten, keine Sorge. Die Idee mit der Hochzeit war sowieso nicht so berauschend. Das wurde mir schon während der Planung klar. Ich nehme an, dir ging es nicht viel anders.«
»Da muss ich dir zustimmen. Bleibt nur die Frage, warum du mir überhaupt einen Antrag gemacht hast.«
»Ach, keine Ahnung. Du warst immer so nett und süß und kultiviert, und ich hatte mich richtig dran gewöhnt, mit dir auszugehen und in Urlaub zu fahren. Und mein Steuerberater fand die Idee auch ganz ausgezeichnet.«
»Weil du damit Steuern sparen kannst oder weil du dich an der Börse verspekuliert hattest?«
Er wurde rot. »Ich hatte dich wirklich gern!«
»Aber verknallt warst du immer in Daphne.«
Er hob die Schultern. »Was soll ich sagen? Ich kann’s nicht ändern. Sie ist ein Biest, aber ich bin verrückt nach ihr.«
»Warum hast du dann nicht sie gefragt, ob sie dich heiraten will?«
»Weil sie zu der Zeit
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