Der Montagsmann: Roman (German Edition)
früher nicht, bevor sie Fabio kennen gelernt hatte …
Damit war sie schon wieder bei dem Thema, an das sie nicht denken wollte.
Sie beschloss, sich abzulenken, und ging unter die Dusche. Anschließend hatte sie Grund, das Bad nochmals zu putzen, das half für eine weitere Viertelstunde. Danach musste die fertige Wäsche in den Trockner, und dann rief sie den Gärtner an, weil dringend der Rasen gemäht und die Rabatten gedüngt werden mussten.
Dabei fiel ihr ein, dass die neu angelegten Rabatten vor dem Schwarzen Lamm auch noch eine ordentliche Ladung Dünger hätten vertragen können, und in die Auffahrt zu den Parkplätzen musste noch Kies gestreut werden, davon hatte Fabio gestern Morgen erst gesprochen … Verflucht, sie dachte schon wieder dran! Wann hörte das endlich auf?
D er Gärtner hatte erst in der nächsten Woche wieder einen Termin frei, und Isabel sagte sich, dass in dieser Zeit die Rabatten vollkommen verwildern würden, wenn sie nichts dagegen unternahm.
Sie hatte das große Hauptbeet vor dem Haus schon zur Hälfte von Unkraut befreit, als sich hinter ihr jemand räusperte. Isabel fuhr herum und ließ um ein Haar den Eimer fallen, in dem sie die ausgerupften Gewächse für die Biotonne sammelte.
»Hallo«, sagte Natascha. Sie stand draußen vor dem Gitter der Einfahrt und schaute zu Isabel in den Vorgarten. »Na, wenn da nicht jemand fleißig ist! Hätte ich jetzt echt nicht gedacht, dass du deine Gärtnerarbeiten selbst machst!«
»Und ich hätte nicht gedacht, dass du überhaupt denkst«, gab Isabel zurück, während sie vergeblich versuchte, ihren beschleunigten Herzschlag unter Kontrolle zu bringen. Aus den Augenwinkeln lugte sie seitlich über die Mauer, doch dort war niemand zu sehen. Offenbar war Natascha allein gekommen.
Das Tor war offen. Nachdem Erik und Daphne gestern gegangen waren, hatte niemand sich die Mühe gemacht, es zu verschließen. Natascha kam in den Vorgarten und reichte ihr eine große Plastiktüte.
»Hier, das hast du im Schwarzen Lamm vergessen.«
Isabel brauchte nicht in die Tüte zu schauen, um zu wissen, dass es sich um die wenigen Habseligkeiten handelte, die sie im Laufe der letzten Wochen gekauft hatte. Lauter Zeug, das sie normalerweise nie eines zweiten Blickes gewürdigt hätte.
Steck es in die Altkleidersammlung, wollte sie sagen. Doch sie brachte es aus unerklärlichen Gründen nicht über die Lippen. Abrupt warf sie die Tüte hinter sich aufs Beet.
»Danke«, sagte sie kühl. »Ich nehme an, das war’s. Tschüss.«
»Ups, da ist jemand sauer auf mich, oder?«
Isabel wandte sich ab und fuhr fort, büschelweise Löwenzahn und Klee aus der Erde zu rupfen und in den Eimer zu werfen.
»Das mit der Putzfrauenlegende war ein bisschen mies von mir«, räumte Natascha ein. »Aber du musst zugeben, dass du eine kleine Lektion vertragen konntest, so zickig, wie du dich vorher benommen hast! Meine Güte, so ein Snob wie du ist uns vorher noch nie über den Weg gelaufen!« Sie sah sich anerkennend um. »Nette Hütte hast du hier. Gekauft oder geerbt?«
»Es ist mein Elternhaus«, sagte Isabel.
Natascha warf einen Blick auf die offene Garage und schnalzte mit der Zunge, als sie den Porsche sah.
»Deine Eltern müssen schwer bei Kasse sein. Ist das ihr Wagen da drüben?«
»Er gehört mir. Meine Eltern sind tot.«
»Oh, tut mir Leid. Meine übrigens auch. Ich bin in einem Waisenhaus aufgewachsen.«
Falls sie damit beabsichtigt hatte, bei Isabel auf die Jammertour zu punkten, hatte sie sich verkalkuliert. Isabel schwieg verbissen, während sie den Eimer in die Garage zur Biotonne trug und mit wütendem Schwung das Unkraut hineinkippte. Sie überlegte, ob sie vielleicht bereits heute den Rasen mähen sollte. Zum einen konnte er es dringend vertragen, und zum anderen würde es dabei so laut zugehen, dass Natascha zwangsläufig mit ihrem Gequassel aufhören musste. Doch ihr taten jetzt schon die Schultern und Arme weh. Nicht, weil sie sich beim Unkrautjäten überanstrengt hatte, sondern weil sie nur ein dünnes Top trug und vergessen hatte, sich mit Sunblocker einzureiben. Die Mittagssonne knallte ungehindert auf das große Beet neben der Einfahrt, und vermutlich hatte sie ihr nicht nur die Haut verbrannt, sondern auch das Gehirn ausgedörrt, denn anderenfalls hätte sie Natascha sicherlich zum Teufel geschickt statt zuzulassen, dass sie sich einfach an ihre Fersen klebte und ihr ins Haus folgte.
»Wow«, sagte Natascha, während sie den Eingangsbereich
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